Dienstag 05.04.22, 21:59 Uhr
Warnstreik im Sozial- und Erziehungsbereich

Das Tarif-Ergebnis muss auch „im Portemonnaie stimmen“


Dem Aufruf zu einer Warnstreikdemonstration des öffentlichen Dienstes im Sozial- und Erziehungsbereich sind heute etwa 1500 Beschäftigte aus dem ver.di-Bezirk Mittleres Ruhrgebiet gefolgt. Auf der Kundgebung vor dem Bochumer Rathaus sprach ver.di Bezirksgeschäftsführer Bernd Dreisbusch die materiellen Sorgen vieler Menschen an und betonte, wie wichtig es in dieser Tarifrunde sei, dass das Ergebnis auch „im Portemonnaie stimme“. Viele Beschäftigte hätten Angst, was die Inflation für ihren zukünftigen Lebensstandart bedeutet. „Wenn Arbeitgeberin und Arbeitgeber mir sagen, dass die öffentlichen Kassen leer sind, dann darf ich fragen, wo kommen denn die 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr so plötzlich und so schnell her?

Ich habe Bedenken, wie es möglich sein wird, mehr Frieden mit mehr Waffen herzustellen und ich darf die Frage stellen, was in diesem Land wichtig ist. Es wird mir schwer fallen, wenn ich einem Kind sagen müsste, deine Erzieherin oder der Sozialarbeiter wird nicht vernünftig bezahlt, aber für einen neuen Panzer ist Geld da.“

Tjark Sauer, für Tarifpolitik zuständiger Gewerkschaftssekretär bei ver.di NRW, beschrieb die absehbaren Entwicklungen im Sozial- und Erziehungsbereich: »Aktuell fehlen bereits 173.000 Fachkräfte im Bereich der Kitas. Das deutsche Jugendinstitut hat ermittelt, dass bis zum Jahr 2025 1,2 Mio Kita-Plätze fehlen und zusätzlich 300.000 Fachkräfte fehlen. Fast die Hälfte der Beschäftigten in der Behindertenhilfe überlegt, den Job zu verlassen, auch in den Kitas ist die Zahl derjenigen, die sich überlegen, den Job zu wechseln, gestiegen. Der Rechtsanspruch auf den offenen Ganztag ab 2026 wird sein Übriges tun. Die Situation der Kolleginnen und Kollegen in der Sozialen Arbeit insgesamt spitzt sich dramatisch zu.«
Die vollständige Rede im Wortlaut.