Die Interessengemeinschaft Grummer Teiche schreibt: »Die Behörden haben offensichtlich völlig unterschätzt, welche Emotionen und persönliche Beziehungen die Anwohner mit den Grummer Teichen verbinden. Die Interessengemeinschaft „IG Grummer Teiche“ fordert ein Moratorium von den Behörden. Einige schlecht geplante Maßnahmen sollen zurück gestellt werden, bis die Pläne mit den Bürgern abgestimmt sind und Alternativen erarbeitet wurden. 150 Besucher der Bürgerversammlung der „IG Grummer Teiche“ am 27. Juni 2019 machten teils lautstark ihren Ärger darüber Luft, dass sie nicht ausreichend über die Planungen informiert wurden. Zwei Drittel von ihnen konnten die bislang einzige Infoveranstaltung der Stadt Bochum Ende März 2019 nicht besuchen. Ursache war für viele, dass die Stadt dazu nur sieben Tage vorher eingeladen hatte.
Dabei geht es um so wesentliche Umbauten an dem Grünzug und Feuchtgebiet, wie es sie seit gut zwei Generationen nicht mehr gegeben hatte. Die Bürger sowie die „IG Grummer Teiche“ verlangen mehr Informationen und echte Mitbestimmung – auch angesichts bestehender Planungsmängel.
RVR sagt für Teilstrecke mögliche Änderungen der Radwege zu.
Die Planung der kurz vor Baubeginn stehenden Radwege wurde ohne zufriedenstellende Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt. Dies wurde bei der Versammlung offensichtlich. Sowohl die Anwohner als auch Bezirksbürgermeister Heinrich Donner sowie ein Abgeordneter der Bezirksvertretung Nord fühlen sich schlecht informiert.
Keine Erklärung gab der Regionalverband Ruhr (RVR) dafür, warum der Radweg als asphaltierte 3,50 Meter breite Schneise durch den Wald gezogen wird. An dessen Ende steht die Brücke über die Autobahn A 43, die abgerissen wird und zwar direkt nachdem der Radweg fertig ist. Bei der Brücke am Heizkraftwerk in Hiltrop sind sogar die Eigentumsverhältnisse ungeklärt. Daher ist sogar unklar, ob die Brücke überhaupt jemals neu gebaut wird und wer die Kosten trägt. Nach Plänen der Autobahnbaubehörde „Straßen.NRW“ soll die Brücke ersatzlos entfallen. In jedem Fall wird die Brücke mehrere Jahre fehlen, wodurch der Sinn der neuen Radwegetrasse infrage gestellt ist.
RVR kann Verlegung des Radwegs nicht erklären
Auch warum dieser Radweg überhaupt von seiner Streckenführung entlang der Hiltroper Straße in das sensible Teich- und Waldgebiet verlegt werden soll, konnte der RVR nicht erklären. Auf dem bisherigen Trassenverlauf muss weder die Brücke passiert noch eine Trasse in den Wald und durch ein Biotop gelegt werden.
Auch zum Trassenverlauf stellt die „IG Grummer Teiche“ kritische Fragen. Neben der Kleingartenanlage Rottmannshof wird ein kartiertes Baumbiotop und ein Feuchtbiotop tangiert. Der von der Initiative eingeladene Tiefbau-Sachverständige Dr. Klaus Mesters bezweifelte, ob ein Asphalt dort überhaupt technisch sinnvoll sei. Laut seinen Messungen hat die Strekke ein Gefälle von bis zu 16 % und unübersichtliche Kurven. Die Oberfläche könnte gefährlich glatt werden. Andere Bürger kritisierten in der Versammlung die Gefahr von Unfällen auf der steilen Gefällstrecke. Nach den Plänen des RVR sollen sich künftig Spaziergänger mit Hunden und schnell bergab fahrende Radfahrer den unübersichtlichen Weg teilen.
