Dienstag 02.02.21, 20:01 Uhr
Broschüre zu Jugendrevolte und Hausbesetzungen 1981 in Bochum

Bewegung für ein Autonomes Jugendzentrum 2


Heiko Koch hat eine interessante Broschüre zu Jugendrevolte und Hausbesetzungen in Bochum in 1980er veröffentlicht. Über den Inhalt schreibt er: „Vor 39 Jahren, besser gesagt am 10. Februar 1982, wurde die BO-Fabrik polizeilich geräumt und auf Weisung der Stadt Bochum abgerissen. Mit ihrer Räumung endete die Bewegung für ein Autonomes Jugendzentrum in Bochum. Die Besetzung und Räumung der BO-Fabrik stellte das letzte Kapitel der Bewegung für ein Autonomes Jugendzentrum dar und besiegelte in Bochum die Ereignisse, die im bundesweiten Kontext mit „Jugendrevolte `81“ umschrieben wurden.

Die BO-Fabrik war ein alte Fabrik an der Ecke Stühmeyer Straße / Am Kortländer. Sie war 1975 den Bochumer Jugendlichen als zentrales Jugendzentrum versprochen und teuer renoviert worden. Der Selbstverwaltungsansatz wurde aber unter dem Druck der Stadt liquidiert, das Jugendzentrum geschlossen und der Gebäudekomplex diente schließlich dem Bochumer Schauspielhaus als dritter Spielort. Im Dezember 1981 kündigte die Stadt den Abriss der Halle und seiner Nebengebäude an.

Am 11. Dezember 1981 besetzte die Bewegung für ein Autonomes Jugendzentrum die BO-Fabrik. Dies war die fünfte Besetzung von Hallenkomplexen innerhalb von acht Monaten für ein Autonomes Zentrum. Zudem wurden in dem Jahr 1981 fünf leerstehende Häuser in Bochum zum Wohnen instandbesetzt. Die bundesweite Jugendrevolte `81 und Hausbesetzer*innenbewegung zeigte sich in Bochum sehr aktiv. Einige tausend junge Bochumer*innen waren hier auf die ein oder andere Weise involviert.

Die Stadt Bochum reagierte auf die Bedürfnisse der Jugendlichen nach selbstverwalteten Räumen mit Unverständnis und repressiven Maßnahmen. Polizeiliche Gewalt und Vertreibung durch die Stadt schlug den Jugendlichen entgegen.

Fragmente der Zeit

Diese Ereignisse sind 40 Jahre her. Zeit und Gelegenheit einen Blick zurück auf diese rebellischen Jahre der Zentrumsbewegung zu werfen und diesen Part Bochumer Geschichte nicht der Deutungshoheit anderer (https://www.waz.de/staedte/bochum/70-jahre/bochumer-themen-1981-id213850277.html) zu überlassen. Auch und weil es sich bei der Geschichte um das Autonome Jugendzentrum um die Geschichte der Besiegten in einer Stadt handelt.

Als Teenager war ich Teil dieser Bewegung für ein Autonomes Zentrum und wohnte in den 80er Jahren in den unterschiedlichsten besetzten Häusern (Haus Berlin, Heusnerviertel, Auf den Holln) Damals noch Student der Geschichte begann ich Materialien, Dokumente und Fotografien zu sammeln. Dieses „Perlentauchen“ habe ich in den letzten Jahren intensiviert. Hier die von mir verfasste Broschüre „Zentrums-Bewegung Bochum 1981/82“. Sie umfasst 80 Seiten, beinhaltet einen allgemein gehaltenen Rückblick, Dokumentationen von Artikeln und Berichten aus dem Jahr 1981, drei Interviews mit Zeitzeug*innen und viele Fotografien.

Und ja, … das Layout der Broschüre ist so Retro, so`80er, … ja, das soll so sein! Hier der Download der Broschüre

Inhalt

Jugendrevolte & Hausbesetzungen 1981

– Jugendrevolte und Hausbesetzungen 1981
– Besetzungen in Bochum
– Liste von Besetzungen in Bochum Anfang der 80er
– Studentischer Protest gegen Wohnungslosigkeit
– Das „Rote Punkt“ – Komitee und die erste Hausbesetzung
– Die Jugendrevolte `81 in Bochum – oder „1 Jahr Garantie“
– Frühlingserwachen für Haus- und Fabrikbesetzungen
– Ein kurzer Sommer der Autonomie
– Herbstliche Gefühle zwischen Legalisierung und Räumungen
– Winterliche Kälte – Die BO – Fabrik
– Die Stadt und die Besetzungen
– Zeitleiste zur Zentrums – Bewegung
– Besetzer*innengeschichte in Bochum

Dokumentationen

– Guckloch – Extra (Juli 1981)
– Kleine Artikel – Sammlung (WAZ, RN, Welt, taz)
– Konflikt um Kulturzentrum: Bochum ist überall – Die Fabrikbesetzung (Marabo, August 1981)
– Bewegung aus dem Nichts – Was ist denn bloß in Bochum los? (taz, Herbst 1981)

Interviews

– Bernd Kreienbaum
– Corinna Kawaters
– Angela Geratsch


2 Gedanken zu “Bewegung für ein Autonomes Jugendzentrum

  • Der rosarote Panther

    Der Spruch auf dem Titelfoto ist „verkehrt“ und lautet im Original: Zürich brennt – Berlin pennt !
    ;-)
    So ist er mir jedenfalls aus Duisburg bekannt, wo es auch mehrere Hausbesetzungen gab.
    Die zeitlich Längste war die Besetzung des Neumühler Bahnhofs. Dieses alte Bahnhofsgebäude war ca. 9 Jahre besetzt und hat in der ganzen Zeit keinen Nutzungsvertrag durch die Deutsche Bundesbahn erhalten. Auch die Belieferung mit Strom wurde verweigert. Das Haus wurde in den 9 Jahren nur mit Strom aus einem 3000 Watt Dieselgenerator versorgt.

    Remember Norbert Hofmeier
    Eine der Besetzer war Norbert Hofmeier. Er war politisch sehr aktiv, unabhängiges Gewerschaftsmitglied, Stahlarbeiter bei Thyssen, ein „typischer“ MLer-Lebenslauf. Später war er an der sog. „Antiimperalistischen Bewegung“ beteiligt. Er wurde 1986 wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verhaftet, mit 3 Anderen zusammen angeklagt und 1988 zu 10 Jahren Isolationshaft, „weiße“ Folter“, verurteilt. Er musste die Haftstrafe bis zum letzten Tag absitzen, es gab keine Haftverschonung nach 2/3 der Haftzeit.
    Norbert Hofmeier ist ein herausragender Mensch mit hohen politischen Engagment gewesen. Er widmete sein gesamtes Leben der Befreiung des Menschen von der Unterdrückung durch den Menschen.

    Norbert Hofmeier ist 2015 unter großer Anteilnahme in Köln beerdigt worden.

    Norbert, wir werden uns weiterhin dafür einsetzen das die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen ein Ende findet.
    Auch Hausbesetzungen sind ein Teil dieser Auseinandersetzung !

    Heute ist nicht alle Tage,
    wir kommen wieder, keine Frage !

    Der rosarote Panther

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