Donnerstag 11.09.14, 18:40 Uhr
Rosa Strippe erinnert an Verfolgung schwuler Männer im Faschismus

Eine Gedenktafel in Dachau


Ab dem 15. September 2014 wird mit einer Gedenktafel an drei Männer erinnert, die trotz aller persönlichen und biografischen Unterschiede eines gemeinsam hatten: die Verfolgung als Homosexuelle und ihre Ermordung im ehemaligen Konzentrationslager Dachau. Die Initiative für das Erinnerungsprojekt „Eine Gedenktafel in Dachau“ gingen vom Verein Rosa Strippe aus.  Die ausführlichen Recherchen zu Wilhelm Erdmann, Alfred Kremer und Alfred Quaas, an die die Tafel erinnert, stammen von Jürgen Wenke, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Vereins Rosa Strippe. Unterstützt wurde Jürgen Wenke dabei von den jeweils zuständigen Archiven der beteiligten Städte. Für alle drei Verfolgten wurden und werden außerdem Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig verlegt.

Hintergrund und biographische Angaben
Wilhelm Erdmann, Jahrgang 1900, war Bankbeamter, Kaufmann und Rechtsberater aus Witten. Seine Eltern lebten bei der Eheschließung in Bochum und zogen später nach Witten. Erdmann wurde in Bochum zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und nach voller Verbüßung der Strafe von der Bochumer Polizei in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, von dort in die Lager Mauthausen in Österreich und Dachau bei München, wo er am 17. Februar 1941 starb. Er wurde nur 40 Jahre alt.
Alfred Kremer, Jahrgang 1900, aus einer Elberfelder Familie stammend, war Elektrotechniker und Geschäftsinhaber. Er wurde in Wuppertal gleich zweimal zu Gefängnis- und Zuchthaushaft verurteilt. Noch vor Ende der Haft wurde er in das KZ Sachsenhausen und von dort nach Dachau deportiert, wo er am 20. Januar 1941 starb. Ebenso wie Wilhelm Erdmann wurde Alfred Kremer nur 40 Jahre alt.
Alfred Quaas, Jahrgang 1889, wurde in Böhlen bei Leipzig geboren. Vom Kellnerlehrling stieg er bis zum Geschäftsführer renommierter Häuser auf und war in vielen Orten im In- und Ausland tätig. Vor seiner Verhaftung war er Geschäftsführer im Hotel Handelshof in Essen. Er wurde von der Essener Polizei in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert und von dort in das KZ Dachau, wo er bereits nach 10 Tagen am 16. Juli 1942 starb. Er wurde 53 Jahre alt.
Für alle drei Männer „erfanden“ die SS-Täter die gleiche Todesursache: „Versagen von Herz- und Kreislauf“ – eine beschönigende Formulierung, die einen „natürlichen“ Tod suggerierte, aber tatsächlich Ergebnis eines lange anhaltenden, geplanten und ausgeführten Verfolgungs-, Ausbeutungs- und Vernichtungsprozesses durch die Polizei, den nationalsozialistischen Verfolgungsapparat und die SS-Täter war.
In der rassistischen Ideologie der Nationalsozialisten waren Homosexuelle „Volksfeinde“, ihre Umerziehung zu Heterosexuellen oder ihre Vernichtung bei sogenannten Wiederholungstätern waren die erklärten Ziele.
Die 40×50 cm große Metalltafel wird am 15. September 2014 in der Gedenkstätte Dachau bei München im Gedenkraum angebracht werden. Die Tafel soll zum einen an die drei Männer erinnern, die als Homosexuelle ausgegrenzt, verfolgt und ermordet wurden. Sie soll aber auch daran erinnern, dass Abbau von Vorurteilen und eine aktive Antidiskriminierungspolitik auch heute wichtig sind, damit rassistische und nationalistische Einstellungen und Vorstellungen geächtet werden und keine Chance haben, erneut mehrheitsfähig zu werden.
Ein Dossier der Rosa Strippe zu der Gedenktafel in der Gedenkstätte Dachau