Samstag 05.06.21, 17:32 Uhr

Redebeitrag von Pe Sturm auf der Raddemo am 3. Juni 2021


Hallo RadfahrerInnen

PopUpRadwege werden in Bochum im Auftrage der Stadt offiziell auf Dauer oder spontan auf Zeit nicht angelegt, weil:
Gefahren bei der Nutzung nicht auszuschließen sind.

Dies ist die Antwort der Verwaltung wenn der städtische Mobilausschuss, die Radwende, der ADFC oder eine Bezirksvertretung anfragt.

Was für ein Schwachsinn!?

Es wird nicht nach einer ungefährlicheren Variante auf unseren Wegen gesucht, sondern nach der Perfektion.

100-prozentige Sicherheit bedeutet im Bett zu bleiben.
Auf die Dauer habe ich dann zwar Rücken und einen wunden Buckel, aber die Verwaltung hat Recht.

  • Es gibt keine Autos, die in meinem Bett parken oder dort kurz stehen bleiben
  • keine Fahrer, die mir die Nutzung der linken Bettseite absprechen
  • keine Lichtmasten, die sich durch meine Decke bohren
  • keine FußgängerInnen, auf die ich Rücksicht nehmen muss

Das einzig Dumme daran ist, dass ich nicht vorankomme.
Ich liege in meinem Bett und träume von PopUpRadwegen, auf dem der Vater mit dem Kinde zufrieden seine Bahnen zieht.

Ja! Kreuzungen sind gefährlich, Straße ist Angst einflößend.
Aber wenn nur immer wieder viele Radwege geplant und nur wenige davon umgesetzt werden, dann bleibt es bei der Autostadt Bochum.
1999 wurde von der damals frischen Koalition Rot-Grün ein Rad- Verkehrskonzept beschlossen, das von der Verwaltung komplett geplant wurde. 22 Jahre später können wir das Flickwerk betrachten.

Aber es gibt ein Streif am Horizont – die Stadt Bochum gibt erneut knapp 250.000 € aus, damit wir in ungefähr ein bis zwei Jahren wiederum einen wunderbaren Plan haben.


Im Koalitionsvertrag steht drin, dass in den nächsten fünf Jahren 50-100 km (je nach Sichtweise) Radwege gebaut werden. Nur leider werden keine konkreten Straßen genannt.

Im Prinzip weiß jeder Mensch auf dieser Welt, dass sich etwas gravierend ändern muss. Aus meiner Sicht fehlt der Mut für den großen Wurf. Hier in unmittelbarer Nachbarschaft soll es demnächst das Sagen umworbene Fahrradkreuz geben.
Wann weiß niemand so genau, aber es ist zumindest schon mal angedacht … Noch nicht wirklich geplant. Aber irgendwann wird es kommen.

Irgendwann wird die Königsallee auch Fahrrad freundlich gebaut … Sogar bis zum Schauspielhaus … Wurde behauptet.

Zurzeit sieht es so aus, dass der Autoverkehr uns noch lange begleiten wird:
– ruhender Verkehr der unendlich viel Platz frisst egal ob Hybrid oder Diesel
– der Feinstaub produziert
– der uns langsam tötet
Die Verwaltung will uns vor dem schnellen Tod auf dem Rad bewahren. Sie will nur 100-Prozent sichere Wege anbieten. Deswegen lehnt sie PopUpRadwege ab.

Wenn ich mich in den Straßenverkehr begebe, begebe ich mich in Gefahr. Egal ob als Fußgänger, Rollerfahrer, Radfahrer oder auch im Auto. Es geht darum, dass Fußgängerinnen und Radfahrende sich zu häufig in Bochum schmale Bürgersteige teilen müssen und die Autoindustrie darf ihre Fahrzeuge immer breiter bauen, obwohl zumeist nur ein bis zwei Personen in einem PKW sitzen.

Wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, tue ich etwas Gutes für diese Stadt. Ich werde aber wie ein Verkehrsteilnehmer zweiter oder dritter Klasse behandelt.

Ich will mich frei bewegen!
Als Fußgänger auf dem Bürgersteig ohne die permanente Gefahr im Nacken zu spüren, dass da von hinten eventuell was angerast kommt.

Als Radfahrer habe ich kein Bock auf Schrittgeschwindigkeit.

Und als Autofahrer möchte ich nicht dafür verantwortlich sein, Radfahrende platt zu machen.

Hallo Stadt … Gibt uns endlich getrennte Wege.

In diesem Sinne ein Hoch auf unsere PopUpRadwege

© Pe Sturm 02.06.2021