Mittwoch 28.10.15, 17:36 Uhr
Ein Nachruf der Antifa Wattenscheid

Hannes Bienert †


Hannes Bienert ist tot. Gestorben im Alter von 87 Jahren in der Nacht zum 28. Oktober 2015. Bis zuletzt war er aktiv im Sinne des Schwurs von Buchenwalt „Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg“. Hannes war Gründer und Sprecher der Antifa Wattenscheid, er war dem das Gedenken an die 87 ermordeten Wattenscheider jüdischen Glaubens zu verdanken ist. Vor 25 Jahren erstmals, legte er zusammen mit anderen am Nivellesplatz einen Kranz nieder – das Bezirksparlament dachte seinerzeit noch nicht daran, der Opfer von Krieg und Faschismus zu gedenken. Diese Kranzniederlegung am 9. November 1990 war gleichzeitig die Gründung der Antifa Wattenscheid, für die Hannes Gesicht und Motor war. Er konnte motivieren und integrieren, ermutigen und überzeugen. Und wenn es um die richtige Sache ging, dann war er unermüdlich und voll dabei.

Schon als 20jähriger trat Hannes der später verbotenen KPD bei, er gründete nach deren Verbot die Sozialistische Studiengemeinschaft, er war lange aktiv in der Internationale der Kriegsdienstgegner, war Gründer und zeitweise Vorsitzender der Wattenscheider Ortsgruppe der Deutschen Friedensunion, er war Vorsitzender einer Initiative gegen den Vietnamkrieg und der Aktion Demokratischer Fortschritt, und er war Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten.

Hannes war einer der Mitbegründer des Ostermarsch Ruhr, und der Stopp an der Wattenscheider Friedenskirche war uns immer ein besonderes Anliegen, in den letzten Jahren durch einen Abstecher zu den Stelen am Nivellesplatz ergänzt. Diese Stelen waren eines seiner Lebenswerke. Hannes hat diese Stelen trotz Haushaltssperre im Rat durchgesetzt, mit seiner ihm eigenen Sturheit hat er dafür gesorgt, dass bürgerschaftliches Engagement keine leere Phrase sein muss. Diese Stelen sind sein Vermächtnis, sie sind nicht im Besitz der Stadt sondern sein Privateigentum. Und als Schüler ihm aus Auschwitz die Todesurkunde von Betti Hartmann, eine der 87 vom NS-Regime ermordeten jüdischen Wattenscheider Menschen mitbrachten, da fügte er diesem Lebenswerk der 3 Stelen noch ein weiteres hinzu: Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass das Wattenscheider Parlament gegen das Votum der Stadtverwaltung den Platz vor dem Rathaus umbenannten in Betti Hartmann Platz.

Zuletzt war Hannes mit der Herausgabe eines Antifa-Stadtplans Wattenscheid beschäftigt. Dieses Werk zu vollenden ist eine Aufgabe, die wir ihm schuldig sind.

Es ist eine große Herausforderung, in seinem Sinne weiter zu wirken, und dieser Herausforderung werden wir uns stellen.