Freitag 29.11.19, 21:35 Uhr
Rede auf der Klimastreik-Demonstration am 29. 11. 2019

Heike Schick, Extinction Rebellion


Vielen Dank, dass ihr heute gekommen seid. Ich habe auf einem Banner gelesen, es ist so schlimm, dass selbst Menschen mit Sozialphobien gekommen sind. Ich bin eine von denen. Mein Name ist Heike Schick und ich stehe hier für Extinction Rebellion. Seit meiner Kindheit beschäftigen mich die Frage: Wie es dazu kommen konnte, dass die Dinosaurier ausgestorben sind? Dabei geht es weniger darum, dass sie ausgestorben sind, sondern vielmehr darum, dass sie innerhalb weniger Jahrzehnte von der Erde verschwunden sind. Seit ich im Zusammenhang mit dem Klimakrise gelernt habe, was Kipppunkte sind, habe ich in Bezug auf die Dinosaurier keine Fragen mehr.

Wenn Ihr noch Fragen habt, dann kommt einfach zu einem Talk von Extinction Rebellion. Aber es sind nicht die wissenschaftlichen Fakten, die mich dazu bewegt haben Aktivistin zu werden. Der Grund ist, weil es weh tut, zu sehen, dass das, was ich liebe, zerstört wird. Es schmerzt.
Und es schmerzt den Kinder, den Kleinsten, die heute hier sind, zu sagen, warum wir heute hier sind. Und ich will nicht, dass meine Enkel und Urenkel sich für mich schämen müssen.
Vielen Menschen ist das Ausmaß der Klimakrise bewußt, aber sie glauben nicht daran, dass sich etwas ändern wird. Selbst Menschen, die sich schon lange für den Klimaschutz engagieren.
Aber wenn wir nicht daran glauben, wer dann?
Wir müssen aufhören, die Lügen, die wir uns als Menschen Jahrhunderte-lang selbst eingeredet haben, zu glauben. Ich glaube nicht, dass der Mensch von Natur aus gierig und egoistisch ist. Ich glaube, das sind nur Begleiterscheinungen des toxischen Systems, in dem wir leben, das es Unternehmen erlaubt, Entschädigungen zu verlangen, wenn ihre Gewinne durch Umweltgesetzte minimiert werden. Die Definition von Reichtum bei indigener Völker ist, der ist reich, der viel gibt.
Und es geht auch darum, dieses Wissen, wie man im Einklang mit der Natur lebt, zu bewahren.
Wir können diese Vision einer schöneren Welt wahr werden lassen. Die Vision einer Welt ohne Hunger, ohne Armut, ohne Rassismus, ohne Krieg, ohne Beschämungen, weil jemand nicht der Norm entspricht. Es ist möglich.
Es ist ein Schritt ins Unbekannte. Das Unbekannte kann Angst machen, aber was ist, wenn das Neue soviel schöner ist als das was wir kennen?
Wir erheben uns für eine gerechtere Welt, für die Zukunft unserer Kinder und wir geben denen eine Stimme, die nicht gehört werden: den Pflanzen und Tieren. Wir wählen dafür den gewaltfreier Ziviler Ungehorsam als Protestform. Wir stören die Gesellschaft und die Politik, weil wir es nicht mehr mit unserem Gewissen vereinbaren können, tatenlos der Zerstörung des Planeten zuzusehen und wir nehmen die Konsequenzen und die Bestrafung der Regelverletzung in Kauf,.
Gewaltfrei bedeutet auch, dass wir in unserer Wortwahl gewaltfrei, friedlich und respektvoll sind. Eins unserer Prinzipen lautet: Keine Schuldzuweisungen, keine Beschämungen.
Wir sehen die Polizei nicht als Gegner, sondern als Menschen, die Ihre Arbeit machen und als Menschen, die genau wie wir von der Klimakrise betroffen sind.
Unsere Aktionen sind bunt und fröhlich, kreativ und mit Musik.
Wie eine Mitrebellin so schön sagte: Eine Rebellion, wo nicht getanzt wird, ist nicht meine Rebellion.
Ich möchte Euch einladen, Teil der Bewegung zu sein. Kommt zu unseren Aktionstrainings oder zu unserer Kunst AG und helft Banner zu malen und mehr. Egal wie wir uns nennen, wir sind eine Bewegung, Wir haben ein Ziel: Wir wollen leben.