Das „Bündnis gegen Rechts“ hatte am gestrigen 8. Mai – dem Jahrestag der Befreiung von Krieg und Faschismus – zu einem Gedenkrundgang auf dem Friedhof am Freigrafendamm aufgerufen. Der Sprecher des Bündnisses Uli Borchers unterstrich in seiner Begrüßung und seinem Redebeitrag am Grab von Fritz Husemann, dass neben dem Gedenken an die Opfer des Faschismus es auch wichtig sei, Menschen zu würdigen, die Widerstand gegen den Faschismus geleistet haben. Neben Husemann seien schließlich Plätze und Straßen nach Franz Vogt, Karl Springer, Heinrich Imbusch oder Heinrich König benannt. Vergessen werden dürfe auch nicht der Mut von Amtsrichter Eberhard Greiff, der Heinrich König das Recht zur bewaffneten Notwehr zu sprach, als die SA ihn abholen wollte. Felix Lipski vom Klub Stern der Holocaust-Überlebenden der jüdischen Gemeinde, erinnerte an die 30.000 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge, die in Bochum Sklavenarbeit verrichten mussten und viele von ihnen in den Tod getrieben wurden. Die Rede im Wortlaut. Das Geschichtsprojekt von Hildegardis- und Goethe Schule berichtete über ihre Gedenkarbeit und die Bemühungen, auf dem Gräberfeld der sowjetische Soldaten auf dem Blumenfriedhof eine würdige Erinnerung zu gestalten. Näheres auf der Webseite des Projektes.
Die Gruppe 271 des Antifa Cafés machte in ihrem Redebeitrag eindringlich auf ein Defizit in der Erinnerungsarbeit aufmerksam: “Wir möchten heute insbesondere an die Frauen erinnern, die während der nationalsozialistischen Herrschaft in Bochum aktiv Widerstand leisteten und diesen mit Haft, Emigration oder ihrem Leben bezahlen mussten. Jahrzehnte nach der Kapitulation Nazideutschlands werden ihre Akte des Widerstandes noch immer marginalisiert.” Die Rede im Wortlaut.
Der Vorsitzende der VVN-BdA in Bochum Günter Gleising forderte in seiner Abschlussrede dazu auf, sich immer wieder zu fragen, wie es zur Machtübergabe an Hitler kommen konnte. “Wie war es möglich, dass die größten Teile des deutschen Volkes Hitler auch dann noch folgten, als die Niederlage deutlich zu erkennen war?” Er machte aber auch die Breite des Widerstandes an einem Zahlenbeispiel deutlich:
»Wie groß der Widerstand gegen Faschismus und Krieg war, belegen auch die hohen Zahlen von Verhaftungen, Verurteilungen, Hingerichteten oder Ermordeten. Im ersten Halbjahr 1944 lag die Anzahl der Verhaftungen in Deutschland, die aufgrund von Widerstandshandlungen, Arbeitsniederlegungen, dem verbotenen Umgang mit Ausländern und Vergehen nach dem Heimtückegesetz bei 310.686 Menschen.« Die Rede im Wortlaut.