Oberbürgermeister Eiskirch hat am heutigen Montag, den 17. Mai mit Eicke Ricker von der „Rosa Strippe“ die Regenbogenflagge vor dem Historischen Rathaus präsentiert. „Anlässlich des 16. Internationalen Tages gegen Homophobie setzen sie so ein Zeichen für Vielfalt in Bochum und drücken ihre Wertschätzung für Menschen aus, die homosexuell leben und lieben“, schreibt die Pressestelle der Stadt. Weiter heißt es:
»Es ist wichtig, auch mehr als 30 Jahre, nachdem Homosexualität von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus der Liste der Krankheiten gestrichen wurde, dass die Stadt Bochum Flagge zeigt. Auch in Bochum leben Menschen aus unterschiedlichen Ländern. Ihre Geschichten zeigen, dass sie wegen ihrer sexuellen Orientierung vor lebenslangen Haftstrafen oder sogar der Todesstrafe fliehen mussten.
Zum Hintergrund: Die gesellschaftliche Ächtung von Menschen, die anders als die Mehrheit nicht heterosexuell leben und lieben, fand ihren Ausdruck auch darin, dass Lesben und Schwule als psychisch krank angesehen wurden. Erst am 17. Mai 1990 beschloss die WHO, Homosexualität als Diagnose aus dem internationalen Verzeichnis psychischer Krankheiten zu streichen. Seit 2005 wird an diesem Datum der Internationale Tag gegen Homophobie begangen. Er erinnert daran, dass trotz fortschreitender gesellschaftlicher Gleichstellung Diskriminierungen auf Grund der sexuellen oder geschlechtlichen Identität fortbestehen. Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Menschen sind nach wie vor Diskriminierungen und Gewalt ausgesetzt. Sie werden mit Vorurteilen konfrontiert und angefeindet.«
Das Stigma der gleichgeschlechtlichen Liebe ist im 13. Jahrhundert durch die Kirche in die Welt gebracht worden.
Das Verurteilen und Verfolgen gleichgeschlechtlicher Liebe durch die Kirche wurde aus pragmatischen Gründen eingeführt, es wurden zur kolonialen und wirtschaftlichen Expansion viel mehr Arbeitskräfte benötigt als vorhanden. Z.B. schwere Krankheiten wie Pest und Colera hatten in den Jahrhunderten zuvor zahlreiches Arbeits- und Handwerksvolk dahingerafft. Ein paar Kriege taten ihr übriges.
Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind in punkto Kinderzeugung eher nicht sehr produktiv.
Das Stigma ist also über viel Jahrhunderte von Generation zu Generation in den Köpfen der Menschen „verankert“ worden.
Das Ergebnis der Verbotspolitik der Kirche gepaart mit sog. Hexenverbrennung, Frauen a u c h mit Fähigkeiten zur Geburtenkontrolle / Verhütung, war und ist die dichte Besiedlung der Erde. Ein „Verdienst“ der Kirche.
Wir sind alle von gesellschaftlichen Stigmatisierungen durch Erziehung / Sozialisation geprägt und Homophobie ebenso wie z.B. Rassismus lassen sich nicht durch Flaggen hissen aus der Welt bringen. Dass wirkt irgendwie ein bischen wie Pink-Washing, Symbolpolitik. Im Grunde sind viel mehr kontinuierliche alltagspolitische und alltagskulturelle Veränderungen notwendig. Die vermisse ich in der Stadt Bochum und im übrigen Teil des Landes sehr häufig.
Ein Beispiel aus dem kulturellen Bereich, wer hat schon ´mal ein gleichgeschlechtliches Tanzpaar während einer Musikveranstaltung gesehen ? Wahrscheinlich sehr wenige.
Z.B. n i c h t bei „Bochum Total“ oder anderen Events in der Stadt.
Gleichgeschlechtliche Tanzpaare können sich weiterhin nur in „Schonräumen“ / Save Spaces treffen.
Schätzungen gehen davon aus das 80 Prozent aller Lesben, Schwulen und Bisexuellen in der BRD weiterhin „verdeckt“ leben.
Im Zusammenhang mit ihrer sexuellen Identität geschieht a l l e s heimlich oder gar nicht.
Nur etwa 20 Prozent thematisieren ihre Identität als Lesben, Schwule oder Bisexuelle.
Trotz aller Probleme haben diese 20 Prozent jedoch in Punkto Identität vor allen Dingen eines erlangt:
Einen höheren Freiheitsgrad.
Sie erkämpften sich durch ihr Coming-Out ein Stück individuelle Würde!
Das Coming-Out verläuft sehr unterschiedlich.
Die Gefühle dazu sind jedoch ganz ähnlich,
du hast dich gegen die Unterdrückung und Diskriminierung deiner Identität gewehrt.
Du hast dir ein Gefühl zurückgeholt das in ihrer Welt weiterhin stigmatisiert wird,
dieses Gefühl heisst Liebe.
Das ist viel wichtiger und elementarer als ein Oberbürgermeister der sich mit einer Regenbogenfahne ablichten lässt.