Donnerstag 10.12.20, 13:20 Uhr

Bei Kälte obdachlos in Bochum 1


Die Bochumer Linksfraktion setzt sich für einen besseren Schutz von obdach- und wohnungslosen Menschen in der Kältezeit ein. „Das ist auch dringend notwendig, denn aufgrund der einzuhaltenden Abstands- und Hygieneregeln sind die Kapazitäten der Bochumer Anlaufstellen für Wohnungslose sowohl im Tages- als auch im Nachtbereich reduziert“, sagt Gültaze Aksevi, Fraktionsvorsitzende der Bochumer Linken im Rat. Im Tagesaufenthalt Henriettenstraße dürfen sich aktuell nur acht bzw. zehn Personen gleichzeitig aufhalten, und jeweils auch nur 45 Minuten lang. Die Suppenküche im Fliednerhaus kann aktuell nur „Essen to go“ anbieten. „Das sehr dünne Kältekonzept der Stadt Bochum umfasst bisher gerade einmal fünf Textseiten mit hauptsächlich bekannten Informationen“, so Gültaze Aksevi weiter.„Als zusätzliche Maßnahmen während der Corona-Pandemie sind dort lediglich Antigen-Schnelltests vor der Aufnahme im Fliednerhaus sowie eine Möglichkeit von Quarantäne-Unterbringung in der Sammelunterkunft Herzogstraße genannt. Zwölf Übernachtungsplätze könnten noch in der ehemaligen Graf-von-Recke-Schule geschaffen werden, bei Temperaturen von weniger als -10 Grad Celsius will die Bogestra nachts einen Bahnhof offenhalten. Das wars auch schon. Maßnahmen wie in Dortmund, wo die Stadt zumindest ein zusätzliches beheiztes Zelt aufgestellt hat? In Bochum bisher Fehlanzeige.“

Weiter kritisiert die Linksfraktion: „Eine weitere Möglichkeit der Verbesserung scheint in unserer Stadt ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle zu spielen: Berichten zufolge kann der Einsatz von mobilen Lüftungsanlagen mit den Filterklassen H13 oder H14 nahezu hundert Prozent der Aerosolpartikel in der Raumluft abscheiden und so bei Einhaltung der Abstandsregeln zu einem wirksamen Corona- Schutz beitragen, ohne dass die Raumtemperatur wie beim Öffnen von Fenstern in sehr kurzen Intervallen unzumutbar abkühlt. Im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat Gültaze Aksevi dazu eine Anfrage gestellt. Sie will wissen, ob die Verwaltung die Einschätzung von Expertinnen und Experten zum Potential von mobilen Lüftungsanlagen für einen wirksamen Corona-Schutz in geschlossenen Räumen teilt. Weiter fragt sie an, ob die Verwaltung den Einsatz von mobilen Lüftungsanlagen an Standorten für den Schutz wohnungsloser Menschen geprüft hat: „Wenn ja, mit welchen Ergebnissen? Wird die Stadt die Träger der sozialen Arbeit durch fachliche Unterstützung und entsprechende finanzielle Mittel dazu befähigen, entsprechende Systeme zu installieren?“

Die Bochumer Grünen, die in Bochum die Sozialdezernentin stellen, sind mit dem Konzept der Stadt zufrieden und schreiben: »In der ersten Sitzung des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales wurde das Kältekonzept der Stadt Bochum vorgestellt. Es soll Obdach- und Wohnungslose in der Kältezeit mit niederschwelligen Angeboten schützen und reagiert auf die besondere Lage in der Corona-Pandemie. So können mit Hilfe von Schnelltests mehr Schlafplätze in den Notschlafstellen bereitgestellt werden. Es werden an der ehemaligen Graf-von-der-Recke-Schule zusätzlich 12 Schlafplätze mehr geschaffen, die BOGESTRA öffnet nachts bei Kältephasen zusätzlich einen Bahnhof und die aufsuchende Arbeit wird verstärkt stattfinden.

Ayse Balyemez, Ausschussvorsitzende sagt hierzu: „Die Winter können in Bochum erfahrungsgemäß durch schnelle Kältephasen mit bis zu minus 10 Grad unerwartet kalt werden. Obdach- und Wohnungslose brauchen hier eine schnelle, niederschwellige und unkomplizierte Hilfe. Das vorgestellte Kältekonzept berücksichtigt nicht nur das, sondern auch die aktuelle Corona-Pandemie. Es stellt klar, das Obdach- und Wohnungslose in der Pandemie in Bochum nicht allein gelassen werden. Alle Angebote und Hilfeleistung bleiben erhalten und werden verstärkt!“

In dem Kältekonzept werden auch niederschwellige Angebote geschaffen, indem durch Förderprojekte des Landes Obdach- und Wohnungslosen Decken, Hygieneartikel und Schlafsäcke, welche bis zu minus 20 Grad aushalten, bereitgestellt werden. Auch können an der neue Notschlafstelle an der ehemaligen Von-der-Recke-Schule erstmals in Bochum Menschen mit Hunden übernachten.

Sonja Lohf, sozialpolitische Sprecherin, fügt dem hinzu: „Dabei wird das Ziel der Vermeidung und Bekämpfung von Wohnungslosigkeit nicht aus dem Blick gelassen. Mit Hilfe des Shelter-Projektes können bis zu 250 Wohnungen in den nächsten Jahren zur Verfügung gestellt werden und es wurde in der Verwaltung eine zentrale Fachstelle geschaffen. Es bleibt der Appell an die Bürger*innen, insbesondere während des Winters auf ihre Mitmenschen zu achten und wenn sie den Eindruck haben, dass sich Menschen durch den Aufenthalt in der Kälte selbstgefährden, zu helfen.“«


Ein Gedanke zu “Bei Kälte obdachlos in Bochum

  • B.Akunin

    Die Schlaf – und Aufwärmsituation ist nur eine Seite der Medaille.
    Der Verkauf der Wohnungslosenzeitung im öffentlichen Raum wird angesichts der Abstandsregeln und leeren Innenstädten gleichsam fast unmöglich.
    Selbiges gilt auch für die ausgestreckte Hand.
    Eine besonders harte Situation für die armen Menschen.

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