Sonntag 25.08.13, 07:55 Uhr

Rassisten wollen provozieren 2



Für Mittwoch, den 28. August um 12.30 Uhr will die Wahlkampf-Tournee der ultra-rechten Splitterpartei Pro-Deutschland für eine Mini-Demonstration in der Nähe des Sozialen Zentrums in der Schmechtingstraße Halt machen. Ein Dutzend Leute wird dann angekarrt und hört sich rassistische Parolen an. Auf ihrer Webseite schreibt die Gruppierung: „Wir gehen da hin, wo es weh tut, wo das Scheitern der Altparteien offensichtlich geworden ist. Hier kollidiert ihre schöne, bunte Multi-Kulti-Welt mit dem wirklichen Leben. Radikale Islamisten und ihre einheimischen Helfer bedrohen unsere Freiheit!Das Soziale Zentrum lädt ab 12 Uhr zu „Kaffee, Kuchen und für einen vielfältigen Stadtteil“ ein.
Über Manfred Rouhs, den Vorsitzenden der Splitterpartei und Organisator der Tour schreibt wikipedia: »Manfred Rouhs (* 16. September 1965 in Krefeld) ist ein Multifunktionär des rechtsextremen Spektrums in Deutschland. Er war bei sieben Kleinparteien bzw. Organisationen des rechtsextremen Spektrums aktiv, darunter als Funktionär der Jungen Nationaldemokraten (JN) (Jugendverband der NPD), als NPD-Mitglied und Direktkandidat für die Wahl zum 11. deutschen Bundestag, als Funktionär des Rings Freiheitlicher Studenten, als Funktionär der Republikaner, als Funktionär der Deutschen Liga für Volk und Heimat sowie als Funktionär der „Bürgerbewegung pro Köln“. Aktuell ist er Bundesvorsitzender der rechtsextremen Kleinpartei „Bürgerbewegung pro Deutschland“.«

2 Gedanken zu “Rassisten wollen provozieren

  • Azzoncao, ein Polit-Cafè

    Feindmarkierung

    Was die Partei „Pro Deutschland“ mit ihrer Provokationstour in dem aktuellen Wahlkampf macht ist eine Form von „Feindmarkierung“.

    Linke und alternative Treffpunkte werden in ihrer Wahl-Tournee integriert, weil sie verantwortlich gemacht werden für die angebliche „Islamisierung“ Deutschlands. Wie nach dem 1. Weltkrieg kommt den tradierten humanistischen, demokratischen und linken Strömungen die Rolle der Verräter, der „vaterlandslosen Gesellen“, zu, die für die Niederlage des deutschen Kaiserreichs im 1. Weltkrieg verantwortlich sein. An den demokratisch-republikanischen Werten und politischen Wirken von Demokraten und Humanisten läge es heute, dass das „christliche Abendland“, die „europäische Identität“, etc. gefährdet sei.
    Das Praktizieren ihrer Religion durch muslimische EinwanderInnen, der Bau von muslimischen Gotteshäusern wird als feindliche „muslimische Landnahme“ und Zerstörung „urdeutscher“ Werte dargestellt. Die Rhetorik von „Pro Deutschland“ ist gewollt kriegerisch und soll Menschen zu Feinden machen. Das provokative Auftreten und herabwürdigendes und beleidigendes Verhalten gegenüber anderen durch „Pro Deutschland“ soll explizit verbale und körperliche Gewaltszenen hervorrufen, die somit als Beleg ihrer kultur-rassistischen Thesen herhalten.
    Die Parteien „Pro NRW“ und „Pro Deutschland“ können sich dabei wie der berühmte „Fisch im Wasser“ bewegen. Der öffentliche Diskurs in Deutschlands Politik und Medien wird seit ca. 20 Jahren, und erst Recht seit dem 11. September 2001, durch den von dem Amerikaner Samuel P. Huntington geprägten Begriff „Kampf der Kulturen“ bestimmt. Dieser Mythos „Kampf der Kulturen“ ist der moderne Deckmantel für alte rassistische, biologistische und chauvinistische Positionen. In diesem Gewand lassen sich radikale und fundamentalistische Positionen besser verkaufen als im rassebiologischen und sozialdarwinistischen Klartext. Der Sozialdemokrat Thilo Sarazzin läßt grüßen.
    Ähnlich der nationalistisch-faschistischen „Dolchstoßlegende“in den deutsch-nationalen Kreisen der 1920er Jahre wird in der Sphäre der „Pro“-Parteien mit dem Begriff des „Kulturmarxismus“als Feindzuweisung argumentiert. Demokraten, Humanisten und Linke werden zu Feinden erklärt. Wie diese Feinderklärung der 20er Jahre durch die Nazis in den 30er Jahren umgesetzt wurde, braucht man wohl keinem zu erzählen. Zu welchen Konsequenzen dieser europaweit geführte Diskurs unter den anti-muslimischen und rechten Gruppierungen und Parteien heute führt kann man an den Morden des norwegischen Mörders Anders Behring Breivik erkennen. In seinem Wahn gegen „Multikulturalismus“ und „Kulturmarxismus“ ermordete er am 22. Juli 2011 in Norwegen 77 Menschen. 8 Menschen bei einem Bombenattentat auf das norwegische Parlament in Oslo und 69 Kinder und Jugendliche bei einem Massaker in einem Zeltlager der Jugendorganisation der Norwegischen Sozialdemokraten auf der Insel Utoya.

    Gewalt beginnt mit der Sprache. Das hat das Buch „ Lingua Tertii Imperii“ von Victor Klemperer über die Sprache des Dritten Reiches eindeutig bewiesen. Und sie beginnt mit Feindmarkierungen.
    Was „Pro Deutschland“ mit ihren Auftritten vor Moschee, Gemeindezentren und linken Treffpunkten macht ist nicht nur perfide Wahlkampfstrategie. Es ist legitimierte Volksverhetzung.

    Anders Behring Breivik
    http://de.wikipedia.org/wiki/Anders_Behring_Breivik#Anschl.C3.A4ge_in_Oslo_und_auf_Ut.C3.B8ya

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