Dienstag 28.09.21, 07:08 Uhr

Theater erinnert an die rote Ruhrarmee


Am Sonntag, dem 03.10. um 15 Uhr lädt das Theater Traumbaum zur Vorstellung des Stücks „Märzstürme an der brennenden Ruhr 1920“ ein: »Es setzt sich mit der Frage Identität und politisches Engagement auseinander. Erstaunlicher Weise wird Identität meistens über Herkunft definiert. Wenn man Menschen aus dem Ruhrgebiet fragt, was ihre Ruhrgebietsidentität ausmacht, reichen die Antworten von schwarz-gelb, blau-weiß, über Currywurst bis zum Steigerlied. Sie könnte aber auch lauten: Wir sind die, die damals unsere erste Demokratie gerettet haben.

Denn 1920 putschten die rechten Militärs unter Kapp und von Lüttwitz, mit dem Ziel, die junge Demokratie durch eine Militärdiktatur niederzuschlagen. Die demokratische Regierung musste tatsächlich aus Berlin nach Stuttgart flüchten und konnte nur durch einen Generalstreik und den organisierten Widerstand der Arbeiter- und Soldatenräte, maßgeblich hier im Ruhrgebiet, gerettet werden. Der Putsch von Rechts war schon nach vier Tagen kläglich gescheitert.

Da die Arbeiter/innen im Ruhrgebiet aber die in der demokratischen Verfassung verankerte Sozialisierung der Schwerindustrie, Kohle und Stahl, die Abschaffung des Berufsheeres nicht erfüllt sahen und aus ihren Streikerfahrungen der Vorjahre das aggressive Vorgehen der Militärs fürchteten, stellten sie eine rein defensive Arbeiterarmee auf, die rote Ruhrarmee.

Ihr Ziel war es, sich und das Ruhrgebiet vor der Reichswehr und den Freikorps zu schützen. Statt mit den Arbeiter/innen zu verhandeln, schickte die gerade noch von ihnen gerettete demokratische Regierung die Freikorps-Einheiten Brigade Löwenfeld und die Brigade Epp marodierend in das Ruhrgebiet, um für „Ruhe und Ordnung“ zu sorgen. So zog der weiße Terror“ in´s Ruhrgebiet ein, mit ihm die ersten Hakenkreuze.

Sehr viel Geschichte. Hört sich kompliziert und trocken an. Muss es aber nicht sein. Um die Geschehnisse von damals greifbar und lebendig werden zu lassen, hat Theater Traumbaum daraus einen fulminanten Szenenbogen entwickelt, der das Schicksal des Arbeiterehepaares Franzi und Ferdi vom Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 bis zum Mai 1920 zeigt.

Im Kern wirft das Stück die Frage auf, wie sich bei der Politikverdrossenheit heute aktuell Demokratie, also alle Macht dem Volke, wie es ja auch auf dem Portal des Reichs-/Bundestages steht, praktisch realisieren lässt. Wie weit kann oder darf frau/man beim Einsatz für Demokratie gehen? Hat Volk wirklich etwas mit völkisch zu tun? Geht es bei Nation wirklich um den Geburtsort?

Direkt nach den Herbstferien geht es dann beim Theater Traumbaum mit der Winterspielzeit weiter, zunächst mit den weniger historischen, sonder sehr aktuellen Stücken „Stromboli, Knut und die Wut“ über den Umgang mit Aggression und dann mit „Mobfer-f“ über Mobbing unter Schüler/innen.

Hierfür gibt es aktuell sogar noch Karten für die Schulvorstellungen, die jetzt noch reserviert werden können. Kartenvorbestellung und Info: Tel. 02 34 /890 66 81 oder www.theater-traumbaum.de.«