Mittwoch 18.03.20, 14:05 Uhr

Gerade jetzt: Evakuierung von Geflüchteten – Bereitschaft zur kommunalen Aufnahme!


Gina Haller

Am Donnerstag, den 19.03. startet ein Bündnis aus Erstaufrufenden die Briefkampagne „Gerade jetzt: Evakuierung von Geflüchteten – Bereitschaft zur kommunalen Aufnahme!“ Zur Kampagne rufen die Initiative Seebrücke Bochum, die Ateliergemeinschaft atelier automati­que, der Bahnhof Langendreer, die Medizinische Flüchtlingshilfe und die Oval Office Bar im Schauspielhaus auf. Julia Nitschke vom atelier automatique dazu, warum die Kampagne gerade jetzt gestartet wird: “Wir sind alle von der Corona-Krise gleichermaßen betroffen und wir sind uns des derzeitigen Ausnahmezustands voll bewusst. Wir finden aber, dass die Rettung der Geflüchteten vor allem von den griechischen Inseln gerade deshalb jetzt keinen Aufschub erlaubt!“ Die Aktion versteht sich als Teil der bundesweiten Seebrücke-Kampagne #LeaveNoOneBehind.

Sebastian 23 Foto: Christoph Neumann

Unterstützung erhalten die Erstaufrufenden von prominenten Bochumer Künstlerinnen und Künstlern sowie von der Rektorin der Evangelischen Hochschule Prof. Dr. Sigrid Graumann. Mit dabei sind der Poetry Slammer und Autor Sebastian 23, die Schauspielerinnen Friederike Becht und Gina Haller, der Komiker Hennes Bender und der Kabarettist Jochen Malmsheimer. Die Kampagne soll bis zunächst 06. April laufen. Bei der Kampagne sollen die Bochumerinnen und Bochumer – gerade angesichts der Corona-Krise – dazu aufgerufen werden, Oberbürgermeister Thomas Eiskirch einen Email-Brief mit ei­nem dringenden Appell zu schicken. In einer Vorlage dafür heißt es u. a.: „Wir dürfen gerade jetzt nicht diejenigen vergessen, die seit Jahren andauernd im Ausnahme­zustand leben, deren Leben permanent bedroht ist und deren Situation mit der Corona-Pan­demie nun noch lebensbedrohlicher geworden ist.

Jochen Malmsheimer

Ärzte ohne Grenzen hat bereits dringlich davor gewarnt, dass ein Corona-Ausbruch in einem Lager auf den griechischen Inseln nicht einzudämmen wäre und fordert eine sofortige Evakuierung der geflüchteten Menschen. Ich wende mich deshalb heute mit der Bitte und dem Appell an Sie, öffentlich zu erklären, dass wir hier in Bochum, nach einer Evakuierung, bereit sind, Geflüchtete aufzunehmen! Schließen Sie sich den Oberbürgermeister/innen an, die sich bisher dafür schon engagieren!“

Der Aufruf soll in den Sozialen Netzwerken verbreitet werden. Die Bochumerinnen und Bo­chumer werden zudem auch aufgerufen, Bilder von sich mit Schildern mit Hashtags wie #auf­nahmejetzt, #bochumhatplatz oder #lebenretten, #bochumjetzt und #LeaveNoOneBehind zu veröffentlichen.

Statements von Unterstützerinnen und Unterstützer der Eilbriefkampagne:

Sigrid Graumann (Rektorin der Evangelischen Hochschule Bochum):
„Das Asylrecht ist an der EU-Grenze zwischen Griechenland und der Türkei ausgesetzt. Die Menschenrechte der Geflüchteten werden vorsätzlich missachtet. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Wer ein Herz und ein Gewissen hat, kann die Notlage der Geflüchteten an der türkisch-griechischen Grenze und in den überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln nicht ignorieren. Deshalb setze ich mich als Rektorin der evangelischen Hochschule dafür ein, dass sich Bochum den anderen Städten anschließt, die die Bereitschaft zur sofortigen Aufnahme von Geflüchteten erklärt haben.“

Gina Haller (Schauspielerin, Schauspielhaus Bochum):
„Gerade in diesen aktuell so turbulenten Zeiten, ist es wichtig Mitgefühl und Empathie mit ALLEN sich in Not befindenden Menschen zu zeigen. Lasst uns helfen sofern wir es können. In diesem Falle können wir tatsächlich etwas tun und geflüchteten Menschen, die an der türkisch-griechischen Grenze auf Aufnahme hoffen und in menschenunwürdigen Situationen ausharren müssen, hier in Bochum einen sicheren Hafen bieten.“

Sebastian Rabsahl aka Sebastian 23 (Poetry Slammer & Autor) und Friederike Becht (Schauspielerin):
„Die Situation an den Außengrenzen ist schon seit langer Zeit unerträglich und hat sich durch die aktuellen Entwicklungen entlang der türkisch-griechischen Grenze und in den völlig überlasteten Lagern auf Lesbos noch einmal weiter verschärft. Auch wenn wir gerade inmitten einer weltweiten Pandemie stecken, dürfen wir nicht die Augen verschließen vor dem Leid derjenigen, die unsere Hilfe brauchen. Bochum ist unsere Wahlheimat, in der wir uns wohlfühlen und wir haben sie in den letzten Jahren als weltoffene, tolerante und hilfsbereite Stadt erlebt. In diesem Sinne hoffen wir, dass sich unser OB Thomas Eiskirch auch jetzt in dieser schwierigen Lage für die Aufnahme von Geflüchteten einsetzt, die unsere Hilfe nötiger denn je brauchen.“

Die Vorlage des Briefs an den Oberbürgermeister für Textverarbeitungsprogramme.