Freitag 15.06.12, 08:13 Uhr

Exzellenter Unsinn an der RUB


Am heutigen Freitag ist es so weit: Das Ergebnis der Endrunde in der „Exzellenz-Initiative“ wird verkündet. Das Protestplenum an der Uni schreibt zu diesem Event: »In den lokalen Medien werden der RUB hohe Chancen angerechnet. Die Universitätsleitung lädt am Tag der Ergebnisverkündung ins Audimax ein. Das Protestplenum findet: Nach wie vor gibt es keinen Grund zu feiern. Es war schon ein kleines Abenteuer [¹] für die Universitätsleitung. Wo sonst die Deckenplatten fehlen und die Feuchtigkeit Risse im Beton hinterlässt, schrubbten auf einmal mehrere Teams über den ganzen Campus verteilt die Wände. In der N-Reihe wurden große Wegweiser angebracht, das Musische Zentrum bekam sogar ein strahlendes RUB-Logo. Alle konnten spüren: Das Exzellenz-Fieber hat die Universität gepackt.

Protest gegen Wettbewerb in der Bildung
Doch nicht allen war aufgrund des Fiebers der Verstand ausgeschaltet. Die Aktiven des Protestplenums warfen sich ins Zeug, neben den Träumen von „Ruhm und Ehre“ auch die Realität sichtbar zu machen. Denn ausgesuchte Drittmittelfinanzierung kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die Universitäten in Deutschland chronisch unterfinanziert sind. Es fehlt nicht nur an Geld für Forschung, sondern auch für zeitgemäße Lehre. Das Dozenten – Studierenden Verhältnis an der RUB ist ebenso weit gefürchtet, wie die kahlen Betonwände und das flackernde Neonlicht in den Hörsälen. Die Aktiven des Protestplenums wehren sich entschieden dagegen, dass die Universitäten in einem Kampf um Drittmittel gegeneinander antreten sollen. „Die Förderung in diesem Wettbewerb durch den Bund zielt alleine darauf ab, dass die Exzellenz-Universitäten schnell Drittmittel aus der Wirtschaft aquirieren, um längerfristig nicht mehr von Geldern von Bund und Ländern abhängig zu sein“, fasst Steffie Streik die Bedingungen des Wettbewerbes zusammen. Doch genau das möchten die Protestler_innen an der RUB eben nicht. „Bildungsgehalt und Bildungsinhalt sollten nicht von den sich ständig verändernden Bedingungen der Marktwirtschaft abhängig sein“, fordert Andreas Müller. „Die Auswirkungen sind jetzt schon sichtbar: Die Geisteswissenschaften geraten finanziell immer mehr in den Hintergrund, obwohl dort die meisten Studierenden eingeschrieben sind. Angebot und Nachfrage werden also nicht beachtet, sondern alleine die Interessen von Großunternehmen, welche gerade die Ingenieursberufe fördern wollen.“

Wirklich Gewinner?
Des Weiteren kritisieren die aktiven Studierenden, dass die vermeintlichen Gewinner der letzten Jahre keine mehr sind. „Denn wenn die Drittmittel aus irgendwelchen Gründen ausbleiben“, so Steffie Streik, „dann bleibt die Uni auf einem Schuldenberg sitzen.“ So geschehen an der FU Berlin. Dort ist erhöhter Druck entstanden auch in diesem Jahr als exzellent ausgezeichnet zu werden, sonst bleiben die Drittmittel aus und ein Schuldenberg von 42 Millionen Euro übrig. Das hätte zur Folge, dass mehrere Institute an der FU Berlin schließen müssen. „Und die RUB sitzt ja schon auf einem Schuldenberg“, informiert Andreas Müller. „Es fehlen 16 Millionen Euro [²] im diesjährigen Wirtschaftsplan. Die Fakultäten müssen daher auf Lehrpersonal verzichten, jedenfalls hat das das Rektorat mit seinem Spardiktat angeordnet.“ Die Protestler sind der Meinung, dass für die Exzellenz-Initiative so wieso schon auf Lehrpersonal verzichtet wurde – unfreiwillig. „Die Angestellten der UV und das Lehrpersonal arbeiten seit Jahren hart für diesen Wettbewerb, das hat der Rektor selber gesagt“, meint Andreas Müller. „Inwiefern sollte das funktionieren, ohne dass Lehrpersonal dafür abgezogen wird? Der Lehrpersonalmangel ist doch schon seit Jahren bekannt.“ Für die Studierenden ein unerträglicher Zustand. „Hätte sich die Uni die Kosten für die Teilnahmen an diesem exzellenten Unsinn gespart, wären wir vielleicht nicht in dieser desolaten Haushaltssituation.“, spekuliert Steffie Streik.

Alle zur Feier am Freitag
Daher ruft das Protestplenum auch für den Freitag zu Protesten im Audimax auf. „Uns ist egal, ob die RUB jetzt exzellent wird oder nicht. Wir sind prinzipiell gegen die schleichende Privatisierung des Bildungswesens“, erläutert Andreas Müller die Positionen der Aktiven. Sie rufen dazu auf, sich am kommenden Freitag, um 14.00 Uhr im Audimax-Foyer einzufinden und lautstark Kritik an der ganzen Zeremonie zu üben. „Die Universitäten, Schulen und Kitas müssen von Bund und Ländern ausfinanziert werden“, fordert Steffie Streik. „So ist eine breite Interessensförderung gesichert und die Lehre wird nicht abhängig von den Interessen irgendwelcher DAX-Unternehmen.“ «