Samstag 06.11.21, 15:38 Uhr
Wolfgang Domminik, Friedensplenum und VVN-BdA auf der Kundgebung am 5. 11. 2021 gegen die geplante Ansiedlung einer NATO-Agentur in Bochum

Im Kriegsfall wird Bochum eines der ersten Ziele sein


Ich bin im Jahr 1944 geboren worden. Da lag halb Bochum schon in Schutt und Asche. Am 4. November 1944 flogen alliierte Bomber den größten Angriff auf Bochum. Was nicht in Trümmern lag, wurde jetzt zerbombt. 140.000 Bomben fielen auf Bochum. 1300 Menschen wurden in dieser Nacht zerfetzt, verbrannt, erschlagen. 70.000 ausgebombte Bochumer:innen irrten am 5. November, also heute vor 77 Jahren, durch die Trümmerlandschaft und suchten nach ihren Verwandten und einem Ort, an dem sie nun im Winter unterkommen konnten und nach Ärzt:innen, die ihre sichtbaren Verletzungen behandeln konnten..

Ich spielte jahrelang in den Trümmern und Ruinen der Vereinsstr. in Bochum.

Bochum und andere deutsche Städte erlitten das gleiche Schicksal, das deutsche Bombergeschwader schon Guernica, Warschau, Rotterdam, Murmansk, London und Coventry z.B. zugefügt hatten.

Damals waren viele tausend Bomber und Bomben nötig, um zu völlig zerstörten Städten mit vielen Tausend Toten zu kommen. Schon in Hiroshima reichte dazu eine einzige Bombe. Ungefähr 14.000 Atombomben werden weltweit in den Arsenalen unter anderem in der Eifel einsatzbereit gehalten.

In den NATO-Kriegen wurden immer die C hoch 3 – Einrichtungen als erstes zerbombt. C hoch 3 heißt command, control, communication. Im Kriegsfall wird Bochum eines der ersten Ziele sein, um die CIA-Zentrale der NATO zu zerstören. Wir in Bochum gehören zu den ersten Opfern. Das soll nicht heißen, dass ich sage: Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd andere an. Auch woanders soll es diese NATO-Agenturen nicht geben!

Wir in Bochum-Laer erfuhren am 13. September aus der Zeitung, dass nach Laer die Cyberkrieg-Agentur NCIA kommen soll. Am 18.9 erfuhren wir aus der Zeitung, dass schon eine Wohnstadt für die ca. 2000 Cyber-Fachleute in Planung ist. Dass hier heute diese Kundgebung stattfindet, davon haben die Bochumer:innen aus der letzten und einzigen Bochumer Zeitung WAZ trotz all unserer Presseinformationen nichts erfahren. Steckt da Absicht hinter? Wo fängt Zensur an? Ich finde das äußerst ärgerlich!

Wenn es um solche lebensgefährlichen Einrichtungen geht, müsste doch eigentlich das, was man in Bochum Bürger:innenbeteilung nennt, unbedingt nötig sein. Aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird – so mein Eindruck – irgendwas hinter verschlossenen Türen ausgekungelt. Wir wählen Volksvertreter:innen, die im Stadtrat sitzen. Die wissen von nichts – wohl deshalb, weil das Volk, also wir, auch nichts wissen sollen.

Die Bezirksbürgermeisterin, auch von uns gewählt, konnte ich auf einer Stadtteilkonferenz in Laer letzten Mittwoch fragen: Sie hat aus der Zeitung von der Werbung um NCIA erfahren, sonst wusste sie nichts. Die Fachleute des Planungsamtes auf der Konferenz hatten genau so wenig Ahnung. Bekommen wir so Vertrauen in die Politik?

Ich will nicht, dass Kinder aus Laer, falls es die dann noch gibt, wieder in Trümmern und Ruinen spielen.

Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor: Dieser Satz hat sich bisher in der Menschheitsgeschichte nie bewahrheitet. Jede Aufrüstung führte zu noch schrecklicheren Kriegen. NCIA ist eine weitere Aufrüstung.

Cyber-Kriege und andere Kriege dürfen nicht von Bochum, aber sonst auch nicht irgendwo geführt werden! Kinder sollen nicht in Trümmern spielen! Nirgendwo!

Ich danke fürs Zuhören.