Das Theater Traumbaum teilt mit :
“Der corona bedingte Kulturlockdown hat nicht nur für viele Freie Kulturakteure akute existenzielle Folgen. Er wird darüber hinaus durch seine neuen digitale Formate das Kulturleben, besonders aber das Theater in seiner Arbeitsweise, seinen Inszenierungsformen und die Sehgewohnheiten des Publikums grundlegend ändern.
Deshalb schätzt sich das Theater Traumbaum besonders glücklich, aus Bundesmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch die Projektförderung „Neustart Kultur – Junges Publikum“ über die Assitej, Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche, das dafür notwendige technische Equipment anschaffen zu können.
„Auf der einen Seite gehört es für uns zu den Wesenszügen des Kinder- & Jugendtheaters, aktuell in seinen Inhalten und innovativ in seinen Inszenierungsformen zu sein.“ so Birgit Iserloh. „Als freies Schauspielertheater, das die komplette Stückentwicklung und alle Produktionsschritte mit nur zwei Akteuren stemmt, ist uns das bisher auch immer gelungen.“ „Nur wären wir als freies Theater an den Kosten für das technische Equipment digitaler Theaterformen gescheitert.“ ergänzt Ralf Lambrecht. Die Projektförderung „Neustart Kultur – Junges Publikum“ ermöglicht dem Theater Traumbaum über die Finanzierung der Technik hinaus den notwendigen künstlerischen Freiraum, neue, für das Kinder- & Jugendtheater adäquate Formate zu entwickeln.
„Es reicht ja nicht, einfach eine Digitalkamera auf eine Inszenierung zu halten. Theater ist eben kein Film, sondern ist und bleibt auch digital ein dreidimensionales simultanes Medium. Um das zu erhalten, muß man neue Formen und Formate entwickeln. Die Technik ist sehr reizvoll, aber auch komplex.“ erklärt Ralf Lambrecht.
Dementsprechend geht es gerade im Theater Traumbaum im KulturMagazin auch ohne Publikum hoch her. „Wir hoffen, ab Anfang September wieder live für unser Publikum spielen zu können. Deshalb nutzen wir gerade möglichst intensiv die Zeit bis dahin. Da wird auch mal Nachts gedreht, denn dann sind die Außengeräusche möglichst gering. Tagsüber wird das nachts „gedrehte“, gesichtet und digital bearbeitet.“ meint Birgit Iserloh und reibt sich die Augen. „Da wo sonst die Zuschauer sitzen, ist es gerade gespickt mit Kabeln, Kameras, Mikrofonen, Rechnern. Wenn man sonst darauf geeicht ist, für ein reales Publikum zu spielen und seine Reaktionen aufzunehmen, ist die neue Situation sehr ungewohnt“ schildert Ralf Lambrecht.
“Sonst spielen wir mit Publikumsradar, merken an welchen Stellen wir mit dem Tempo anziehen oder nachlassen müssen, wo es heute mal leiser oder lauter sein muss. Jetzt glotzen einen da nur diese ganzen digitalen finstren Augen an und man sieht erst am nächsten Tag am Rechner, was man da so nächtens fabriziert hat.“ „Aber“ zeigt sich Birgit Iserloh begeistert, „Das wunderbare an dieser digitalen Anlage ist, dass wir damit nicht nur unsere eigenen Theaterstücke digitalisieren können. Wir haben sie extra so konzipiert, dass wir sie bei unseren theaterpädagogischen Formaten und Workshops mit Jugendlichen einsetzen und ihnen digitale Ausdrucksformen zur Verfügung stellen können. Auf diese Arbeit bin ich schon sehr gespannt.“ „Jetzt wird erst einmal das enge Zeitfenster genutzt, zu experimentieren und vorzuproduzieren.
Denn die 21.ten Anne Frank Kultur Wochen stehen vor der Tür. Und die gehen, so Corona will, am 5. September wieder los. Vorverlegt, damit diese intensive und wichtige Spielzeit auch in Zeiten der schwankenden Inzidenzen eine Chance hat, ganz real über die Bühne zu gehen.“ stell Ralf Lambrecht fest. „Aber, wenn dann der Delta-Varianten Lockdown im Winter zuschlagen sollte, sind wir schon mal gewappnet, uns kopfüber in das finstre Auge des digitalen Mahlstromes zu stürzen.“ schmunzelt Birgit Iserloh.”