Viele Fragen zum Umbau der Teiche und des Grummer Bachs
Heftige Kritik äußerten auch viele Bürger, dass sie nicht ausreichend über den von der Stadt Bochum geplanten Umbau des Grummer Bachs und der Trockenlegung mehrerer Teiche informiert wurden. Der Experte der IG für Umweltmanagement, Joachim Kröger, bezweifelte, dass dort wie vom Tiefbauamt skizziert, künftig eine Auenlandschaft entstehen würde. Er wies die Verwaltung darauf hin, dass diese als Regenwasserbecken umfunktionierten, trockengelegten Teichmulden künftig mit Zäunen gesichert werden müssten. Außerdem kritisierten mehrere Bürger, dass diese trocken gelegten Teiche drohen zu einer Kloake zu verkommen. Bei Starkregen droht, dass die Abwasserkanäle überlaufen und das Abwasser-Regengemisch aus den Häusern in die Teiche läuft.
Die „IG Grummer Teiche“ regte an, dass es Alternativen zum Trockenlegen gäbe. Der Umweltwissenschaftler der IG, Frank Heuer, wies auf den schlechten ökologischen Zustand der Teiche und im Verlauf auch des Bachs hin. Er vermisst in den Planungen stadtklimatische Kompensationsmaßnahmen, die weiterhin für ausreichende Frischluftbildung sorgen.
Förderung von Versickerung und Stopp von Versiegelung
Der Geschäftsführer der Bochumer Grünen, Oliver Buschmann wies darauf hin, dass in anderen Kommunen deutlich weniger Regenwasser in den Kanal laufe. Regen von Dächern kann zum Teil in Gärten oder Grüngebiete entwässert werden und langsamen versickern. Dies verlangsamt das Ablaufen des Regens erheblich, verhindert Flutungen und sorgt dauerhaft für mehr Wasser in den Bächen und damit für bessere Wasserqualität der Teichläufe.
Die „IG Grummer-Teiche“ fordert den Rat und die Verwaltung dazu auf, schnell wirksame Maßnahmen einzuleiten. Ziel muss sein, dass mehr Versickerungsfläche für Regenwasser entsteht, dass sich daran auch die unter städtischem Einfluss stehende Wohnungsbaugesellschaft als Vorbild beteiligt, sowie dass Maßnahmen gegen zusätzliche Versiegelung der Grundstücke eingeleitet werden. Dazu sind finanzielle Anreize zum Beispiel über die Abwassergebühren geeignet. Dadurch könnte auf einen Teil der Umbauarbeiten an den Grummer Teichen verzichtet werden.
Zusagen der Stadt Bochum an IG Grummer Teiche
Die Vertreter der Stadt Bochum signalisierten im Anschluss, künftig die Bürger besser an den Planungen zu beteiligen und auf ihre Vorschläge zu setzen. Die Stadt Bochum hat zugesagt, dass sie im August 2019 mit der Interessengemeinschaft Gespräche führen will um die Sorgen, Nöte und Bedenken aufzunehmen. Danach soll es ein öffentliches Arbeitsgespräch mit Anwohnern am 12. September im Versammlungssaal Haus Goeke geben.
Das will die „IG Grummer Teiche“
Die Grummer Teiche in Bochum sollen als Schutzgebiet gegen die Klimakrise gesichert werden. Das traditionsreiche Feuchtgebiet entlang des Grummer Baches liegt als Oase im Bochumer Nord-Osten. Das sogenannte Grumbecktal dient als wichtiges Frischluftentstehungsgebiet und zur Naherholung von tausenden Anwohnern. In Folge der Klimakrise erhält die Teichlandschaft an heißen Tagen eine immer größere Bedeutung als kühlender Feuchtigkeitsspender des Ortsklimas.
Die Interessengemeinschaft „Grummer Teiche“ wurde im Mai 2019 von interessierten Anwohnern aus den Bochumer Stadtteilen Vöde und Grumme ins Leben gerufen. Sie will sich für den Erhalt der Kulturlandschaft, für die Naherholungsfunktion des Gebiets und die klima-stabilisierende Wirkung des Grünzugs sowie die Information der Bürger einsetzen. Das bewaldete Feuchtgebiet soll eine besondere Bedeutung bei der Bekämpfung des am 6. Juni 2019 vom Rat der Stadt Bochum ausgerufenen Klimanotstandes bekommen.
Kontakt: info-grummer-teiche@gmx.de«