Das Protestplenum an der Ruhr-Uni fordert ein Disziplinarverfahren gegen Prof. Borges und schreibt: »Einer Handvoll AntifaschistInnen ist es am vergangenen Montag gelungen, einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen, dass ein militanter Neonazi-Kader, von der Ruhr-Uni zum Juristen ausgebildet wird. Während die Medien anfangs von „maskierten Schlägern“ [1] sprachen, die eine Vorlesung „stürmten“, zeigte ein später von Jura-Studenten veröffentlichtes Video [2] ein ganz anderes Bild der Situation: Der Dozent, Prof. Borges hatte gegen die als Weihnachtsmänner verkleideten AktivistInnen, die über den Neonazi informieren wollen, offenbar selbst Hand angelegt, was er auch mittlerweile gegenüber der Presse einräumt. [3]
Dies deckt sich mit Einzelgesprächen, die wir mit anwesenden Jura-Erstsemestern führen konnten. Nur scheint es aber, dass ein Professor sich so etwas leisten kann – selbst dann, wenn es Augenzeugen und ein Video gibt (an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist übrigens die Aussage von Prof. Borges, sich rechtliche Schritte gegen jenes Video vorbehalten, welches zeigt, wie er handgreiflich wird [4]). Denn wer traut sich schon gegen den eigenen Professor auszusagen? Ein Dilemma für Studis, die klar in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Dozierenden stehen.
Wenn sich RUB-Rektor Weiler „gegen jegliche Gewalt“ ausspricht, dann muss er dies auch gegenüber seinen MitarbeiterInnen vertreten. In der Konsequenz muss Prof. Borges ein Disziplinarverfahren gemacht werden. Prof. Borges lebt seinen Studierenden ein gewalttätiges Verhalten vor und das sollte an einer Universität, die sich um die Qualität der Lehre auch nur ein bisschen schert, nicht unter den Tisch fallen dürfen. Professor Borges bleibt trotz des belastenden Videos weiterhin auf dem Standpunkt stehen, dass sein Verhalten vorbildlich und richtig gewesen. Sich mit gewalttätigen Mitteln aktiv hinter einen Neonazi stellen ist also vorbildlich? Sicherlich nicht an einer Universität, die eine „Kampagne gegen Nazis“ [5] starten möchte.
Die Uni hat ein Naziproblem!
Die RUB reagiert bisher mehr als unprofessionell auf die Ereignisse. Zwar hatte Rektor Weiler Worthülsen wie „Rechtsradikale oder rechtsextreme Gedanken haben an der RUB keinen Platz“ fallen lassen, doch konkrete Schritte im Umgang mit dem Naziproblem lassen auf sich warten. Im Gegenteil: Das Rektorat hatte ein privates Reinigungsunternehmen beauftragt, Plakate welche über die braunen Umtriebe des Jura-Studenten informieren quasi über Nacht zu entfernen. Eine Auseinandersetzung mit dem Naziproblem sieht anders aus. Wir fordern von der Univerwaltung weder eine Exmatrikulation des betreffenden Studenten noch eine Gesinnungsprüfung von Studis! Vielmehr muss die RUB endlich dazu beitragen, eine öffentliche Debatte zum Thema extreme Rechte (auch) an den Hochschulen anzustoßen. Denn der Kampf gegen menschenverachtende und ausgrenzende Ideologien wird nicht mit Verboten gewonnen, sondern durch eine gesellschaftliche Auseinandersetzung.
Selbst der NPD zu rechts?
Oder: Wer ist eigentlich dieser Michael Brück?
