Montag 09.11.20, 21:33 Uhr

Begrüßung des Vorsitzenden des Kuratoriums Stelen der Erinnerung Felix Oekentorp auf der Gedenkveranstaltung in Wattenscheid zum 82. Jahrestag der Pogrome am 9. November 1938


Willkommen allen, die trotz Corona es sich nicht nehmen lassen wollen, hier den jüdischen Opfern die Ehre zu erweisen und am Gedenken an die Pogromnacht teilnehmen.

Das heutige ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Gedenken an den 9. November. War noch vor wenigen Jahren -2004 stand Hannes Bienert vor Gericht wegen des Gedenkens an diesem Ort, genauer: an der Tafel, die auf die ehemalige Synagoge erinnert, und wurde zu 10 Tagessätzen zu je 15 € verurteilt, so ist das diesjährige Gedenken erstmals eine gemeinsame Veranstaltung des Kuratoriums Stelen der Erinnerung mit der Bezirksvertretung Wattenscheid. Ich hoffe, und da bin ich mir einig mit allen, die sich dazu geäußert haben: nicht die einzige sondern die erste gemeinsame Veranstaltung. Auch wenn es durch die Pandemie zu erheblichen Einschränkungen kommt.

Hannes Bienert hatte das Gedenken an diese Verbrechen zu seiner Lebensaufgabe gemacht, nicht das starre Gedenken sondern das lebendige Erinnern, damit sich diese unglaublichen Verbrechen nicht wiederholen.

Und so hatte Hannes alles daran gesetzt, dass hier an diesem Ort diese Stelen errichtet wurden, der öffentlichen Haushaltssperre zum Trotz durch Klinkenputzen für unzählige Kleinbeträge. Hier wird seit 2007 der Opfer der Verbrechen gedacht.

Kurz vor seinem Tod hatte Hannes ein weiteres Projekt begonnen, den antifaschistischen Stadtplan Wattenscheid. Nicht um diesen in den Regalen verstauben zu lassen, sondern um damit zu arbeiten. Ich hatte vor 5 Jahren an diesem Ort versprochen, dass der Stadtplan nicht mit seinem Tod ebenfalls begraben würde, und in diesem Jahr zum Todestag von Betti Hartmann hat das Kuratorium Stelen der Erinnerung dessen Veröffentlichung gefeiert.

Und im Oktober gab es auch schon den ersten antifaschistischen Stadtrundgang auf der Basis dieses Stadtplans.

Heute um 9.30 Uhr in den WDR-Nachrichten hieß es, die meisten Gedenkveranstaltungen zur Pogromnacht seien abgesagt worden. Ich danke Ihnen und Euch, dass wir hier zusammen eine der noch stattfindenden Veranstaltungen durchführen, und ich danke auch der Polizei für deren Vertrauen, dass wir das mit der entsprechenden Sorgfalt füreinander hinbekommen.

Nun übergebe ich an Christoph Nitsch, der die Moderation der heutigen Veranstaltung wie in den letzten Jahren machen wird.