Sonntag 13.03.22, 14:02 Uhr

Gedenkort Gibraltar: Vorschläge der VVN


Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN – BdA) macht Vorschläge zur Ausgestaltung des Gedenkortes Gibraltar, um an das frühe dortige KZ (Konzentrationslager) im Jahr 1933 zu erinnern und schreibt: »Im Einzelnen soll die vorhandene Bronzetafel versetzt werden, um eine bessere Sicht auf sie zu gewährleisten. Weiterhin soll in deren unmittelbaren Nähe eine Informationstafel geschaffen werden. Außerdem schlägt die VVN vor, in dem Gebäude einen Gedenk- und Erinnerungsraum einzurichten, der über den Naziterror in den zahlreichen Bochumer Misshandlungs- und Folterräumen und dem KZ Gibraltar erinnert.

Um den gesamten Bereich am Ostende des Gebäudes soll ein Bereich geschaffen werden, in dem jederzeit Informationsstände der VVN-BdA Bochum zum Gedenkort aufgebaut werden können und der von kommerziellen Nutzern (z.B. Pommes- oder Eisstände) bei Festen am See (z.B. Kemnade in Flammen) nicht beansprucht werden kann.
Die VVN-BdA Bochum hat ihre Vorschläge bereits in einem Gespräch mit OB Eiskirch und Kulturdezernent Dieckmann vorgestellt. Ein weiterer Termin vor Ort ist vorgesehen.
Die VVN-BdA Bochum ist optimistisch, dass dieser Gedenkort in absehbarer Zeit einen ihm angemessenen Platz in der Erinnerung einnimmt.

Der Hintergrund:
Nach der Machtergreifung der Nazis in Bochum wurden hier im Frühjahr und Sommer des Jahres 1933 Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter und andere Nazigegner verhaftet und misshandelt.
Mehrere hundert Nazigegner wurden in Gebäuden der stillgelegten Zeche Gibraltar inhaftiert, wurden wochenlang in diesem frühen Konzentrationslager eingekerkert, mussten zwangsweise am Aufbau der SA-Führerschule arbeiten, wurden gefoltert.
Inhaftiert im KZ Gibraltar waren u.a. Fritz Viktor, Vorsitzender der Ruhrknappschaft, Heinz Pöppe, Politiker der KPD, August Bahrenberg, Gemeindevorsteher, SPD und Emil Schewenerdel, KPD-Funktionär. Während Bahrenberg am 3.5.33 an den Folgen der Misshandlungen verstarb, gelang Schewenerdel die Flucht (nach Holland). Insgesamt wurden ca. 250 Menschen in der Zeche Gibraltar inhaftiert.
Im Spätsommer 1933 wurde das KZ Gibraltar geräumt und die Häftlinge ins Emsland überstellt, um dort das Konzentrationslager Börgermoor aufzubauen.
Auf Anregung des VVN-BdA-Mitgliedes Emil Schewenerdel wurde am 3. Mai 1984 eine Gedenktafel an dem Gebäude angebracht. Allerdings ist der Umgang mit der Tafel und dem Erinnerungsort Gibraltar aus unserer Sicht zum Teil skandalös. Der kommerziellen Nutzung des Gebäudes wurde schon bald die Gedenktafel als störend empfunden. Die Tafel wurde auf die Rückseite des Gebäudes verlegt und immer wieder von Büschen versteckt.
Dass die Erinnerung an die Folterstätten der Nazis auch heute noch eine wichtige Rolle spielt, macht die VVN-BdA mit ihrer publizistischen Arbeit, ihren Stadtrundgängen und Veranstaltungen immer wieder deutlich. Das wurde auch in der filmischen Dokumentation über frühe KZs und Folterstätten in Deutschland deutlich, die die ARD am 21. Januar 2022 gesendet hat.«