Die Aktiven des Bochumer Friedensplenums sind heute nicht zur Blockade nach Büchel gefahren. Vor der Militäranlage in der Eifel wird gegen die Stationierung von 20 Atomraketen demonstriert. Ursprünglich hatte das Friedensplenum zu der Aktion aufgerufen. Die lokalen VeranstalterInnen kündigten jedoch kurzfristig auf ihrer Webseite einen Auftritt der “Bandbreite” an. Die Bandbreite ist eine Gruppe, die wiederholt in ultra-rechten Zusammenhängen aufgetreten ist. Es gibt keine relevante linke Organisation, für die eine Kooperation mit der Bandbreite akzeptabel ist. Es ist unklar, ob die VeranstalterInnen naiv sind, ob sie von Leuten übertölpelt wurden oder ob sie gar eine Querfrontstrategie akzeptabel finden, in der linke Kritik an der US-amerikanischen Kriegspolitik und nationalistischer Antiamerikanismus zusammengeführt werden sollen. Das Bochumer Friedensplenum bedauert es, dass durch solche peinlichen Fehlentscheidungen, dem Ansehen der Friedensbewegung geschadet wird.
Sonntag 11.08.13, 09:19 Uhr
Oh mensch, was für eine Scheisse.
Die Akzeptanz dieser beiden seltsamen Verschwörungstheoretiker ist ein klares Verfallsphänomen der Friedensbewegung*. “Die dümmste Bewegung aller Zeiten”, wie auf ruhrbarone.de zu lesen stand?
Ja wohl nicht immer, die universitäre Friedens- und Konfliktforschung hatte lange deutlich Bezüge zu den Initiativen. Und auch nicht prinzipiell; es ist einfach nicht dumm, für Frieden einzutreten.
Vielleicht haben manche Leute einfach sich und die Friedensbewegung als eine eingreifende Bewegung aufgegeben. Lieber im kleinen Kreis Gewissheiten Pflegen als sich der bösen Aussenwelt oder am Ende gar der Realität zu stellen. Da ist es wohl entlastend, sich einzureden, dass man und frau eh nix machen kann, weil eine böse Verschwörung alles steuert.
Und das zu einer Zeit, wo der war on terror endgültig als Gescheitert angesehen werden muss: Statt Frieden und Demokratie am Hindukusch zu Feiern steht zur Zeit jedenfalls der Verlust an perönlicher Freiheit durch geheimdienstliche Überwachung im Fordergrund des öffentlichen Gesprächs.
Eigentlich würde eine Friedensbewegung gerade gebraucht… Im Gegensatz zu Leuten, die Glauben, die CIA habe Aids erfunden.
Mist, verdammt
*Darin vielleicht Vergleichbar einer rassistischen Islamkritik als Verfallsprodukt einer Antifa der 00er Jahre?
Vielen Dank an das Friedensplenum Bochum für die Entscheidung und an bo-alternativ für die Meldung. All zu häufig wird sowas unter den Teppich gekehrt. Kann man verstehen, schließlich ist es unsagbar peinlich für die Friedensbewegung. Aber ein bewusster und öffentlicher Umgang mit diesen Querfrontlern ist meiner Meinung nach ein Muss.
Es ist wirklich obskur, dass sich Teile der Friedensbewegung immer noch mit diesen mittelklassigen Paranoia-Pop-Sängern gemein machen, die keine Berührungsängste mit braunen Strukturen haben. Die treten auf Veranstaltungen auf, zu denen verurteilte Holocaust-Leugner, Scientologen und Vertreter*innen der braunen Esoterik als Redner*innen eingeladen sind. Ach ja, und dann war da noch die esoterisch-nationalistische Ausrufung eines neuen “Königreichs Deutschland”, dass die Bandbreite mit ihrem Singsang unterstützt hat. Ganz abgesehen davon, dass sie selbst unsägliche Positionen vertreten, die nicht mit emanzipatorisch-linker Politik zu tun haben, sondern ihnen wirklich exakt entgegengesetzt sind.
Kein Fußbreit der Eso-Paranoia-Querfront! Schön, dass das Bochumer Friedensplenum bei sowas nicht mitmacht.
Wie gesagt: Über Geschmack lässt sich immer streiten.
Trotz intensivster Recherchen und Nachfragen konnte ich bei “Bandbreite” keine fschistischen Tendenzen erkennen. Sie haben sich klar und deutlich gegen Rassismus, Atomwaffen und Krieg ausgesprochen und auch danach gehandelt. Alles andere ist Quatsch und Denunziation. Vorsicht mit Vorurteilen und Schnellschüssen. In Büchel spielten sie vor über 500 FriedensfreundeInnnen. Kleingeisterei ist in der Tat fehl am Platz.
@Falk Moldenhauer
Wenn Du Dich ein bisschen informierst, wirst Du feststellen, dass die Bandbreite von ihrem Interview in der Jungen Freiheit bis zu ihrer Unterstützung der Reichsbürger eine breite braune Spur hinter sich lässt. Sie spielen manchmal auch linke Texte. Genau dies macht die Querfront-Strategie aus.
Es ist doch kein Zufall, dass sie in Nazi-Kreisen derartig gefeiert werden.