Montag 13.12.21, 14:37 Uhr
VVN-BdA in einem Brief an den Oberbürgermeister

Zeche Gibraltar ist ein Gedenkort! 1


3.Mai 1984: Enthüllung einer Tafel zum Gedenken an das KZ Gibraltar

Die Enthüllung des Bochumer Antifa-Portals, nach der die ehemalige Folterstätte Zeche Gibraltar derzeit von einer bekannten Neonazistin betrieben wird, nimmt die VVN-BdA zum Anlass für einen Brief an den Oberbürgermeister: »Das Hauptgebäude der früheren Zeche Gibraltar (Oveneystraße 69) ist ein wichtiger Gedenkort.

Nach der Machtübertragung an Adolf Hitler und der Machtergreifung der Nazis in Bochum wurden hier im Frühjahr und Sommer des Jahres 1933 Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter und andere Nazigegner verhaftet und misshandelt.
Mehrere hundert Nazigegner wurden auf der Zeche Gibraltar inhaftiert, wurden wochenlang in diesem frühen Konzentrationslager eingekerkert, mussten zwangsweise am Aufbau der SA-Führerschule arbeiten, wurden gefoltert. Im Spätsommer 1933 wurde das KZ Gibraltar geräumt und die Häftlinge nach Börgermoor überstellt, um dort das Konzentrationslager aufzubauen.
Diese Ereignisse dürfen in der Erinnerung der Bochumer Geschichte nicht vergessen werden. Auf Anregung des Kommunisten und VVN-BdA-Mitgliedes Emil Schewenerdel, der selbst in Gibraltar inhaftiert war und ins Ausland flüchten konnte, wurde am 3. Mai 1984 eine Gedenktafel an dem Gebäude angebracht (siehe Foto). Allerdings ist der Umgang mit der Tafel und dem Erinnerungsort Gibraltar aus unserer Sicht zum Teil skandalös. Der kommerziellen Nutzung des Gebäudes wurde schon bald die Gedenktafel als störend empfunden. Die Tafel wurde auf die Seite des Gebäudes verlegt und von Büschen versteckt.

Gänzlich unerträglich sind die aktuellen Informationen zu dem Gebäude, die der VVN-BdA Anfang Dezember 2021 bekannt geworden sind.
Eine Recherche eines Bochumer Antifa-Portals kommt zu dem Ergebnis, dass eine langjährig bekannte Neonazistin aus Essen seit April dort eine „Eventlocation“ unter dem Namen „Haus am See“ betreibt. Die Person soll der Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ angehört haben, die vor einiger Zeit von NRW-Innenministerium verboten wurde.
Die VVN-BdA Bochum empfindet die Ereignisse als gänzlich unerträglich. Dass die Erinnerung an die Folterstätten der Nazis auch heute noch eine wichtige Rolle spielt, macht die VVN-BdA mit ihrer publizistischen Arbeit, ihren Stadtrundgängen und Veranstaltungen immer wieder deutlich. Das wird auch eine filmische Dokumentation über frühe KZs und Folterstätten in Deutschland deutlich machen, die die ARD am 21. Januar 2022 zeigen wird. Auch die Zeche Gibraltar (und die Hegelschule in Gerthe) werden dort eine Rolle spielen.
Es wird Zeit, dass dieser Gedenkort einen ihm angemessenen Platz in der Erinnerung einnimmt.«


Ein Gedanke zu “Zeche Gibraltar ist ein Gedenkort!

  • Rolli

    Die Zeche Gibraltar sollte als Erinnerungsort für ein würdiges Gedenken erachtet und strukturell mit einer Ausstellung, o.ä. versehen werden. D`accord.

    Sich dabei auf die locker gestrickte Recherche eines Bochumer Antifa-Portals zu beziehen ist dabei hinfällig. Gut gemeint heißt nämlich nicht gut gemacht.
    Die Verweise auf fast 10 Jahre alte Informationen konnte die Betreiberin des „Haus am See“ gut für sich nutzen, ihre damaligen Aktivitäten als Jugendsünde in einem verrufenen Stadtteil abzutun, sowie sich als Antirassistin und verfolgte Unschuld zu präsentieren. Siehe dazu WAZ-Artikel vom 11.12.2021 „Nazi-Vorwürfe gegen Restaurant-Pächterin“.
    Wenn man keine Zeit oder Lust hat, aktuelle Informationen zu rechten Aktivitäten solcher Personen zu recherchieren, und trotzdem an die Öffentlichkeit tritt, kommt man als Recherche-Portal in die Situation, dass man seinem Anliegen schadet und den anvisierten Personen einen Gefallen tut.

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