Montag 13.07.20, 17:56 Uhr

Attac-Sommerakademie dieses Mal online


Attac/Occupy Bochum weist auf die diesjährige Attac-Sommerakademie hin: »Im letzten Jahr fand sie noch in Bochum statt, in diesem Jahr gibt es sie als rein digitale Veranstaltung. Durch die Corona-Pandemie hat auch das Motto der diesjährigen Sommerakademie eine unerwartete Aktualität erhalten. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob und wie sich die aktuelle Krise zur Chance für einen grundlegenden Paradigmenwechsel, einen „System Change“ entwickeln kann. Corona zeigt die Schwächen des herrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystems wie durch ein Brennglas – auch einer breiten Öffentlichkeit. Ob es um die ausbeuterischen Verhältnisse in der Fleischindustrie geht, der mangelnden Absicherung der Kulturschaffenden und prekär Arbeitenden, die Abhängigkeit der Wirtschaft und Erwerbstätigen vom absatzgetriebenen Konsum, die Bedeutung „systemrelevanter“ Bereiche wie Bildung und Gesundheit.

Ohnehin schwelende soziale und wirtschaftliche Krisen spitzt die Pandemie noch zu. Tatsächlich könnten die nächsten Monate entscheidend sein, ob es gelingt, den sozial-ökologischen Umbau anzugehen, oder es einen Rollback in den kapitalistischen Normalzustand gibt. „Corona zeigt uns wie zuletzt nur die große Finanzkrise, wie instabil und verwundbar das globalisierte Wirtschaftssystem ist. Schon wieder, möchte man fast sagen, muss der Kapitalismus gerettet werden. Aber warum eigentlich? Wieso probieren wir nicht mal was anderes?“ fragt Achim Heier vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis.

Den Auftakt macht am Dienstag ein Streitgespräch zwischen einem Attac-Vertreter und einer Gewerkschafterin zum Thema „Den sozial-ökologischen Umbau sofort beginnen! Kann das gehen?“ Es folgen elf Seminare und zwei Foren, unter anderem zu Klimagerechtigkeit und Feminismus, Digitalkonzernen, dem internationalen Gesundheitssystem, der Wohnungskrise, klimagerechter Mobilität, Welthandel, solidarischem Wirtschaften, den Lücken („Cracks“) im kapitalistischen System, Arbeit im Kapitalismus sowie der Finanzierung des sozial-ökologischen Umbaus.

Am Freitagabend geht es unter dem Motto „Das Chaos verstehen!“ um eine Diagnose aus der Perspektive kritischer Gesellschaftstheorie, unter anderem mit den Wissenschaftler*innen Thomas Sablowski, Alex Demirovic und Andreas Fisahn. Zeitgleich bietet sich ein Seminar zu Tarifkämpfen im ÖPNV und dem Rückbau der Autoindustrie an.

Beim Abschlussforum „Ins Handeln kommen für eine solidarische, sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Gesellschaft“ am Sonntagmittag diskutieren Soziologieprofessor Klaus Dörre von der Universität Jena, Lara Zschiesche von den Students for Future und Manfred Fiedler vom Bündnis „Krankenhaus statt Fabrik“ emanzipatorische Ansätze. Am Beispiel zwei aktueller Konfliktfelder erörtern sie Wege zu einer klimagerechten Mobilität für alle und einem bedarfsgerechten Gesundheitssystem.

Im letzten Jahr fand die attac-Sommerakademie in der Erich-Kästner-Gesamtschule an der Markstraße statt. Einige hundert Teilnehmer*innen waren gekommen, dazu gab es eine gemeinsame Aktion von attac und Radwende Bochum mit einer „Gehzeug-Parade“, um den Platzverbrauch für die klimaschädlichste Art der Mobilität zu demonstrieren.

Die jährliche Sommerakademie von Attac ist ein zentraler Treffpunkt der globalisierungskritischen Bewegung und bietet eine gute Gelegenheit auch für Neueinsteiger*innen, Attac kennen zu lernen und sich mit den Themen und Argumenten des Netzwerkes vertraut zu machen. In diesem Jahr findet sie in reduzierter Form und ausschließlich online statt. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung ist Kooperationspartnerin. Die Links für die Teilnahme an den Online-Veranstaltungen werden auf der Webseite der Sommerakademie veröffentlicht.

Die diesjährige Attac Sommerakademie wird über das Open-Source-Webkonferenzsystem BigBlueButton (BBB) stattfinden. Eine Anmeldung ist nicht nötig, jedoch ein aktueller Browser und bei Bedarf ein Headset.

Weitere Informationen und Programm unter:
www.attac.de/sommerakademie