„In Bochum haben Frauen die schlechteren Jobs. Sie arbeiten lediglich Teilzeit, haben nur einen Mini-Job oder sind Leiharbeiterinnen. 67 Prozent aller nicht-regulären Jobs in der Stadt wurden im vergangenen Jahr von Frauen erledigt. Ganz anders sieht es dagegen bei den Vollzeit-Stellen aus: Hier lag der Frauenanteil bei 34 Prozent.“ Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Sie beruft sich dabei auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zur „atypischen Beschäftigung“. „Immer mehr Frauen werden in unsichere und niedrig bezahlte Jobs gedrängt“, sagt Yvonne Sachtje. Für die Geschäftsführerin der NGG Ruhrgebiet ist das eine „gefährliche Entwicklung“.
In der Mitteilung der NGG heißt es weiter: „Besonders stark hat die Teilzeit-Beschäftigung bei Frauen zugenommen. Vor gut zehn Jahren arbeiteten in Bochum laut Studie noch etwa 17.600 weibliche Beschäftigte in Teilzeit. Im letzten Jahr waren es bereits rund 27.500.“ „Es ist längst nicht so, dass die meisten Frauen freiwillig weniger arbeiten. Viele finden einfach keine Vollzeit-Anstellung mehr – im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen“, erklärt Sachtje. Dies zeige, dass auf dem Arbeitsmarkt in Bochum „grundsätzlich etwas im Argen liegt“, so die Gewerkschafterin. Gerade im Gastgewerbe oder in der Bäckerbranche hätten weibliche Beschäftigte immer seltener die Chance auf einen regulären Job. Stattdessen setzten viele Chefs auf Mini-Jobs, um Steuern und Sozialabgaben zu sparen.
„Die Folge ist Altersarmut. Schon heute haben viele Rentnerinnen damit zu kämpfen. Denn Frauen, die ihr Leben lang nur in prekären Jobs gearbeitet haben, bleibt nur eine Mini-Rente. Dazu kommen geringere Beiträge durch Elternzeit“, sagt Yvonne Sachtje. Es sei nicht hinnehmbar, dass es ausgerechnet alleinerziehende Mütter so schwer hätten, wieder mit einem normalen Job ins Berufsleben zurückzukehren. „Viele Unternehmen in Bochum denken bei einer Bewerberin automatisch an Teilzeit, Mini-Job und Befristung“, beklagt die NGG-Geschäftsführerin.
Die NGG Ruhrgebiet fordert eine deutliche Umkehr auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Yvonne Sachtje: „Frauen brauchen nicht mehr Jobs auf Zeit und Zitter-Verträge, sondern mehr reguläre Stellen, von denen sie gut leben können. Weniger Stunden zu arbeiten, muss ihre freie Entscheidung sein. Teilzeit und Mini-Jobs dürfen nicht zum Normalfall werden.“ Die aktuellen Zahlen seien ein Warnsignal an Arbeitgeber und Politik. Wer jetzt nichts unternehme, der riskiere eine neue „weibliche Armut“.
Donnerstag 12.11.15, 15:45 Uhr