Montag 02.11.20, 18:13 Uhr
WORTWORTWORT-Festival vom 08.11. - 20.11.2020

Die Zukunft der Wortkunst im digitalen Zeitalter 1


»Bochum hält WORTWORTWORT«, beginnt die Pressemitteilung eines Literatur-Festivals, das am 8. November startet. Angekündigt wird: »Mit einem deutschlandweit einmaligen, komplett digitalen Wortfestival. Das WORTWORTWORT-Festival nutzt die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung, um dem literarischen und nicht-literarischen Schreiben im 21. Jahrhundert ein neues Forum zu bieten und neue Formate zu entwickeln.

Zum Festival, das vom 08.11. – 20.11.2020 stattfindet, kommen Kunst- und Kulturschaffende, Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler, Studierende und natürlich das online Publikum zusammen. Das Programm sieht unter anderem vier Eigenproduktionen sowie die gemeinsam mit der Ruhr-Universität Bochum entwickelte und kuratierte Digitalkonferenz »contenthoch3« vor. Zu den eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern des Festivals gehören unter anderem Kabarettist Jochen Malmsheimer, Schauspieler Gotthard Lange, Slampoetin Sandra Da Vina und das international erfolgreiche Bochumer Ensemble »kainkollektiv«. Inhalte des Festivals werden etwa die »Odyssee« von Homer, das Werk des Bochumer Schriftstellers Wolfgang Welt und die Hausbesetzungen im Bochumer Heusnerviertel in den Achtzigerjahren sein. Das freie Theater-Netzwerk STERNA I PAU präsentiert eine literarische Chat-Bot-Performance.

Darüber hinaus nimmt WORTWORTWORT gemeinsam mit der Ruhr-Universität Bochum am Hackathon des europaweiten DigiEduHack 2020 teil.

Das Festival WORTWORTWORT, das im Rahmen der Bochum Strategie 2030 ins Leben gerufen wurde, ist zunächst für die Jahre 2020 und 2022 konzipiert, eine Fortsetzung im biennalen Rhythmus (2024, 2026 usw.) ist angedacht.

Das Programm 2020 im Detail:
Am 08.11.2020 um 20:15 Uhr präsentieren die beiden Kuratoren Marco Ortu und Oliver-Daniel Sopalla das Programm und geben erste Antworten auf die Frage: Wie digitalisiert man ein Festival? – YouTube Kanal “worthoch3”, kostenlos.

Das freie Theater-Netzwerk STERNA I PAU Produktionen präsentiert im Rahmen des Festivals am 10.11. und 11.11.2020 von 18:00 bis 24:00 Uhr ihre literarische Chat-Bot-Performance “give me room”, an der nach Anmeldung teilgenommen werden kann. – Telegram, nach vorheriger Anmeldung, kostenlos.

“Heusner – Wir warten nicht auf bessere Zeiten” reflektiert die letzten Tage und die Räumung des Bochumer Heusnerviertels, das in den Achtzigerjahren Schauplatz der größten Hausbesetzung Deutschlands war. Die Online-Premiere dieser digitalen Produktion des Bochumer »kainkollektivs«, die auch aktuelle Ereignisse wie »Liebig 34» reflektiert, findet am 12.11.2020 um 20:15 Uhr statt. – Uraufführung, YouTube Kanal “worthoch3”, kostenlos.

Am 12.11. und 13.11.2020 wird WORTWORTWORT gemeinsam mit der Ruhr-Universität Bochum am internationalen Hackathon “ DigiEduHack ” teilnehmen und den Schwerpunkt dabei auf Kunst und Digitalisierung legen.

Im „ Wortpalast” von Slampoetin und Schriftstellerin Sandra Da Vina steht die Literatur im Rampenlicht! Hier geht es um große Geschichten und große Gefühle, vorgetragen von Sandras Florian Wintels, Luca Swieter und Quichotte . Da Vina spricht über ihre Liebe zu Worten und: Wie schreibt man überhaupt ein Buch? Wer entscheidet, was gedruckt wird? Die Online-Premiere dieser digitalen Produktion findet am 14.11.2020 um 20:15 Uhr statt. – Uraufführung, YouTube Kanal “worthoch3”, kostenlos.

Bei “ Wolfgang Welt – Schreiben aus einer zerrissenen Stadt ” ist der Sprechchor die zentrale künstlerische Form, durch die sowohl die kollektive als auch die individuelle Geschichte im Werk des Bochumer Schriftstellers Wolfgang Welt für das 21. Jahrhundert neu inszeniert wird. Diese digitale Produktion (Regie: Gotthard Lange, Textfassung: Sabine Reich) wird am 19.11.2020 um 20:15 Uhr uraufgeführt. – Uraufführung, YouTube Kanal “worthoch3”, kostenlos.

Gemeinsam mit der Ruhr-Universität Bochum wurde für das Festival die Digitalkonferenz “contenthoch3” neu entwickelt. Vom 17.11.2020 bis zum 20.11.2020 werden Referentinnen und Referenten aus der Wissenschaft, der Kreativwirtschaft, der Literaturbranche und dem Theater über die Zukunft von Content und die Digitalisierung des Schreibens sprechen oder einfacher ausgedrückt: Wie kann man in der Zukunft mit Schreiben oder durch Schreiben Geld verdienen? – hopin, Anmeldung auf www.wortwortwort.digital

Mit einem Highlight wird das Festival am 20.11.2020 um 20:15 Uhr enden: die Erstveröffentlichung des Audio-Podcasts “ Odysseus – Die Irrfahrten eines listenreichen Schlingels ”. Zwölf Größen der Comedy-, Literatur- und Kabarettszene werden in dieser Uraufführung die Taten des großen Odysseus neu erzählen: Bernd Gieseking, Dagmar Schönleber, Dietmar Wischmeyer, Frank Goosen, Fritz Eckenga, Jochen Malmsheimer, Katinka Buddenkotte, Nessi Tausendschön, Sandra Da Vina, Sven Kemmler, Tobi Katze und Urban Priol . – Uraufführung, YouTube Kanal “worthoch3”, kostenlos.

