Sonntag 03.01.21, 17:01 Uhr

Erneuter Schulterschluss zwischen Neonazis und Verschwörungsideolog*innen 5


Die rechtsextreme Bruderschaft Deutschland inszenierte sich am Samstag auf der Kortumstraße

 

Die Antifaschistische Linke Bochum berichtet auf dem Infoportal Antifaschistischer Gruppen aus Bochum: »Am gestrigen Samstag, den 02.01.2021, fand erneut eine verschwörungsideologische Kundgebung auf dem Bochumer Husemannplatz statt. Seit Juni 2020 findet diese Veranstaltung regelmäßig statt.  Im Vorfeld wurde u.a. bei Telegram über die örtliche Gruppe zum sogenannten “D-Day 2.0″ mobilisiert.
Dem Aufruf dieser Gruppierung folgten dann ab 15:30 Uhr ca. 25 Personen, die der „Bruderschaft und Schwesternschaft Deutschland“ und dem rechten Bündnis „NRW stellt sich quer“ zugerechnet werden können. Diese positionierten sich u.a. in Kleingruppen rund um den Husemannplatz und wollten durch ihr Auftreten ein Bedrohungsszenario schaffen. Die Polizei beobachtete diese Szenerie mit einem Streifenwagen und machte keinerlei Anstalten, der durch Gewalttätigkeiten in Rahmen von Demonstrationen bereits bekannten Gruppierung, etwas entgegen zu setzen.

Dabei dürfte die “Bruderschaft Deutschland“ der Bochumer Polizei nicht unbekannt sein. So kommen Sabrina und Michael Wehnes, welche der Bruderschaft und der Schwesternschaft Deutschland angehören, aus Herne. Beide waren heute anwesend. Sabrina Wehnes meldete, u.a. im Jahr 2019 zahlreiche Aufmärsche für eine rechte Bürgerwehr in Herne an. Die Polizei Herne gehört bekanntlich zum Bochumer Polizeipräsidium. Auch kam es in Herne im April 2020 zu einer Hausdurchsuchung bei einem Mitglied der “Bruderschaft Deutschland“. Begründet wurden die Durchsuchungen mit dem Verdacht des unerlaubten Waffenbesitz. Weiterhin posierten Mitglieder der “Bruderschaft Deutschland“ zusammen mit Tony Ebel, einem Mitglied der rechtsterroristischen „Gruppe S“.  Dass die “Bruderschaft Deutschland“ in Bochum aufläuft, wie bereits bei der Querdenken Kundgebung am 21.11.2020, wird wohl auf das bereits genannte Ehepaar Wehnes zurück gehen. In Bochum traten sie unter dem Label „Hooligans Europe united“ auf, um einen Schulterschluss mit diversen Hooligan Szenen zu simulieren.

Im späteren Verlauf der gestrigen Kundgebung kam dann kurzerhand etwas Hektik auf, nachdem einige Unbekannte den Mitgliedern der Bruderschaft eine offensive Ansage machten. Zuvor waren wohl Menschen aus Bochum seitens der Bruderschaft angepöbelt worden, was nicht unbeantwortet bleiben sollte. Erfreulich ist allemal, wenn sich der so martialisch gebenden Bruderschaft ein Dämpfer verpasst wird. Auch der rechte „Streamer“ Kevin Gabbe war heute anwesend und berichtete live von der Kundgebung. Nach dem Ende der Kundgebung verließen Michael und Sabrina Wehnes die Bochumer Innenstadt mit der U35 in Richtung Herne. Die anderen Mitglieder verließen die Stadt mit ihren PKW`s oder wurden von der Polizei in Richtung Hauptbahnhof begleitet. Unter den Anwesenden befand sich auch Kai Kratchovil, der zu den Gründungsmitgliedern der Bruderschaft Deutschland gehört..
Kritisch muss definitiv das Verhalten der Bochumer Polizei gesehen werden. Durch das passive Beobachten der Szenerie wurde das Risiko billigend in Kauf genommen, dass Bochumer Bürger*innen Opfer von rechten Übergriffen werden. Seit dem Erscheinen der Bruderschaft Deutschland war absehbar, dass diese es auf eine körperliche Auseinandersetzung abgesehen hat. Erst nachdem Bochumer Bürger*innen diesen Drohgebärden etwas entgegensetzten, schien die Polizei aus ihrem Neujahrsschlaf zu erwachen.

