Donnerstag 30.06.22, 11:42 Uhr

Vortrag, Künstlerische Intervention und Diskussion über Kriegerdenkmale 5


Kopfloses Kriegerdenkmal in Langendreer mit der Inschrift: „Einst kommt der Tag da alle Welt euren Ruhm verkünden wird! „

Das Fritz Bauer Forum lädt am Donnerstag, den 7. Juli um 19 Uhr im Q1, Halbachstraße 1 zu einer Veranstaltung ein mit dem Titel ‚“In Gedenken an einen Rassisten“ – An was wollen wir erinnern? Was wollen wir vergessen?‘: »In Zeiten von Geschichtsrevisionismus sind es diese grundlegenden Fragen, mit denen wir uns als Gesellschaft befassen müssen. Wollen wir Rassismus und Faschismus durch große Denkmäler weiterhin Platz in unseren Städten einräumen, wollen wir sie verstecken oder sollten wir nicht wenigstens die Umformung dieser Denkmäler zu Orten der Begegnung, des Widerstands, der Kunst und Kultur und des Miteinanders fordern?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben wir zwei Personen eingeladen, die sich seit Jahren mit Kriegerdenkmälern befassen: Klaus-Peter Klauner (Brühl) und Wolfram Kastner (München).

„Baut die Kriegerdenkmäler ab! Erschafft aus eben diesem Material zivile Friedens- und Versöhnungsmale mit den Betroffenen auf allen Seiten – gedenkt der Opfer und zugleich der Menschen, die sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit eingesetzt haben, über alle Grenzen und Zeiten hinweg.”
⏤ Klaus-Peter Klauner

“Ich bin zum Gehorsam erzogen wie alle in diesem Land. Aber ich kann nicht wegschauen.”
⏤ Wolfram Kastner

Klaus-Peter Klauner (Journalist, Köln), geboren 1952 in Norddeutschland, studierte Nachrichtentechnik in Bingen (Rhein) und arbeitete ab 1979 im Bereich Film- und Videotechnik beim WDR. 1993 ist er neben Monika Hauser beteiligt an der Gründung der Frauenrechtsorganisation medica mondiale, ihr gemeinsames Leben dreht sich bereits ab diesem Zeitpunkt um Themen wie Krieg, sexualisierte Gewalt und patriarchale Strukturen. Ab 2000 beginnt Klauner mit einem erneuten Studium, diesmal im Bereich der Sozialpädagogik. Nach seinem Eintritt in den Vorruhestand 2014 widmet er sich erneut den Themen Krieg und Gewalt, diesmal zunächst in der eigenen Familiengeschichte. Auf dieser Basis entsteht die Internetseite kriegerdenkmal.org, auf der sich Klauner bis heute umfangreich mit Kriegerdenkmälern auseinandersetzt und für einen Wandel der deutschen Erinnerungskultur eintritt.

Wolfram Kastner (Künstler, München), geboren 1947 in München, studierte Germanistik, Psychologie, Kunstgeschichte und Soziologie an der Akademie der Bildenden Künste in München. Ab 1979 als freischaffender Künstler tätig, erregte er durch öffentliche Aktionskunst und Interventionen Aufsehen. Dieses erreichte 1994 einen Höhepunkt mit der Aktion zur Erinnerung an die Bücherverbrennungen von 1933. Nach der Tätigkeit als Dozent an unterschiedlichen Hochschulen, setzte sich Kastner intensiv mit der NS-Geschichte auseinander. Für seine Arbeit gegen die Verdrängung der NS-Verbrechen aus dem öffentlichen Bewusstsein erhielt  er 2011 den Hans-Frankenthal-Preis des Internationalen Auschwitz-Komitees. Weiteres Aufsehen erregte Kastner durch seine Aktionen 2015 und 2016, indem er das Denkmal für den Wehrmachtsgeneral Jodl künstlerisch veränderte.

Diskussionsleitung

Tobias Fetzer M.A. (Historiker, Fritz Bauer Forum, Bochum), studierte Religions- und Geschichtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Sein Forschungsschwerpunkt waren hier die sozialen Bewegungen der Neuzeit. In seiner Masterarbeit untersuchte er, wie Akteure aus Stadt, Staat und sozialer Bewegung an die Zeit der Hausbesetzer*innenbewegung in Bochum erinnern. Die Auseinandersetzung mit der Erinnerung an diese Bewegung ist auch Thema seines 2020 begonnenen Dissertationsprojekts Im Fritz Bauer Forum ist er, neben Recherchearbeiten, für die virtuelle Umsetzung des Projekts „Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich feindliches Ausland“ verantwortlich.«

Ort: Q1 – Eins im Quartier, Halbachstraße 1
Einlass: 18.30 Uhr Ende: 20.30 Uhr
Kostenloser Eintritt
Maskenpflicht bitte beachten.


5 Gedanken zu “Vortrag, Künstlerische Intervention und Diskussion über Kriegerdenkmale

  • Franz67

    Au Backe, wieder mal Geschichtsbetrachtung von oben. Da werden Herrschaften aus Münster und Köln herangekarrt, um die Wichtigkeit und Richtigkeit im Umgang mit faschistischen Denkmälern zu diskutieren, als ob die damalige radikale Linke nicht bewiesen hat, dass „ihr Kopf groß genug“ (Ton, Steine, Scherben) ist, um zu denken und handeln.
    ProtagonistInnen, AkteurInnen und andere involvierte ZeitzeugInnen dürfen jetzt zuschauen und eventuell mitdiskutieren. LoL.
    Das nenn ich mal hegemoniale Geschichtsschreibung, weit weg von Oral History und Basis-Bewegung. Hier zeigt sich wie weit weg dieses Institut und seine Angestellten vom „Widerstand“ in Bochum und andernorts waren und sind.
    AkademikerInnen kolonialisieren die Welt. Oder anders „das feindliche“ Ausland deutet die lokale Widerstandsgeschichte.

