Mittwoch 11.11.20, 21:40 Uhr

Carlos – Rest in Peace


Die Gruppe Azzoncao hat verschiedene Schwerpunkte. Zum einen Recherche- und Öffentlichkeitsarbeit, zum anderen antifaschistische Erinnerungsarbeit und transnationale Solidarität. „Das spiegeln die unterschiedliche Aktionen von uns wider. Vor über 10 Jahren noch die Veranstaltungen zu Spanien, Italien, Russland und Nord-Irland. Später unsere Fahrten und Reportagen aus diesen und anderen Ländern. Die Berichte und Interviews mit Antifaschist*innen und sozialen Aktivist*innen, die wir dort machten, sollen unseren Leser*innen ermöglichen, die Situationen in den anderen Ländern einschätzen und Solidarität üben zu können. Und darüber hinaus Anlass und Möglichkeit zur Vernetzung bieten. In diesem Kontext haben wir uns in Bochum immer wieder zu faschistischen Angriffen in anderen Ländern verhalten. Sei es mit Demonstrationen, Aufrufen, Graffitis oder auch Filmen. Und wir erinnern immer wieder an die Opfer des europäischen Faschismus, um die Notwendigkeit der Solidarität und grenzüberwindender Zusammenarbeit aufzuzeigen.

Heute wollen wir an den jungen Antifaschisten Carlos Yavier Palomino erinnern. Er wurde vor dreizehn Jahren, am 11. November 2007, in Madrid ermordet. Der 16-Jährige war mit Freund*innen auf dem Weg in den Stadtteil Usera, um gegen einen Aufmarsch der faschistischen Partei Democracia National (DN) zu demonstrieren. Als die Antifaschist*innen in der Metrostation Legazpi die U-Bahn betraten, begegneten sie dem rechtsradikalen Berufssoldaten Josué Estébanez de la Hija. Nach einen kurzen Wortwechsel zwischen Carlos und de la Hija über dessen rechtes Sweat-Shirt stach der Falangist mit einem Kampfmesser unvermittelt zu. Carlos konnte noch ein paar Schritte machen, bis er auf der Metroplattform zusammenbrach und kurze Zeit darauf verstarb.

Am heutigen Tag gedenken Antifaschist*innen in Madrid dem Mord an Carlos Palomino unter dem Motto „Trece años sin ti, trece años contigo“ – “Dreizehn Jahre ohne Dich, dreizehn Jahre mit Dir“. Von hier aus senden wir Ihnen unsere solidarischen Grüße!

„Carlos vive – Ni olvido ni perdón“ – „Carlos lebt – Kein Vergeben, kein Vergessen!“


Über das Gedenken an Carlos Palomino hat die Berliner Mediengruppe „Leftreport“ eine sehenswerte Dokumentation erstellt, die sich auch stark der faschistischen Kontinuität, der Repression und den sozialen Kämpfen in Spanien widmet. Die Dokumentation hatte am letzten Samstag ihre online Premiere (https://leftreport.org/contrahistoria) und soll ab heute freigeschaltet werden. Es lohnt sich sie anzusehen.

Um die neuere spanische Geschichte zu verstehen sei auch das Buch „Spanien – Eine politische Geschichte der Gegenwart“ (https://www.sozonline.de/2018/10/buchtipp-raul-zelik-spanien-eine-politische-geschichte-der-gegenwart) von Raul Zelik empfohlen.


Am 17. November 2007, kurz nach dem Mord an Carlos Palomino, gab es eine Demonstration zu den Ereignissen in Madrid in Bochum.

Wer mehr über Carlos Palomino erfahren möchte. Hier ist das Interview, das wir im April 2009 mit seiner Mutter in Madrid machten: https://linksunten.mirrors.autistici.org/node/6622/index.html

Sowie unser Interview mit der Coordinadora Antifascista und La Plataforma aus Madrid: https://linksunten.mirrors.autistici.org/node/6686/index.html

Das Interview und die Informationen aus erster Hand flossen ein in den Film „Uno di noi – ein antifaschistisches Graffito aus Bochum“: http://unodinoi.blogsport.de

Das Graffito war Ende 2008 entstanden: https://nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/grafitti.html