Weiterhin offenbarte diese Kundgebung erneut, dass gerade das verschwörungsideologische Spektrum sich zu keinem Zeitpunkt von Neonazis und rechten Schlägern abgrenzt. Die Kundgebung heute wurde erneut von Peter Florian angemeldet, der aus dem Umfeld des Schumacher Club stammt. Bereits bei vorangegangenen Veranstaltungen wurden Nazis und Menschen aus dem rechten Bürgerwehr Spektrum geduldet. Peter Florian selbst trat während der Kundgebung auch ans Mikro und lobte das Auftreten der “Bruderschaft Deutschland“ als Schutz gegen die “Antifa“. Somit wurde nun auch in Bochum ein offener Schulterschluss zwischen Neonazis und Verschwörungsideolog*innen vollzogen.

Bochumer Antifaschist*innen müssen sich für die kommende Woche darauf einstellen, dass erneut Mitglieder der Bruderschaft Deutschland in Bochum auftauchen. Dass sie angegangen worden sind, wird ihnen sicherlich nicht gefallen haben.

Bochum hat kein Platz für die Bruderschaft und Schwesternschaft Deutschland!«
Auf der Webseite des Infoportals Antifaschistischer Gruppen aus Bochum sind zahlreiche Fotos zu diesem Beitrag zu finden.

Ein Leser schreibt zu den Vorgängen am Samstag: »Durch Zufall war ich Samstagnachmittag so gegen 16:30 Uhr in der Innenstadt und mir fiel eine größere Menschenansammlung auf dem Husemannplatz auf. Mir war bekannt, dass sich hier immer eine Gruppe von Coronaskeptikern trifft, die es aber in den letzten Monaten selten auf mehr 10 Teilnehmer*innen brachte und denen man eigentlich keine Aufmerksamkeit entgegenbringen muss.

Heute sah ich aber zu meinem Entsetzen, dass sich eine große Gruppe (ca. 25 Personen) der Bruderschaft und Schwesternschaft Deutschland dort mit eingefunden hatten. Diese Gruppierung wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Bei Hausdurchsuchungen wurden bei einigen von ihnen Waffen gefunden. Sie gelten als extrem gewaltbereit und skandieren z.B. Sprüche: „Wenn wir wollen, schlagen wir euch tot“.

Was mich erschrocken machte, ist, dass dieser Aufmarsch, der sich strategisch geschickt um den ganzen Husemannplatz positionierte, so dass der Zu- und Abgang von Menschen gezielt kontrolliert werde konnte, von lediglich 3 (sichtbaren) älteren Polizisten begleitet wurde. Dazu kamen ca. ebenso viele Personen des Ordnungsamtes. Auch im Umfeld gab es keine weiteren Polizeieinheiten. Ich mochte mir nicht ausmalen, was passieren würde, wenn die Situation eskalieren sollte.

Ich fragte mich, was ist die Strategie der Bochumer Polizei dahinter ist. Unfähigkeit oder Unwille? Sie sollten doch wohl informiert sein über das Auftreten einer vom Verfassungsschutz beobachteten gewaltbereiten Gruppierung in Bochum. Dazu sollte der Bochumer Polizeipräsident einmal Stellung beziehen.

Ich wollte mich gerade auf den Heimweg machen, als ich plötzlich laute Rufe und Geschrei vernahm. Auf der Seite der Kortumstraße in Richtung C&A kam es tatsächlich zu Gewaltanwendungen und eine Gruppe von Menschen wurde von Mitgliedern der Bruderschaft Deutschland in Richtung Hamoniestraße gejagt.