Eine schnelle Internetrecherche zeigt: Es hat den Richtigen getroffen! Michael Brück ist seit Jahren in der militanten Neonaziszene unterwegs. Er war Mieter des von der WAZ als „braune Zelle“ [6] bezeichneten Nazizentrums in Dortmund-Dorstfeld. Nach dem Verbot der Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ soll ihm die Aufnahme in die NPD verweigert worden sein. Kurz darauf wurden bei Kadern der Dortmunder NPD die Fensterscheiben eingeworfen [7], „Jude“ an die Hausfassade gesprüht sowie ein „selbstgebastelter Sprengsatz“ unter dem Auto des Kreisvorsitzenden gezündet. Nun ist Brück Bundestagskandidat der Partei „Die Rechte“, einem Sammelbecken verbotener Kameradschaften, und deren stellvertretender Landesvorsitzender. Er ist damit bewusst an die Öffentlichkeit getreten und die Schutzrechte seiner Privatsphäre gelten für seine damit verbundenen Aktivitäten nicht. Sowohl der Spiegel [7], der ihn als „führenden Funktionär“ bezeichnet, als auch die Dortmunder WAZ [6] benennen ihn mit vollem Namen. Da machen wir im Gegensatz zur :bsz keine Ausnahme.
Für eine solidarische RUB – Nationalismus raus aus den Köpfen!«
[1] http://www.derwesten.de/staedte/bochum/jura-professor-bei-tumulten-und-gewalt-im-hoersaal-der-ruhr-uni-bochum-verletzt-id8727961.html
[2] http://www.ruhrbarone.de/ruhr-uni-prof-vs-antifa-vorbildliches-staatsbuergerliches-verhalten/
[3] http://www.derwesten.de/staedte/bochum/antifa-gibt-professor-schuld-an-gewalt-video-zeigt-randale-id8732133.html
[4] http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/bochum/Nach-dem-Video-Dozent-erklaert-entscheidende-Szene-wuerde-fehlen;art93161,2210736
[5] http://www.derwesten.de/staedte/bochum/ruhr-uni-plant-nach-tumult-um-neonazi-kampagne-gegen-rechts-id8754217.html
[6] http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/dortmund-zahlt-10-000-euro-an-einen-neonazi-um-ihn-loszuwerden-id7118246.html
[7] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/streit-unter-rechtsextremisten-npd-greift-die-rechte-an-a-893861.html
Peinlich, peinlich.
Es scheint so, dass die RUB ihr angebliches Programm gegen Rechts nicht auflegen will, weil sie ein Naziproblem an der Hochschule befürchtet, sondern um präventiv gegen die Selbstermächtigung antifaschistischer StudentInnen vorzugehen.
So lautet der Titel eines aktuellen WAZ-Artikels „Ruhr-Uni will Antifa von Aktionen gegen Neonazi abbringen“ und bezieht sich dabei auf ein angeblich geplantes Programm gegen Rechts im nächsten Jahr. Der WAZ-Reporter führt weiter aus: „In der Uni-Leitung hofft man nun „den Diskus auf eine sachliche Ebene lenken zu können“, und weitere Antifa-Aktionen zu unterbinden“.
Aha, schlagende Profs, zensierende RUB-Honoratoren und devote ASTA-Senftenträger rufen nach Sachlichkeit.
Das lässt Schlimmes befürchten.
(Quelle: http://www.derwesten.de/staedte/bochum/ruhr-uni-will-antifa-von-aktionen-gegen-neonazi-abbringen-id8758460.html)
Du Hanni, welchen Diskus meinen die denn?
http://de.wikipedia.org/wiki/Diskos
Du Nanni, nicht Diskus, sondern Diskurs sollte das heißen. Also eine Sprechhandlungsverkettung, wenn Du weißt was ich meine.
So eine exzellente Graduierteninstitution wie die Ruhr Universität Bochum bündelt natürlich nur die Begabtesten in ihrer Public Relation Abteilung. Das soll zur Profilierung ihrer Forschung, der Qualifizierung ihres wissenschaftlichen Nachwuchs und internationaler Konkurrenzfähigkeit führen.
Und im laufenden Exzellenz-Cluster und dem sich entwickelnden Zukunftskonzept der Universität setzt der ASTA und der Rektor auf die langfristige Strategie, dass die, die aufdecken, die Schuldigen sind. Das setzt Prioritäten und schärft das Profil.
Verstehst Du?