Es ist mir eine Ehre und Freude, anlässlich des Flaggentages in Bochum diese Botschaft zu senden. Am 6. August 1945 zerstörte eine einzige Atombombe unsere Stadt und forderte zahllose zivile Opfer. Aus der Erfahrung der Bombentragödie setzt sich Hiroshima unermüdlich für eine friedliche Welt ohne Atomwaffen ein, getreu der Überzeugung der Hibakushas: „Niemand mehr soll so leiden wie wir.“ Jedoch sehen wir gegenwärtig das Ansteigen eines egozentrischen Nationalismus, den führende Staats- und Regierungschefs, besonders die der nuklearen Supermächte, verbreiten, und Spannungen, die durch internationale Abschottung und Rivalitäten größer werden.
Diese Trends, die unsere Friedensappelle abzuwerten scheinen, nehmen zu: die weitere Intensivierung von selbstbezogenem Nationalismus, da die Menschheit ihre neue Bedrohung erlebt, COVID- 19, ist dafür ein Beispiel. Trotz alledem arbeitet die Welt gegenwärtig gemeinsam an der Bekämpfung der Pandemie und beweist, dass wir fähig sind, eine solche Bedrohung zu beantworten. In ähnlicher Weise glaube ich, dass die Menschen auf der Welt in der Lage sind, die Bedrohung der Menschheit durch Atomwaffen zu überwinden, indem wir unter den uns allen gemeinsamen Prinzipien zusammen kommen und in unserem Widerstand unerschütterlich bleiben. Weil die Menschen, die über die Schrecken dieser Waffen aus eigener Erfahrung sprechen können, weniger werden, wird es immer wichtiger, ihren ernsthaften Wunsch nach Frieden an die nächste Generation weiterzugeben, die Idee, dass es keine Atomwaffen und Krieg geben darf, als gemeinsamen Wert in der Zivilgesellschaft zu verankern und alle Anstrengungen zur Verwirklichung eines dauerhaften Weltfriedens zu unternehmen.
Der Atomwaffensperrvertrag , der vor 50 Jahren in Kraft getreten ist, und der Atomwaffenverbotsvertrag, der in diesem Jahr wirksam geworden ist, streiten beide für die Abschaffung von Atomwaffen. Sie umfassen ein Gerüst, das wir an künftige Generationen weitergeben müssen, wo doch ihre Zukunft undurchschaubar ist. Damit die Staatenlenker ihre Entschlossenheit stärken und sicher stellen, dass dieses Gerüst wirksam funktioniert, ist es wichtig, dass wir ein Umfeld schaffen, das sie zu einer Politikveränderung hinführt: Wir müssen in der Zivilgesellschaft das Bewusstsein für Frieden weiter schärfen, eine Wellenbewegung zum Frieden schaffen und die internationale öffentliche Meinung zu nuklearer Abrüstung hinbewegen. Es ist deshalb wirklich bedeutsam, dass Sie zusammen gekommen sind und diese Veranstaltung organisiert haben, um eine friedliche Welt ohne Atomwaffen zu fordern und ich bekunde Ihnen meinen tiefsten Respekt. Nach dem Atombombenangriff, als die Kathedrale des Weltfriedens in der Stadt Hiroshima errichtet wurde als ein Ort, die Bombenopfer zu betrauern und für die Verwirklichung des Weltfriedens zu beten, wurden vier Bochumer Friedensglocken für die Kathedrale gestiftet. Die Glocken, gegossen mit einem Gebet für den Frieden, läuten bis heute in Hiroshima.
Ich möchte Sie alle in Bochum bitten, sich mit über 8.000 Mayors-for-Peace- Mitgliedsstädten in 165 Ländern und Regionen rund um den Globus zu solidarisieren, um das absolute Übel zu beseitigen, das Atomwaffen sind, und einen dauerhaften Weltfrieden zu erreichen. Zum Schluss möchte ich meine besten Wünsche für den großen Erfolg des Flaggentages in Bochum übermitteln sowie allen Anwesenden gute Gesundheit und Glück wünschen.
8. Juli 2021
MATSUI Kazumi
President of Mayors for Peace
Mayor of Hiroshima