Dienstag 22.09.20, 09:30 Uhr
Theater Traumbaum: Menschenrechte durch Theater vermitteln

Anne Frank Kultur Wochen


Ab Montag, 08.10: „Grenzen-Los, kein Flüchtlingsmärchen“

Das Theater Traumbaum im KulturMagazin veranstaltet in Kooperation mit dem Bochumer Kulturrat e.V. dieses Jahr  zum zwanzigsten Mal die Anne Frank Kultur Wochen mit dem Schwerpunkt Vermittlung von Menschenrechten durch Theater für Schüler/innen und schreibt: »Bei einer Veranstaltungsreihe wie dieser kann man schlecht von einem Jubiläum reden, denn es gibt nicht wirklich ein Grund zu feiern, wenn es notwendig ist, seit zwanzig Jahren Theater gegen Rassismus, Gewalt und Antisemitismus für junge Menschen anzubieten. Außerdem kommt in diesem Jahr noch Covid 19 dazu. Da aber Live Kultur der Leim ist, der eine Gesellschaft zusammenhält, hat das Theater Traumbaum für die gesamte Veranstaltungsreihe ein coronagerechtes Hygienekonzept entwickelt, das vom Gesundheitsamt freigegeben wurde. Ein Bestandteil des  Hygienekonzeptes ist es, dass die Zuschauerkapazität, normalerweise 100 Plätze, für die Sonntagsvorstellungen auf 26 Zuschauer/ innen und für die Schulvorstellungen auf maximal zwei Schulklassen reduziert ist.

Die dadurch entstehende Eintrittseinbußen konnte das Theater Traumbaum nur mit der Förderung durch die Stadt Bochum, Stadtwerke Bochum – Bürgerprojekt, Buxus Stiftung, kommunales Integrationszentrum Bochum, dem Kinder- & Jugendring Bochum e.V. und dem Bundesprogramm Demokratie leben abfangen. Ohne diese zahlreichen Förderer hätten die Anne Frank Kultur Wochen in diesem Jahr definitiv abgesagt werden müssen.

Damals, im Jahr 2000, war der Anlass, dieses Format in´s Leben zu rufen, der Aufstand der Anständigen anlässlich des Brandanschlages auf die Düsseldorfer Synagoge und das Verteilen von CD´s mit rechter Musik durch eine nationalistische Partei auf Bochumer Schulhöfen. Heute gibt es mehr rechte, nationalistische und  gewaltbereite Gruppierungen als in der gesamten Geschichte der Bundesrepublik und rassistische menschenverachtende Haltungen sind in die Mitte unserer Gesellschaft vorgedrungen. Kinder- und Jugendtheater bedeutet neben Unterhaltung und Kunst junge Menschen auf Augenhöhe dazu anzuregen, sich mit ihrer Umwelt und Gesellschaft auseinanderzusetzen, um sich selbst menschliche und demokratische Grundwerte zu bilden.

Dieser Aufgabe widmet sich das Theater Traumbaum in diesem Jahr mit vier verschiedenen Stücken und einem breiten inhaltlichen Spektrum für ganz verschiedene Altersgruppen.

Vom Sonntag, 04.10. bis Donnerstag, 08.10. setzt sich „Grenzen-Los, kein Flüchtlingsmärchen“ für Menschen ab 8 Jahren mit der Frage auseinander, ob die Menschenrechte für alle Menschen gelten oder an den Grenzen enden. „Märzstürme an der brennenden Ruhr 1920“ lässt für junge Menschen ab 14 Jahre vom Sonntag, 25.10. bis Donnerstag, 28.10. ein Ereignis wieder lebendig werden, das heute nach hundert Jahren fast vergessen ist. Der Generalstreik und die Rote Ruhr Armee konnten damals den rechtsnationalistischen Kapp-Lüttwitz Militär-Putsch abwenden.

Dennoch scheiterte dieser Versuch, die damals noch junge Demokratie zu retten, denn der Arbeiter/innen Aufstand wurde mit paramilitärischen Freikorps-Truppen gewaltsam niedergeschlagen, die zum ersten Mal das Hakenkreuz mit in´s Ruhrgebiet brachten. Einiges von den Geschehnissen, Haltungen und Einstellungen von  damals kommt einem heute leider brennend aktuell vor. Vom Montag, 02.11. bis Donnerstag, dem 05.11. steht dann ein Theaterstück auf dem Programm, dass damals bei den ersten Anne Frank Kultur Wochen 2000 Premiere hatte und heute, leider, immer noch aktuell  ist: Lumpenpott, das Ruhrgebiet unter den Nationalsozialisten. Lumpenpott läßt in Geschichten von Tätern, Opfern, Wegguckern den Alltag unter der faschistischen Diktatur wieder lebendig werden. Den Abschluss der Anne Frank Kultur Wochen bildet vom Sonntag, 08.11. bis Donnerstag 12.11. das Stück „Schlamasel-Masel“, das sich an ein jüngeres Publikum ab 6 Jahren wendet. Toleranz lässt sich nicht verordnen, sondern bildet sich durch Mitgefühl. Mitgefühl entsteht dadurch, dass ich etwas über das Leben und das Lebensgefühl der anderen weiß. Antisemitismus baut auf Vorurteilen auf, „Schlamasel-Masel“ vermittelt jüdisches Lebensgefühl jenseits der Shoah und bietet damit einen unterhaltsamen Blick über den eigenen Tellerrand. Alle Sonntagsvorstellungen beginnen um 15.oo Uhr, die Vorstellungen unter der Woche um 10.oo Uhr, der Eintritt beträgt jeweils 5.- €. Direkt nach jeder Vorstellung gibt ein Nachbereitungsgespräch mit dem Publikum für offene Fragen und zum gegenseitigen Meinungsaustausch.«

Kartenvorbestellungen und Informationen gibt es telefonisch unter 02 34 / 890 66 81 oder unter www.theater-traumbaum.de