Die Rheinische Post hat am Samstag in einem Beitrag darüber berichtet, dass von den 2614 Ex-Opelanern in Bochum bisher nur 900 in neue Jobs vermittelt worden seien. Hermann Oecking, der Geschäftsführer des „TÜV Nord Transfer“, der für die Transfergesellschaft zuständig ist, die die entlassenen OpelmitarbeiterInnen für neue Arbeitsstellen beraten und qualifizieren sollte, erklärte dazu, ein großes Problem bei der Vermittlung sei auch die mangelnde Mobilität vieler Betroffener gewesen. Murat Yaman, der Betriebsratsvorsitzende der verbliebenen Bochumer Opel-Firma lässt das nicht so stehen und wirft Oecking vor, „dass dies nur ein plumper Versuch ist, sein katastrophales Ergebnis auf die Beschäftigten abzuwälzen“. Murat Yaman: „Herr Öcking, hat sich persönlich vor dem Beginn der Transfergesellschaft eine Vermittlungsquote von 70-80 Prozent als Ziel gesetzt.“
In den Artikel der Rheinschen Post heißt über die ehemaligen Opel-MitarbeiterInnen: „700 sind inzwischen im Ruhestand“. Dem erwidert Murat Jaman: „In Wahrheit haben aber über 700 Mitarbeiter als sogenannte Pension Bridgeler [ein Überbrückungsprogramm zum Renteneintritt] eine 12-monatige Transfergesellschaft-Phase begonnen,“ In seiner Stellungnahme schreibt Mural Yaman: „Tatsächlich kann niemand die Zahl der Vermittelten 900 Mitarbeiter kontrollieren, da diese nicht detailliert offengelegt werden. Unsere Recherchen haben ergeben, dass es bei den angeblich vermittelten 750 Mitarbeitern noch rund 600 Mitarbeiter sind, die sich noch in Einarbeitungsqualifizierung / Praktikum und Ruhendphasen befinden, also noch arbeitsvertraglich dem TÜV Nord gebunden sind. 150 Mitarbeiter, die zum 1.1. 2017, laut TÜV NORD TRANFSFER einen Arbeitsvertrag unterschreiben werden, sind lediglich Annahmen und keine sicheren Zahlen. Fakt ist, dass alle Zahlen, die vorgelegt worden sind, seitens TÜV NORD, sehr wohlwollend, einseitig und nur im Sinne der positiveren Eigendarstellung der Transfergesellschaft dienen und es keine Norm dafür gibt, wann ein Mitarbeitet als vermittelt in einer Statistik dargestellt werden darf.
Der TÜV NORD hatte für die Vermittlung, doppelt so viel Zeit wie übliche Transfergesellschaften und zwar 24 Monate. Sie hatten eine sehr hohe finanzielle Ausstattung für Qualifizierungen, insbesondere die 6,9 Mio. € EU-Hilfe. Es ist schwieriger, eine Vermittlung anzukurbeln, und entsprechend Notwendige Maßnahmen schnell anzubieten, wenn die Transferfirma gleichzeitig auch ein Bildungsträger ist, weil dadurch mehr Auflagen zu Verwendung von Fördermitteln zu erfüllen sind. Zu dem Vorwurf des TÜV NORD, die Mitarbeiter wären nicht flexibel und es hätte an der Bereitschaft zu Mobilität gefehlt, erwidert Murat Yaman: „Verschwiegen wird von TÜV NORD, dass es hauptsächlich unsichere Arbeitsplatzangebote von Leiharbeitsfirmen gab.“ Zum Vorwurf, die Mitarbeiter waren nicht bereit, Lohnverluste in Kauf zu nehmen entgegnet Murat Yaman: „Auch dieser Vorwurf kann nicht aufrecht gehalten werden, da vielen Mitarbeitern schon bewusst war, dass sie ihren finanziellen Standard vom Flächentarifvertragsniveau von Opel nicht auf dem freien Arbeitsmarkt zu erwarten haben. Diese Vorwürfe sind dementsprechend nicht haltbar und absolut frech.“
Weiter erklärt er: „Die Berater von TÜV Nord haben zwar alle ihre Möglichkeiten eingesetzt und ihren Job gut ausgeführt. Aber auch ein noch so guter Berater kann nicht hilfreich sein, wenn die von den Beratern ermittelten Qualifizierungsmaßnahmen von der Geschäftsführung auf die lange Bank geschoben werden oder zu spät angeboten werden. Auffällig war auch, dass in den 24 Monaten Laufzeit ein enormer Beraterwechsel von TÜV Nord stattgefunden hat. Eine Zahl bzw. Erklärung hat es nie gegeben.
Die von Opel zugesagten 100 Industrie Arbeitsplätze am Standort Bochum sind weiterhin nicht klar definiert und auch nicht umgesetzt worden! Die Überführung der Berufsausbildung in eine zukunftsfähige Lernfabrik ist in weiter Ferne. Die Übernahmemöglichkeiten von Jungfacharbeitern werden am Standort Bochum noch verhandelt. Ein drittes Jahr Transfergesellschaft wird gerade in einer tariflichen Einigungsstelle behandelt. Dies ist im Sozialtarifvertrag für 100 Mitarbeiter zugesagt worden.“
„Eine Frage“, so Murat Yaman, „die weiterhin vom TÜV NORD TRANSFER nicht beantwortet wurde, ist die Offenlegung, wie viel von den 6,9 Mio. Fördermittel, tatsächlich für Weiterbildung und Qualifizierung genutzt worden sind. Dieser Frage wird seitens der Geschäftsführung von TÜV Nord immer wieder gerne ausgewichen. Diese Antwort muss nachgeliefert werden, da es sich um Fördermittel handelt. Eine Transparenz der Verwendung von Fördermittel ist z. zt. nicht vorhanden und auch nicht erkennbar!“