    • Sebastian

      Der Beitrag verwirrt mich ein wenig.
      Die großartigen Bochumer Geschichten wurden anonym durchgeführt und die damaligen AkteurInnen haben sich bisher nicht geoutet. Es könnte nur von oben über Leute und Aktionen geredet werden, die das damals gemacht haben.
      Jetzt werden super interessante Gäste eingeladen, die das nicht anonym machen, sondern öffentlich Kriegerdenkmäler angreifen. Ich finde beide Herangehensweisen richtig. und interessant.
      Sollen wir uns denn nur mit Bochumer Geschichten beschäftigen und nicht auch andere Erfahrungen aufnehmen und reflektieren.
      Wenn Du schreibst, dass die beiden Referenten sich „herankarren“ lassen, ist das unglaublich respektlos. Denkmal darüber nach!

      • Franz67

        Bürgerlich hegemoniale Geschichtsschreibung

        Ja, es ist respektlos gegenüber der eigenen lokalen Geschichte, gegenüber Geschichte der ehemaligen radikalen Linken in dieser Stadt. Vor allem gegenüber den AkteurInnen, die für diese Aktionen Repression riskiert haben. Natürlich sind diese bekannt. Auch ihre Positionen. Auch die Diskurse, die 1983 und 1987 geführt wurden. Auch die weiterer historischen Debatten dazu. Alles homeground.
        Aber wie beim Heusnerviertel. Wenn die AkteurInnen überhaupt befragt werden, dann machen diese dicht gegenüber den anmaßenden, arroganten auftretenden oder rechtsoffenen VerwerterInnen. Aber sie werden zumeist nicht befragt. Da sich die VerwerterInnen weder die Arbeit machen wollen, noch Interesse an nicht vermarktbaren Aussagen hegen.

        Nun hat man kein Interesse zu den Bochumer Ereignissen die TrägerInnen der Widerstandsgeschichte zu hören. Es müssen Künstler aus München und Journalisten aus Köln her. Wow, was für ein klassistisches Ansinnen, derart geadelte Fremdgewächse einzufliegen. Dazu gibt man dann die eigene Narration zu dazugeben. So geht Überschreibung von Widerstandskultur.
        Da spricht die allgemein bekannte hegemoniale Technik der Aneignung soziokultureller und politischer Bewegungspraktiken und Prozesse.

        Deine Argumentation ist Augenwischerei, versteckt hinter angeblichen Wissensdurst und Debattenkultur. Aber Art und Weise der Rahmung und der Exklusions des Authetischen spricht gegen deine Darstellung.
        Die 80er Jahre sind als „Beute“ ausgeschrieben, um umgeschrieben zu werden. Das haben WortWortWort, Johannes Habich und Tobias Fetzer an Hand des Heusnerviertels bewiesen. Die sich als Antifa ausgebenden Gruppen mit ihren Veranstaltungen zu Besetzungen und Josef Gera.
        Es geht einerseits darum sich in der akademischen Karriere die Titelchen, in der Eventkultur das Exotische oder dem Rentnerdasein das nötige Kleingeld zu verdienen. Andererseits sich einen authentische Attitüde für seine autoritäre, bürgerliche „Antifa zu ergaunern. Mangelndes Geschichtsbewusstsein vieler Junger und die Apathie vieler Ergrauter sind sehr hilfreich bei diesen „Making History“.

        Mir ist nicht bekannt, dass die „TäterInnen“ oder auch nur eine Person, die seit 20 Jahre immer wieder das Thema bedient, dazu recherchiert oder publiziert haben uch nur in irgendeiner Weise befragt wurden. Ich glaube Fritz Bauer hätte gesagt: Shame on you!

      • Asterisco

        Das muss man den derzeit sehr aktiven Kommentator:innen hier auf BO-Alternativ lassen: was zu Meckern finden sie immer. Interessanterweise unter verschiedenen Namen, aber mit einem sehr vergleichbaren Duktus. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …

  • Sebastian

    Ich nehme das nicht als Meckerei wahr. Ich vermute, hier ist jemand tief gekränkt, dass er bei den von ihm angesprochenen Themen nicht beachtet wird. In der Einladung wird der Diskussionsleiter der Veranstaltung beschrieben: „In seiner Masterarbeit untersuchte er, wie Akteure aus Stadt, Staat und sozialer Bewegung an die Zeit der Hausbesetzer*innenbewegung in Bochum erinnern. Die Auseinandersetzung mit der Erinnerung an diese Bewegung ist auch Thema seines 2020 begonnenen Dissertationsprojekts.“ Da Franz67 seine Verbitterung über die Verarbeitung dieses Themenbereiches beschreibt, dürfte hier vielleicht ein Hinweis darauf sein, warum er so verbittert ist. Ich freue mich über seine sprachliche Sensibilisierung. Die Referenten werden nicht mehr herangekarrt sondern eingeflogen.

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