Sonntag 04.07.21, 10:24 Uhr
Demonstration am 3. 7. 2021: Solidarisch und entschlossen gegen „Querdenken“, Antisemitismus und Nazis!

Redebeitrag von „Wer hat der gibt“, Witten


Hallo alle zusammen, schön euch mal alle wiederzusehen.

Die Corona Krise hat vor allem eins gezeigt. Nämlich, dass die Linke absolut bedeutungslos ist, sowohl die außerparlamentarische, als auch die Parlamentarische. Die Corona Krise offenbart die Ungerechtigkeiten des kapitalistischen Systems mehr denn je, Reiche werden Reicher, Arme werden Ärmer, in Deutschland und auf der ganzen Welt. Viele Menschen sind wütend auf die Politik und ihre unfairen Maßnahmen. Vielen Menschen geht es schlecht …und linke Lösungen sind nicht mal Bestandteil von gesellschaftlichen Diskursen. Während sich die Bonzen und irgendwelche korrupten Politiker die Taschen voll machen und Polizeiorgane bis an die Zähne aufgerüstet werden, verlieren sich Linke immer mehr in individuellen Grabenkämpfen. Ob über das leidige Nahost-Thema, übers Gendern und diskriminierungsfreies Sprechen oder individueller Konsumverzicht.

Daran stört weniger, dass diese Debatten geführt werden, sondern vor allem wie. Mich kotzt diese unglaubliche Arroganz an, wie man glauben kann, so die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, dass man sich für was Besseres hält und das den anderen, eigentlich einem Verbündeten, so spüren lässt. Dieses Moralisieren ist zum kotzen! Wenn du deine Ansprüche so weit oben ansetzt, dass niemand drankommt, dann stehst du am Ende alleine da.

Und so ist es doch zurzeit. Niemand interessiert sich für linke Antworten auf die Corona-Krise. Anstatt die Widersprüchlichkeiten des Kapitalismus nur zu hinterfragen, fangen viele lieber an, Corona zu leugnen. Sie glauben eher an so etwas Absurdes, als an eine gerechtere Welt. Da können wir noch so gute und sinnvolle Ratschläge haben, wenn uns niemand zuhört.

Doch wie können wir das ändern? Was vereint Queerfem*inistinnen, Bergarbeiter, Geflüchtete, Fußballfans, Klimaaktivisten, Harz4-Bezieher, Rentner*innen und viele mehr?

Wir sind Klasse! Da müssen wir ansetzen.

Wir als Linke müssen uns auf unsere Kernthema besinnen und das, was uns eint: Klassenkampf! Wenn unsere Kämpfe nämlich die Klassenfrage aufmachen, dann kann uns das Kapital nicht vereinnahmen. Da kann die Uefa keine Regenbogenbanner mehr zeigen, wenn die Gay-Community die Millionengehälter der Uefa Bosse anprangert. Es wird gezählt, wie viele Schwarze und PoCs in Talkshows sitzen, als ob das irgendeine Relevanz hat, wenn die genau die gleiche Scheiße labern wie Weiße? Lasst lieber gemeinsam für günstige Mieten kämpfen, denn das betrifft zu einem großen Teil auch Betroffene von Rassismus. Was juckt es uns, wenn 50 % der Frauen in Dax-Vorständen sitzen, während überwiegend weibliche Putzkräfte aus Sub Subunternehmen die Flure und Toiletten der Konzerne für nen Appel und nen Ei putzen müssen. Dazu kommt noch, dass es meistens Frauen mit Migrationshintergrund sind. Hieran zeigt sich doch wunderbar, wie Klassenkampf die verschiedenen Kämpfe verbinden kann.

Verbesserungen für viele, bedeutet gleichzeitig Verbesserung für Marginalisierte. Konzentrieren wir uns darauf, die Lebenssituation der Vielen zu verbessern und nicht nur weniger Randgruppen. Machen wir Politik für die Klasse! So werden wir Viele. So gewinnen wir das Vertrauen der Leute in linke Krisenintervention zurück. So erzielen wir Erfolge.

Kämpfen wir für ganz konkrete Lebensverbesserungen unserer Klasse. Fordern wir effektive Besteuerung der Reichen und Vermögensabgaben, um die Krisenfolgen bezahlen zu können. Erhöhung des Mindestlohns und der Renten sind da wohl das Minimum.

Entprivatisieren wir den öffentlichen Raum. Holen wir uns die Krankenhäuser, Fabriken, Wohnungen, Busse und Bahnen, kurz um, die ganze Stadt zurück! Lassen wir die Reichen zahlen und schaffen wir einen sozial-ökologischen Wandel! Hoch die Solidarität mit unserer Klasse! Her mit dem schönen Leben!

Also lasst vielleicht mal die schwarze Northface Jacke im Schrank hängen und werdet in einer Gewerkschaft aktiv. Diskutiert mit euren Arbeitskolleg*innen über Lohnerhöhungen, lasst mal das Refugees Welcome T-Shirt in der Schule und nicht nur aufm Konzert an. Hört mal zu, was die Menschen außerhalb eurer Bubble zu sagen haben und dann organisieren wir uns! Denn Antifa ist kein Lifestyle, sondern Lebensaufgabe. Also geht raus in das Leben und versteckt euch nicht in euren Szeneräumen, euren Szenecodes und Szenesprachen.

Danke schön!
https://werhatdergibt.org/