Samstag 31.12.11, 14:52 Uhr

Schöngerechnete Massenarbeitslosigkeit


In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr stellen viele einschlägig bekannte NachrichtenproduzentInnen ihre Arbeit ein. Die JournalistInnen, die auch in dieser Zeit das redaktionelle Umfeld für Werbeanzeigen und -spots sicherstellen müssen, sind dann z. T. gezwungen, zu recherchieren und selber Nachrichten zu produzieren. In diesem Jahr ist dabei z.B. rausgekommen, dass die Statistik der Bundesagentur für Arbeit eine riesige Mogelpackung ist. Da sollen doch tatsächlich in der offiziellen Statistik nicht alle Arbeitslosen erfasst sein. Welch ein Skandal. Diese Ungeheuerlichkeit hat allerdings bereits im Frühjahr 2008  ausgerechnet die FDP aufgedeckt. Sie war damals noch in der Opposition. Ihre kleine Anfrage zur „Anzahl der in der Arbeitslosenstatistik nicht erfassten Arbeitslosen und Leistungen für diesen Personenkreis“ beginnt mit der Vorbemerkung: »Bestandteil der Nachfolgeregelung zur sog. 58er-Regelung ist, dass ältere Arbeitslose, die innerhalb eines Jahres nicht vermittelt werden konnten, künftig generell aus der Arbeitslosenstatistik herausfallen. Derartige Bereinigungen der Arbeitslosenstatistik wurden auch im Laufe der vergangenen Jahre vorgenommen, so dass es heute verschiedenste Gruppen arbeitsloser erwerbsfähiger Personen gibt, die zwar Leistungen beziehen, jedoch in der Arbeitslosenstatistik nicht erfasst werden, beispielsweise ALG-I-Bezieher in einer Trainingsmaßnahme oder ALG-II-Bezieher in einer Arbeitsgelegenheit („Ein-Euro- Job“).« Die Pressestelle des Bundestages schrieb damals in einer Zusammenfassung der Antwort der Bundesregierung: »Von den 2007 durchschnittlich 6,348 Millionen Beziehern von Arbeitslosengeld I (Alg I) und Arbeitslosengeld II (Alg II) sind laut Bundesregierung 3,135 Millionen (49 Prozent) nicht in der Arbeitslosenstatistik registriert.« Auf bo-alternativ.de wurde hierüber im Mai 2008 berichtet: „Keine harten Zahlen über Massenarbeitslosigkeit in Bochum„.
In März diesen Jahres war an dieser Stelle zu lesen: Arbeitsagentur hat sich ausgetrickst. Gegen den Trend stieg die offizielle Arbeitslosenquote in Bochum, weil ein Versuch gescheitert war, die Vermittlung zu privatisieren. Die statistisch „Bereinigten“ kehrten in die Statistik  zurück. Auch der DGB hat immer wieder darauf hingewiesen, was die Arbeitslosenstatistik verschweigt. Die Bochumer Medien veröffentlichen trotzdem monatlich völlig unkritisch die Zahlen der Arbeitsagentur: Siehe die Meldung „Eine Entwicklung macht Pause„. Die Arbeitsagentur gibt sich nicht damit zufrieden, nur die bloßen Zahlen als Mogelpackung zu präsentieren. Selbst diese Zahlen werden dann noch grafisch manipuliert: Beispiele hierfür.