Wenn die Redaktion von bo-alternativ bei der Pressestelle der Stadt Bochum eine Anfrage stellt, erhält sie in aller Regel eine freundliche Antwort. Manchmal wird darin Auskunft erteilt, manchmal wird versucht, etwas zu vertuschen. Auf die am Mittwoch schriftlich gestellte Frage, „wann und wie die Widmung des Josef-Anton-Gera-Platzes am Freitag stattfinden wird“, gab es gar keine Antwort. Bekannt ist, dass um 17 Uhr ein entsprechendes Straßenschild aufgestellt wird. Ort: Alleestr. 142. Am Samstag ruft die Antifaschistische Linke zu einer Demonstration und am Sonntag zu einer Mahnwache im Gedenken an die Ermordung von Josef Anton Gera auf:
»Am kommenden Samstag, den 15.10.2022, findet eine Demonstration in Gedenken an Josef-Anton Gera statt. Gera war ein homosexueller Mann, der vor 25 Jahren auf dem ehemaligen Krupp-Gelände von Neonazis so stark verletzt worden ist, dass er am 16.10.1997 an seinen Verletzungen im Krankenhaus verstarb. Der Grund für seinen Tod war seine Homosexualität.
Das Gericht verkannte den schwulenfeindlichen Hintergrund der Tat. Die beiden Täter hatten nicht nur extrem rechte Symbole in ihren Wohnräumen, sondern brüsteten sich im Nachhinein damit, Gera aufgrund seiner sexuellen Orientierung erschlagen zu haben.
„Nachdem wir bereits im letzten Jahr auf die Straße gingen und die Stadt Bochum dazu aufforderten zur Tat Stellung zu beziehen, wird nun am morgigen Freitag der Josef-Anton Gera Platz an der Alleestraße eingeweiht“, so Sandra Isenbroich, Pressesprecherin des Organisationsteams der Demonstration. “Trotzdem fehlt weiterhin eine offizielle Anerkennung der Tat als rechtsmotiviertes und homfeindliches Verbrechen, wir sehen bis dato nur eine der im letzten Jahr gestellten Forderungen somit als erfüllt an”, so Isenbroich weiter.
Daher machen wir erneut auf die im letzten Jahr formulierten Forderungen aufmerksam:
- Josef Anton Gera muss offiziell als Opfer rechter Gewalt in der jüngeren Geschichte der Stadt anerkannt werden.
- Die Stadt Bochumm muss über den durch Nazis verübten Mord an Josef Anton Gera auf der offiziellen Homepage der Stadt aufklären.
- Die bisher geleistete Gedenkarbeit durch lokale Antifaschist*innen soll von offizieller Seite aus anerkannt und die vor zehn Jahren angebrachte Gedenktafel am Westpark anerkannt werden.
- In Gedenken an Josef Anton Gera soll ein Platz im Innenstadtbereich benannt werden.
- Die Stadt Bochum soll ein Mahnmal gegen rechte Gewalt, soziale Ausgrenzung und Homophobie installieren.
Die Demonstration beginnt um 14 Uhr vor dem Bochumer Hauptbahnhof und endet auf dem dann hoffentlich eingeweihten Josef-Anton Gera Platz. Am Sonntag findet um 11:00 Uhr eine Mahnwache in Gedenken an Gera am Eingang des Westparks (Gewerkschaftshaus) statt, dort wo vor elf Jahren eine Gedentafel ungefragt angebracht wurde.
Unser Schreiben an den Stadtrat: https://antifabochum.noblogs.org/2022/07/josef-anton-gera-schreiben-an-bochumer-stadtrat/«