Samstag 27.07.19, 13:39 Uhr

„Beauty Queens & Action Heroes?!?“


Das Projekt act now! lädt zu einer Sommerferienwoche „voller Theater, Spaß und Experimentieren“ unter dem Titel „Beauty Queens & Action Heroes?!?“ in den Bahnhof Langendreer ein: „Diese Kids können richtig stolz auf sich sein!“, so Danny Friedrich, Theaterpädagoge und Leiter des Projekts act now! nach der Premiere des Stücks #pantsdown am vergangenen Mittwoch. Sieben Schüler*innen der Nelson-Mandela-Schule entwickelten mit ihm zusammen ein Jahr lang ein Stück zu Fragen nach Geschlechtergerechtigkeit und Gender, zu Erwachsenwerden und Identität. Der Inhalt: Nach einem Streit mit ihrer Lehrerin beschließt eine Gruppe von Jungs, am kommenden Tag aus Protest in Röcken zur Schule zu kommen. Einen solchen Fall gab es tatsächlich vor einiger Zeit in Großbritannien. Das Stück jedoch geht einige Schritte weiter und lässt den Protest der Schüler größer und vielschichtiger werden. Dabei fragt es immer intensiver danach, was es eigentlich bedeutet, eine Frau bzw. ein Mann zu sein und vor allem, was es bedeutet, diesen Erwartungen eben nicht gerecht zu werden – so aufgeklärt und (vermeintlich) fortschrittlich wir auch zu sein glauben.

Mit viel Humor und einer stellenweise großen Eindringlichkeit erzählten die jungen Menschen auf der Bühne viel von sich selbst und ihren peers, aber eben auch von der Generation ihrer Eltern und Großeltern, von Macht und Männlichkeit, wie auch von sexualisierter Gewalt und den Möglichkeiten, jenen zerstörerischen Formen von Rollenbildern zu begegnen. „Auf der einen Seite haben die Jungs den Blick dafür geöffnet, wie hart es ist, sich als Junge zu behaupten, ohne sich an eigentlich überholt geglaubten Rollenbildern zu bedienen und sich möglichst unverletzbar, cool und angriffslustig zu geben.“ Stattdessen haben die Jungen auf der Bühne gewagt, sich verletzlich zu zeigen, während vor allem die Mädchen dieses Stück zu einem Großteil durch ihr unglaublich großes Wissen und ihre Stärke gestemmt haben. Mit beiden Beinen fest auf dem Bühnenboden stehend, haben sie klar gemacht, was diese Welt für sie als heranwachsende Frauen bedeutet und was sie von dieser Welt erwarten.

„Interessant ist dabei, dass ausgerechnet sie auf der Bühne leiser waren als die Jungs. Da wäre noch viel mehr Arbeit nötig gewesen, diesen Knoten zum Platzen zu kriegen.“, so Friedrich selbst. Doch eben hier wird noch einmal deutlich, wie umfassend Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit in unser alltägliches Handeln hinein greifen: Die meisten von uns lernen als Jungen, lauter und tiefer zu sprechen als in ihrer eigentlich echten Stimmlage, während Mädchen tendenziell lernen, dass sie mit einer höheren Stimme und mehr Zurückhaltung – auch im Stimmvolumen und Stimmlage – besser ankommen. Und über Jahre und Jahrzehnte hinweg verinnerlichen und verkörpern wir dies. „Auch, wenn das Trainingssache ist, es ist eben auch eine der inneren Überzeugung. Und da haben wir gesamtgesellschaftlich noch einiges zu tun.“

Dieser Aufgabe ist auch der kommende Sommerferienkurs im Bahnhof gewidmet: Mit viel Spaß, Theater und Kunst will der Kurs Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren die Möglichkeit bieten, sich selbst auszuprobieren, sich von lästigen und zum Teil widersprüchlichen Rollenzuschreibungen freizuschälen und ein stückweit herauszufinden wer sie wirklich sind. Sie werden sich mit den eigenen und fremden Rollenzuschreibungen auseinander setzen, können sich in unterschiedlichen Rollen ausprobieren, werden untersuchen, wer im öffentlichen Raum eigentlich wie viel Platz einnimmt und vieles mehr. Geleitet wird die Ferienwoche von Danny Friedrich selbst und der Künstlerin und Trainerin Eva Busch– nicht zuletzt, um noch einmal andere Schutzräume zu bieten und über andere Themen sprechen zu können.

Der Kurs findet statt vom 19. bis 23. August, jeweils 10 bis 16 Uhr. Theatererfahrungen sind nicht notwendig – nur die Lust, sich mit sich selbst und der Welt auseinander zu setzen. Es wird eine Verpflegungspauschale von 25,- Euro erhoben, Ermäßigungen sind möglich. Anmeldungen sind möglich bis zum 9. August an danny.friedrich@bahnhof-langendreer.de. Wer dann noch im Urlaub ist, der findet auf actnow-bochum.de zahlreiche weitere spannende Angebote, die in nächster Zeit noch im Bahnhof stattfinden.«