Montag 22.03.21, 12:00 Uhr
Vor 35 Jahren:

Der „Vermesserüberfall“ im Heusnerviertel 1


Heiko Koch erinnert in einer Dokumentation an einen Polizeiüberfall vor 35 Jahren. In der Einleitung heißt es: »Am 21. März 1986 kam es im Heusnerviertel zu einer verdeckten Polizeiaktion. Gleich mehrere Gruppen Polizisten in Bauarbeiterbekleidung waren daran beteiligt. So getarnt provozierten sie die Viertelbewohner*innen und Hausbesetzer*innen. Ihre Maßnahme endete in einer Massenschlägerei mit vielen verletzten und sieben verhafteten Viertelbewohner*innen.

Der „Vermesserüberfall“ war einer der massivsten polizeilichen Gewaltaktionen gegen die Bewohner*innen des Heusnerviertels und beschäftigte noch bis 1988 das Bochumer Amtsgericht. Die zuständigen Abteilungen des Bochumer Gerichts sahen es aber nicht ein, im Nachhinein diese „false flag“ – Aktion der örtlichen Polizei zu legitimieren. Obwohl die angeklagten Ex-Hausbesetzer*innen in den Prozessen massiven Vorwürfen gegenüber standen, endeten die Prozesse für sie mit Einstellungen gegen Geldauflage und in einem Fall mit einer Verurteilung zu einer Geldstrafe. Die polizeiliche Gewalt aber, die bewusst und mittels Täuschung herbei geführt worden war, stand wieder einmal nicht zur Debatte.

Mehr zum Heusnerviertel demnächst unter«
Die Dokumentation als PDF.


Ein Gedanke zu “Der „Vermesserüberfall“ im Heusnerviertel

  • Andreas

    Nur der Vollständigkeit halber: Zumindest ein Teil des staatlichen Schlägerkommandos incl. ihres Anführers Hartmut W., spielte gemeinsam in einer Mannschaft des Bochumer Handballvereins „Teutonia Riemke“. Ich saß später in einer Zelle mit dem Kollegen, dem ein Zivilbeamter mit der metallbewehrten Spitze des Vermessungsstabes in die Brust stechen wollte. Der Abdruck auf seinem (in meiner Erinnerung war es ein Metall-) Amulett, dass er um den Hals trug, war deutlich sichtbar. Das war ein bewusster Versuch den Tod eines Menschen in Kauf zu nehmen. Die anschließenden Strafprozesse wurden in der Regel „politisch“ geführt, das heißt mit dem Verlesen von Prozesserklärungen zu den Schweinereien der Stadt Bochum bei der Zerstörung des Heusnerviertels und laustarker Begleitung in Form von Kundgebungen etc. Später folgten dann übrigens absurde § 129a-Ermittlungsverfahren wg. Unterstützung einer terroristischen Vereinigung etc..

    Was bei aller Repression in dieser Zeit allerdings nicht vergessen werden darf, ist, dass das auch die Zeit des Aufbaus von Kollektivbetrieben (Hutzel, Fahrradladen, Stabile, Freie Schule…) und Überlegungen zu einer Alternativökonomie z.B. basierend auf bargeldlosem Warenaustausch war.

    Hier: /www.freie-radios.net/28940 gibt es übrigens einen Mitschnitt der Buchvorstellung „Kleine geile Firmnen“ und der anschließenden Diskussion mit dem Autor Arndt Neumann in Marburg. Es geht zwar nicht um Kollektivbetriebe in Bochum, aber um die Kollektivbewegung jener Zeit in der BRD.

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