Die DGB Jugend hat ihren Ausbildungsreport 2016 vorgestellt. „In diesem Jahr haben wir uns schwerpunktmäßig mit dem Thema psychische Belastungen befasst“, erklärte Eric Schley, Jugendsekretär des DGB NRW. Dazu seien über 5.400 junge Frauen und Männer aus NRW schriftlich befragt worden. „Das Ergebnis unserer Befragung ist: Jeder zweite Auszubildende fühlt sich in mindestens einem Bereich in hohem oder sehr hohem Maße belastet.“ Insbesondere Leistungs- und Zeitdruck seien ein zentraler Belastungsfaktor für Auszubildende, so Schley weiter. Dahinter folgten lange Fahrtzeiten und die Lage der Arbeitszeiten bzw. Schichtdienst. „Jeder achte Auszubildende klagt zudem über Probleme mit Kollegen und Vorgesetzen.“
Belastende Bedingungen in der Ausbildung wirkten sich unmittelbar auf das Wohlergehen der Jugendlichen aus, sagte Schley. „Unsere Untersuchung zeigt: Je stärker die empfundenen Belastungen, desto höher der Anteil der Azubis, die unter körperlichen und psychischen Beschwerden leiden. Sie fühlen sich laut eigenen Angaben wesentlich häufiger schwach und krankheitsanfällig und sind am Ende des Ausbildungstages öfter erschöpft als die gering Belasteten.“ Mehr als ein Drittel der betroffenen Auszubildenden denke zudem immer oder häufig über einen Ausbildungsabbruch nach. „Das sind viermal so viele wie in der Gruppe der Auszubildenden, die sich keinen starken Belastungen ausgesetzt sehen.“
Saida Ressel, Jugendbildungsreferentin des DGB aus Bochum, findet: „Das beste Mittel gegen psychische Belastungen ist eine Verbesserung der Ausbildungsqualität insgesamt.“
Genau das zeige der Report: „Die Ausbildungsberufe, bei denen die Qualität der Ausbildung als besonders hoch beschrieben wird, sind gleichzeitig die Berufe, bei denen sich die Auszubildenden am wenigsten psychisch belastet fühlen“, so Ressel weiter. Das gelte zum Beispiel für Industriemechaniker und Mechatroniker. Umgekehrt fühlten sich Auszubildende in Berufen wie Friseure, zahnmedizinische Fachangestellte und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk nicht nur besonders schlecht betreut und behandelt, sondern auch stark psychisch belastet. „Der Zusammenhang ist also nicht nur logisch, sondern mit dem Ausbildungsreport auch statistisch nachweisbar.“
Ressel fordert daher: „Wir brauchen endlich eine substantielle Verbesserung der Ausbildungsqualität in den Berufen, die seit Jahren die letzten Plätze in unserem Report belegen. Da sind sowohl die Kammern als auch die Betriebe in der Verantwortung.“ Darüber hinaus müsse das Berufsbildungsgesetz modernisiert werden. „Wir brauchen eine bessere Regelung der Ausbildungszeiten und eine volle Anrechnung der Berufsschulzeiten, um den Jugendlichen mehr Gelegenheit zur Erholung zu geben.“