Wie es dazu kam vermag ich nicht zu sagen. Allerdings hatten die anwesenden Polizisten dem gewaltsamen Treiben nichts entgegenzusetzen.

Nach gefühlten 10 – 15 Minuten rollte dann die polizeiliche Verstärkung in Form von 6 Mannschaftswagen an und es kam langsam wieder Ruhe in das Geschehen.

Diese Eskalation hätte die Polizeiführung vorhersehen müssen. So sorgte sie aber dafür, dass Bochumer Bürger und Bürgerinnen in Gefahr gebracht wurden, durch gewaltbereite Menschen Schaden zu nehmen!

Ein Redner der Gruppe der Coronaskeptiker sagte später noch, dass die Bruderschaft und Schwesternschaft Deutschland auf ihren Wunsch hin anwesend waren. Auch hier sollte darüber nachgedacht werden, ob dieser Gruppierung weitere Mahnwachen oder Demonstrationen in Bochum erlaubt werden.«


5 Gedanken zu “Erneuter Schulterschluss zwischen Neonazis und Verschwörungsideolog*innen

  • Irmela Mensah-Schramm

    Darauf könnte ich eine Antwort geben:
    Unsere Polizei kann offenbar nicht – oder sie will es auch nicht: Die Natzis als solche erkennen. Daher fühlen sich diese wie auch die Bruderschaft oder Schwesternschaft als ‚legitim‘!
    Wenn Polizisten der Auffassung sind, wenn Nazis nicht auf ihrer Stirn geschrieben haben „ich bin ein Nazi“, so wären sie es auch nicht. Ich habe es selbst in Sachsen-Anhalt vor zwei Monaten erlebt, als ich wegen einer Nazibedrohung die Polizei gerufen hatte!

  • Lena Röhlig

    Die Veranstalter der Kundgebung auf dem Husemannplatz distanzieren sich von Hooligans und Bruderschaft Deutschlands, die dort aufgetaucht waren. Sie schreiben in ihrer Telegram-Gruppe:

    Stellungnahme zur „Bruderschaft Deutschlands“ auf unserer Kundgebung
    Am 02. Januar waren neben den üblichen Teilnehmern unserer wöchentlichen Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen auf dem Husemannplatz zirka 25 augenscheinlich politisch rechtsextrem gerichtete Männer und Frauen als Gruppe anwesend. Einige von ihnen trugen Jacken mit der Aufschrift „Bruderschaft“ bzw. „Schwesternschaft Deutschlands“. Außerdem trugen sie ein Transparent mit der Aufschrift „Hooligans Europe United“.
    Wir als Organisatoren der wöchentlichen Kundgebung auf dem Husemannplatz distanzieren uns hiermit politisch eindeutig von Gruppierungen wie „Bruderschaft“ bzw. „Schwesternschaft Deutschlands“ und „Hooligans Europe United“.
    Wir fordern Angehörige derartiger Gruppierungen hiermit klar auf, nicht erneut zu unserer Kundgebung auf dem Husemannplatz zu kommen.

  • Martin

    @ Lena: Solche Distanzierungserklärungen gibt es regelmäßig, wenn der offenkundige Schulterschluss mit Nazis öffentlich wird. Wenn Du in der Telegram-Gruppe der Veranstalter*innen bist, weißt Du, dass es ein Video von der gemeinsamen Aktion am Samstag gibt. Schau es Dir an: Da gibt es keine Distanzierung sondern einen freundschaftlichen Umgang. Etliche Leute aus dem Kreis der Veranstalter*innen sind in Nazi-Kreisen gut vernetzt.

  • unbekannt

    Könnt ihr diese haltlose Anschuldigung in Richtung Schumacher auf belegen? Finde es merklich spannend, wie hier versucht wird, gegen den Schumacher zu hetzen. Selbstverständlich alles mal wieder ohne Quellen oder sonstige Angaben. Finde ich schade, dass in ein so wichtiges Thema anscheinend persönliche Differenzen eine Rolle spielen.

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