Montag 02.12.19, 07:00 Uhr
Intensives Stück von nonegatif feiert am 5. Dezember Premiere

RISSE


Das Theaterprojekt Nonegatif lädt am Donnerstag, den 5. Dezember um 20 Uhr im Bahnhof Langendreer zur Premiere des Stückes „risse“ ein: »Nach monatelanger Arbeit fiebern die Teilnehmenden des nun seit mehreren Jahren im Bahnhof ansässigen Theatergruppe nonegatif ihrer Premiere entgegen. Erneut haben sie sich mit drängenden Fragen auseinandergesetzt und freuen sich, ihre inhaltlichen und szenischen Ergebnisse auf der Bühne zeigen zu dürfen.
Wie kann es sein, dass jemand auf die Straße gehen und das „Absaufen“ tausender Geflüchteter feiern kann und anschließend nach Hause kommt, um seinen todkranken Vater zu pflegen? Wie können wir schon wieder an den Punkt gelangt sein, an dem Jüdinnen und Juden, Migrant*innen und all jene, die als „Andere“ markiert werden, offensichtlich zur Zielscheibe von Hass, Gewalt und Terror werden?

Ein Erklärungsansatz bietet die Theorie der Entmenschlichung. Sie beschreibt einen Prozess, während dessen anderen schrittweise der Status als Mensch abgesprochen wird, indem sie mit Tieren oder Objekten gleichgesetzt werden. Es handelt sich um einen Prozess, der nicht nur der Ermordung Millionen jüdischer Menschen ab 1939 sowie zahlreicher weiterer Genozide vorausging, sondern ebenso in unser aller Alltag zu finden ist – oft weniger bewusst, als wir es gern hätten.

So zum Beispiel in der Begegnung mit all jenen, von denen wir „gelernt“ haben, dass sie weniger wert seien – ob wohnungslose, migrierte oder behinderte Menschen, People of Color oder auch Frauen. Ebenso finden wir sie aber auch in der Begegnung zwischen Chirurgin und Patient oder in den statistisch und objektiv anmutenden Zahlen und Bildern, die uns medial unterbreitet werden: in der Rede zum Beispiel von 1.000 Toten im Mittelmeer, von Flüchtlingswellen, Sozialschmarotzern, usw. Entsprechende Spuren sind in unser aller Denken vorhanden – kaum jemand kann sich von derartigen Labels freimachen.

Die Theatergruppe nonegatif hat sich im Laufe des Jahres intensiv und zum Teil sehr persönlich mit Entmenschlichung und Menschsein auseinandergesetzt. Über viele Monate haben sie improvisiert und recherchiert, sind auf die Straße gegangen und haben Biografisches wie Historisches in den Inszenierungsprozess einfließen lassen, um schließlich ihr neues Theaterstück risse zeigen zu können. Es handelt von zwei Menschen, deren Leben mit einem Schlag unfreiwillig miteinander verbunden sind.

So verfolgen wir einerseits den Weg einer jungen Frau, die sich entschließt, vor einem Einkaufszentrum einen Terroranschlag zu verüben. Wie kommt es zu dieser Entscheidung? Welche Umstände spielen eine Rolle? Und was muss sie auf dem Weg dahin liegen lassen, um diesen letzten Schritt tun zu können? Der zweite Handlungsstrang fokussiert aufs Nächste herangezoomt einen Mann, der bei jenem Anschlag seinen Ehemann und Vater seines Kindes verliert. Wie reagieren wir, wenn unser Schmerz zu groß wird, ihn ertragen zu können? Welche anderen Wege lassen sich gehen außer den des Hasses und der Vergeltungsschläge? Was hindert uns daran?

Auf diesem Weg entstand ein – nicht erst seit den Ereignissen in Halle – hochaktuelles und drängendes Stück, das überall spielen könnte, uns immer wieder auf uns selbst zurückwirft und uns fragt, was uns als Menschen im Kern ausmacht.«

Stückentwicklung: nonegatif 2019 & Danny Friedrich
Regie: Danny Friedrich (Bahnhof Langendreer, Projekt „act now!“)
Auf der Bühne: Aissatou Baldé, Lena Becker, Evelyn Dossa, Finn Dolinga, Andrés Garcia, Pierre Hochfeldt, Jennifer Kuhn, Rebecca Mensah, Mooaz Shehadeh, Felix Suley, Santhiya Vanajanathan.

Premiere:
Donnerstag, 05.12.2019
Einlass: 19:30 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr
Halle, im Bahnhof Langendreer
Eintritt: 9 Euro AK, 5 Euro VVK / erm.

Zweite Aufführung:
Freitag, 06.12.2019
Einlass: 19:30 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr

Halle, im Bahnhof Langendreer
Eintritt: 9 Euro AK, 5 Euro VVK / erm.

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren.
Triggerwarnung: Das Stück thematisiert und zeigt Akte physischer Gewalt bzw. deutet sie an. Gegebenenfalls macht eine Absprache vorab Sinn.