Dienstag 26.10.21, 14:36 Uhr
Schwerpunkt beim diesjährigen Gedenken zum 83. Jahrestag der Reichsprogromnacht am 9.11.

Verfolgungsgeschichte der Familie Wegerhoff


Der Kinder- und Jugendring Bochum informiert im Vorfeld des Gedenkens an die Reichsprogramnacht am 9.November, dass in diesem Jahr die Geschichte der Familie Wegerhoff im Zentrum stehen wird und erläutert Hintergründe dieser Geschichte: »Sara Rosenstein heiratete am 28. Mai 1932 Friedrich Wegerhoff in Dahlhausen. Sie hatte zwei Kinder mit in die Ehe gebracht und mit ihrem Mann sieben weitere Kinder bekommen. Am 29. September 1944 ist Sara Rosenstein bei Maßnahmen gegen jüdische Partner in „Mischehen“ verhaftet worden und nach Dortmund gebracht worden.

Nach wenigen Tagen wurde sie wegen einer Krankheit wieder entlassen. Die Gestapo hat Sara Rosenstein jedoch am 13. März 1945 erneut verhaftet und sie zusammen mit zwei ihrer Kinder im Frühjahr 1945 auf der Henrichshütte in Hattingen ermordet. Die anderen Kinder sind bei verschiedenen Familien zwangsuntergebracht worden. Friedrich Wegerhoff war zum Zeitpunkt der Ermordung seiner Frau und seiner beiden Kinder in einem Arbeitslager in Kassel eingesperrt. Das Lager in Kassel wurde am 31. März 1945 befreit. Friedrich Wegerhoff ging zu Fuß zurück nach Bochum. Er holte seine überlebenden Kinder zu sich. Da er mit der Versorgung seiner Familie überfordert war, gab er seinen behinderten Sohn zur Adoption frei. Die anderen fünf Kinder sind in einem Kinderheim in Hamburg-Blankenese aufgenommen worden und von dort nach Palästina ausgewandert.

Frieda Rosenstein, die älteste Tochter von Sara Rosenstein, besuchte nur wenige Jahre – bis zum Synagogenbrand 1938 – die jüdische Volksschule. Sie bezeichnete sich selbst als Analphabetin. 1944 ist sie zur Arbeit in einer Sackfabrik in Dortmund dienstverpflichtet und im Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert worden. Nach der Befreiung kam sie nach Bochum zurück und wollte nach Palästina auswandern. Die britische Mandatsregierung lehnte jedoch die Einwanderung von Juden nach Palästina ab. Jüdische Organisationen versuchten deshalb, Juden illegal nach Palästina zu bringen. Frieda Rosenstein versuchte 1947 mit der „Exodus“ nach Palästina zu reisen. Britische Kriegsschiffe enterten das Schiff und brachten die Passagiere nach Hamburg. 1948 gelang es ihr nach Israel auszuwandern, eine Familie zu gründen und ein relativ normales Leben zu führen.

Auf der Gedenkveranstaltung am 9.November 17.00 Uhr an den Stelen – Harmoniestraße / Ecke Dr. Ruer-Platz wird die Geschichte von Schüler:innen der Mansfeld-Schule vorgetragen. Sie werden auch die musikalische Begleitung der Veranstaltung gestalten.

Hier zum Flyer für die Veranstaltung.