Freitag 15.11.19, 20:31 Uhr

Stelen auf dem Blumenfriedhof


Am Sonntag wird die zentrale Gedenkveranstaltung zum „Volkstrauertag“ zum dritten Mal maßgebenden von dem Geschichtsprojektkurs der Hildegardis- und der Goethe-Schule gestaltet. (Siehe Webseite: 307 Zwangsarbeiter*innen) Im ersten Jahr hatte der Kurs sich mit dem Thema Zwangsarbeit in Bochum während des Faschismus beschäftigt. Mit Entsetzen wurde ein Gräberfeld von Zwangsarbeiter*innen auf dem Blumenfriedhof (Foto oben) entdeckt. Der diesjährige Kurs beschreibt auf seiner Webseite, wie er das Gräberfeld auch jetzt noch wahrnahm: „Keine Grabsteine, keine Namen, keine Blumen und von Grabpflege kann man wohl kaum sprechen.
Die ersten Eindrücke unseres Kurses fassen die Situation sehr gut zusammen: Eine leere, verlassene Wiese von ein paar mit Moos bewachsenen Steinen durchzogen, ist wohl kaum als Grab zu erkennen. Diese Grabesstätte ist nicht mehr etwas arbeitsbedürftig oder aufbesserungsfähig, sondern viel mehr ungepflegt und trostlos.“
Im zweiten Jahr setzte sich der Kurs intensiv mit dem Schicksal der toten Zwangsarbeiter*innen auseinander, recherchierte biografische Daten und machte sich sachkundig über eine andere Gedenkkultur. Dabei wurde die Idee entwickelt, auf zwei Stelen die Namen sowie das Geburts- und Todesjahr aller 307 auf dem Blumenfriedhof begrabenen Zwangsarbeiter*innen in Erinnerung zu rufen. Das Ausbildungszentrums von ThyssenKrupp erklärte sich bereit, dieses Denkmal technisch zu realisieren. Der diesjährige Geschichtskurs hat die Schilder gestaltet und hofft jetzt, dass mit Hilfe des THW die Stelen am Sonntag auf dem Gräberfeld aufgestellt sind.
Die Gedenkfeier findet in diesem Jahr am 17.11. um 15 Uhr in der Aula der Hildegardis-Schule und anschließend auf dem Blumenfriedhof statt.
Diese Form der offiziellen Gedenkfeier der Stadt Bochum und des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge stellt einen beachtlichen zivilgesellschaftlichen Fortschritt in Bochum dar, auch wenn immer noch uniformierte Soldaten – also Repräsentanten der Tätergruppe – das Gedenken stören.
Bis 2012 (Video unten) gab es in Bochum noch ein regelrechtes Heldengedenken, bei dem das Lied vom „guten Kameraden“ ertönte und die Landsmannschaften mit Standarten aufmarschierten. Erst nach Jahre langem Protest des Friedensplenums wurde dieses gruselige Schauspiel beendet.