Bis auf die Digitalkonferenz und STERNA I PAU sind alle Produktionen auf dem YouTube Kanal “worthoch3” bis zum 15.12.2020 23.00 Uhr verfügbar.

Das Festival wird im Wintersemester 2020/21 durch das RUB-Seminar “WortWortWort: Begleitung eines Literaturfestivals” sowie durch weitere Praktikantinnen und Praktikanten der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Tübingen begleitet. Hier können die Studierenden theoretische und praktische Erfahrungen bei der Produktion, Organisation, Kampagnenerstellung und -durchführung sowie bei der Erstellung der Dokumentation sammeln.

Auf https://wortwortwort.digital gibt es weitere Informationen. Das Wortwortwort Festival ist auch unter „Wortwortwort“ bei Facebook vertreten sowie auf Instagram unter „worthoch3“. Auf dem YouTube-Kanal “worthoch3” sind die digitalen Produktionen des Festivals zu sehen.«


Ein Gedanke zu “Die Zukunft der Wortkunst im digitalen Zeitalter

  • Rumpelstilzchen

    Lichtung

    In seinem Gedicht „Lichtung“ schrieb der österreichische Dichter Ernst Jandl:
    „lichtung
    manche meinen
    lechts und rinks
    kann man nicht velwechsern
    werch ein illtum“

    Dieses Gedicht fällt mir ein, wenn ich von dem von der Stadt und der Wirtschaft gesponserten Festival WORTWORTWORT höre. Vor zwei Jahre kündigten Marco Ortu (Xango Cult) und Oliver Daniel Sopalla ihr Festival mit den Worten des Futuristen Filippo Tommaso Marinetti an: »Der ganze Mensch gehört abgeschafft in der Literatur. An seine Stelle soll die Materie treten. An die Stelle der erschöpften Psychologie des Menschen wird die lyrische Besessenheit der Materie treten. Zusammen werden wir die DRAHTLOSE PHANTASIE erfinden. Nach dem Reich der Lebewesen beginnt das Reich der Maschinen.« (Aus: Filippo Tommaso Marinetti, Manifest der futuristischen Literatur, 1912)

    Filippo Tommaso Marinetti war einer der intellektuellen und künstlerischen Vorbereiter des Faschismus in Italien. Er war Frauenhasser, Kriegsverehrer und glühender Nationalist. Von ihm stammen die Zeilen aus dem ersten Futuristischen Manifest von 1909: „…Kein Meisterwerk ohne Aggression! Schönheit gibt es nur noch im Kampf! Wir wollen den Krieg verherrlichen – diese einzige Hygiene der Welt – den Militarismus! den Patriotismus! die Zerstörungstat der Anarchisten! Die schönen Ideen, für die man stirbt! Und die Verachtung des Weibs!…“
    Marinettis Futuristische Partei ging in der faschistischen Partei Mussolinis auf. Für diese kandidierte er auf dem zweiten Listenplatz. Mit Mussolini, den er seit 1914 gefördert hatte, überwarf er sich zeitweise, vertrug sich aber wieder und war ein vom Diktator geachteter Künstler und Aushängeschild des faschistischen Italien.
    Marinetti nahm am massenmordenden Abessinienkrieg (https://de.wikipedia.org/wiki/Abessinienkrieg) der faschistischen Armee teil und schrieb „Der Krieg ist schön, weil er dank der Gasmasken, der schreckenerregenden Megaphone, der Flammenwerfer und der kleinen Tanks die Herrschaft des Menschen über die Maschine begründet. Der Krieg ist schön, weil er die erträumte Metallisierung des menschlichen Körpers inauguriert. Der Krieg ist schön, weil er eine blühende Wiese um die feurigen Orchideen der Mitrailleusen bereichert. Der Krieg ist schön, weil er das Gewehrfeuer, die Kanonaden, die Feuerpausen, die Parfums und Verwesungsgerüche zu einer Symphonie vereinigt. Der Krieg ist schön, weil er neue Architekturen, wie die der großen Tanks, der geometrischen Fliegergeschwader, der Rauchspiralen aus brennenden Dörfern und vieles andere schafft …“

    Bis zu seinem Lebensende war Filippo Tommaso Marinetti dem Faschismus treu.

    Noch mal zu Ernst Jandls
    „lichtung
    manche meinen
    lechts und rinks
    kann man nicht velwechsern
    werch ein illtum“

    Als Ex-Heusnerviertler kenne ich meine Richtung. Und die ist links. Das das Heusnerviertel jetzt auf solch einer medialen Resterampe landet – Schade.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Filippo_Tommaso_Marinetti#Marinetti_und_der_Faschismus
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/jeden-abend-krieg.974.de.html?dram:article_id=224796

    Lesenswerter Roman: eine Familiengeschichte, ein Porträt Italiens im 20. Jahrhundert, eine Geschichte des Kolonialismus und seiner langen Schatten, die bis in die Gegenwart reichen.
    https://www.wagenbach.de/buecher/titel/1151-alle-ausser-mir.html

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