Freitag 29.04.22, 09:25 Uhr
Redebeitrag des "Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf" auf der VoNOvia-Demonstration am 23. April 2022 in Bochum

Wohnen muss politisch als Teil der Daseinsvorsorge verankert werden!


Wir skandalisieren heute die Praktiken von Vonovia und Co und damit verbunden, die sich immer mehr zuspitzende Frage des bezahlbaren, angemessenen und sicheren Wohnraums für Alle. Dies gilt spezifisch ausgeprägt auch für Düsseldorf! Das Leben in unserer Stadt ist von steigenden Mieten, vom Verlust von bezahlbarem Wohnraum und Wohnungsnot geprägt!

  • Über die Hälfte der Haushalte in Düsseldorf müssen bereits heute mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen.
  • Die Zahl der Sozialwohnungen sinkt jedoch seit Jahren auf mittlerweile 4,3 % des Wohnungsbestandes.
  • Mieter*innen in privaten Mietshäusern werden zunehmend rücksichtslos mit Mieterhöhungen konfrontiert und verdrängt.
  • Durch Leerstand und Zweckentfremdung werden über 20.000 Wohnungen dem Wohnungsmarkt entzogen.
  • 4.400 Menschen sind wohnungslos, ca. 700 davon leben auf der Straße.

All dies ist Ausdruck dessen, dass in Düsseldorf verschärft seit der Finanzmarktkrise renditeorientierte Immobilieninvestoren den Wohnungsmarkt bestimmen.
Sie kaufen vor allem ehemalige Industrie- und Gewerbegrundstücke.
Sie spekulieren schon mit dem Boden!
Grundstücke mit Baurecht werden nicht selten 3mal verkauft!
Im Ergebnis können sie nur noch durch hochpreisiges Bauen Renditen erzielen, weil allein die Bodenkosten schon 60 bis 70 Prozent der Gesamtkosten ausmachen.
Sie bauen dann vorrangig teure Eigentumswohnungen, Stadthäuser, Mikroappartments und Luxusghettos.
Parallel fressen sich Investoren als Immobilienhaie durch die für sie lukrativen Stadtteile.
Sie kaufen spekulativ Häuser auf, oft von bisher eher sozial orientierten Privatvermieter*innen.
Sie entmieten diese, verdrängen alteingesessene Mieter*innen, oft über Eigenbedarfskündigung oder unzumutbare Baumaßnahmen.
Sie modernisieren die Wohnungen, wandeln sie in hochpreisige Eigentums- oder Mietwohnungen um und zerstören so bezahlbares Wohnen.

Dies ist einer unserer aktuellen Handlungsschwerpunkte, indem wir solche Fälle in Aktionen medienwirksam skandalisieren und betroffene Mieter*innen in ihrem Widerstand unterstützen und vernetzen!!
Und auch in Düsseldorf haben wir Vonovia und LEG.
Gerade in bisher noch preiswerten Wohnquartieren setzen sie ihre am höchstmöglichen Profit für die Aktionär*innen und Investorenfonds ausgerichtete Unternehmenspolitik zulasten der Mieter*innen um.
All dies zeigt, dass der private Besitz und die renditeorientierte Nutzung von Boden und Häusern die Grundlage ist für das renditeorientierte Agieren der Immobilieninvestoren.
Es zeigt zugleich, wie entscheidend kommunaler Bodenbesitz als Grundlage für ein gemeinwohlorientiertes Bauen von bezahlbarem Wohnen ist.

Und es zeigt, dass für ein dem Bedarf entsprechendes bezahlbares und sicheres Wohnen auch der Wohnungsbestand dem Zugriff profitorientierter Immobilienunternehmen entzogen werden muss – z. B. durch ein Vorkaufsrecht der Stadt, wenn private Miethäuser zum Verkauf angeboten werden oder die (eigentlich Wieder-)Vergesellschaftung von ehemals gemeinnützigen Wohnungsbeständen der Wohnungskonzerne.
Es geht darum, den profitorientierten Immobilieninvestoren im wahrsten Sinn des Wortes den Boden und die Häuser zu entziehen!
Wohnen muss politisch als Teil der Daseinsvorsorge verankert werden!!
Wir brauchen in allen Kommunen einen dem Bedarf an bezahlbarem, sicherem und angemessenem Wohnen entsprechenden, gemeinwohlorientiert-gemeinnützig organisierten Wohnungssektor!!
Wir brauchen eine entsprechende Wende in der Wohnungspolitik in Stadt und Land!!!