Sonntag 28.11.21, 21:21 Uhr

Der Schwangerschaftsabbruch – eine interdisziplinäre Perspektive


SozMed Ruhr lädt am Mittwoch, den 1. Dezember um 17 Uhr im HZO 80 der Ruhr-Uni zu einer Veranstaltung ein zum Thema „Der Schwangerschaftsabbruch – eine interdisziplinäre Perspektive“: »Der Vortrag soll den Horizont für das Thema Schwangerschaftsabbruch öffnen, über konkrete Zahlen zu Abbrüchen in Deutschland informieren, die rechtlichen Grundlagen erklären und einen Überblick über die verschiedenen medizinischen Methoden des Abbruchs geben.

Detailliert werden wir über die Durchführung eines medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs sprechen. Außerdem möchten wir mit Euch anhand der Studie „Frauen leben 3“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über psychosoziale Konflikte rund um den Eingriff sprechen.
Was sind die Hintergründe zu unserer Veranstaltung?
Jährlich werden in Deutschland rund 100 000 Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen. Damit ist er ein häufiger medizinischer Eingriff und wird in etwa so oft durchgeführt wie eine Blinddarmentfernung. Obwohl 79% der Abbrüche in einer ärztlichen Praxis und nicht im Krankenhaus stattfinden, hat sich die Zahl der diesen Eingriff durchführenden, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in den letzten 15 Jahren beinahe halbiert. Derzeit nehmen in Deutschland nach Schätzungen des statistischen Bundesamtes ca. 1200 Ärzt*innen Abbrüche vor – im Jahr 2003 waren es noch 800 mehr. Diese sinkende Tendenz setzt sich weiter fort und beunruhigt zunehmend Beratungsstellen, die ihre Klientinnen teilweise an bis zu 100 km entfernte Praxen verweisen müssen. Während sich Länder und Kassenärztliche Vereinigungen stark gegen die allgemeinmedizinische Unterversorgung in ländlichen Regionen engagieren, findet die medizinische Unterversorgung ungewollt Schwangerer kaum Beachtung. Häufig bleibt das Thema auch im Medizinstudium trotz des sich zuspitzenden Ärzt*innenmangels und, obwohl es Teil des staatlich vorgesehenen Gegenstandskataloges ist, unterrepräsentiert.
Wie die aktuelle Debatte um das ärztliche Werbe- bzw. Informationsverbot zeigt, ist der Schwangerschaftsabbruch immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema, das auch vor dem Gesundheitssystem keinen Halt macht.
Was wollen wir erreichen?
Wir hoffen, mit unserer Veranstaltung einen offenen, enttabuisierten Diskurs anzuregen und Medizinstudierende dazu zu bewegen, sich mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch zu beschäftigen. Wir hoffen, damit einen Beitrag zu leisten, der immer schlechter werdenden medizinischen Versorgung ungewollt schwangerer Frauen entgegen zu wirken.
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit von SozMed Ruhr mit pro familia Bochum und einer niedergelassenen Gynäkologin statt, die zu rechtlichen, psychosozialen sowie medizinischen Aspekten eines Schwangerschaftsabbruchs referieren werden.

Eine Anmeldung ist nicht notwendig, der 3G Nachweis wird bei Einlass kontrolliert!