Montag 01.10.18, 14:29 Uhr

Was für ein Theater


Johan Simons, der neue Intendant des Bochumer Schauspielhauses, kündigte an, das Theater wieder in die erste Liga führen zu wollen. Das macht neugierig und motiviert, schon mal zu schauen, wer alles demnächst auf der Bühne stehen wird. Es gibt tatsächlich auf der Webseite des Schauspielhauses einen Menü-Punkt „Künsterler*innen“ mit dem Unterpunkt „auf der Bühne“. 61 Name erscheinen. Einer fällt besonders auf: Norbert Lammert. Gemeint ist tasächlich der politische Selbstdarsteller, der gemeinsam mit Jürgen Flimm vor Jahren Friedensgedichte im Schauspielhaus vorlesen durfte. Der Ex-Intendant Frank-Patrick Steckel schrieb an den damaligen Chef des Schauspielhauses Elmar Goerden, „dass solche zweifelhaften Existenzen, wie Herr Lammert und Herr Flimm sie darstellen, allenfalls im Zuschauerraum eines Schauspielhauses, das künstlerisch auf sich hält, etwas zu suchen haben, keinesfalls aber auf der Bühne.“ Näheres.
Damals war die Bochumer Bühne schon deutlich in die zweite Liga abgestiegen. Jetzt kommt es noch schlimmer: Lammert bestreitet sogar vier Auftritte – in der „aktuellen Rolle als Gastgeber“ in „Ein Gast. Eine Stunde“. Sein letzter Gast soll am 23. Juni 2019 Wolfgang Clement sein. Die beiden Bochumer Jungs haben Lokalgeschichte geschrieben. Vor 20 Jahren heckten der damalige NRW Verkehrsminister Clement und der Staatsekretär im Bundeswirtschaftsministerium Lammert den Plan für die „Bochumer Lösung“ aus, mit der jetzt gigantische Mengen von Autoabgasen und Feinstaub in die Stadt transportiert werden. Näheres.
Aktuell ganz interessant: Clement war übrigens bis 1992 Aufsichtsratsmitglied bei der RWE-Tochtergesellschaft Rheinbraun. Als Ministerpräsident genehmigte er den Braunkohletagebau Garzweiler II gegen starke Widerstände in der Bevölkerung. Nach der rot-grünen Wahlniederlage 2005 verlor er sein Amt als Bundeswirtschaftsminister und wurde nur wenige Wochen später in den Aufsichtsrat der RWE-Kraftwerkstochter RWE Power gewählt. LobbyControl über Clement
Die schönste Veranstaltung in Bochum mit Wolfgang Clement gab es mit ihm als Hauptredner auf der DGB-Kundgebung am 1. Mai 2002. 15 Initiativen und Organisationen protestierten an ihren Infoständen gegen „den Tatort NRW“ für den Clement als Ministerpräsident verantwortlich zeichnete. Mehrere Hundert Menschen ließen seine Rede in einem Pfeifkonzert untergehen. Näheres.
Wolfgang Clement dürfte gleich hinter Thilo Sarrazin der peinlichste SPD-Politiker der letzte Jahrzehnte sein. Vieleicht mobilisiert der Termin im Juni nächsten Jahres noch einmal die Hammer SPD. Näheres.