Dienstag 04.01.11, 21:11 Uhr
Massenarbeitslosigkeit schön geschrieben

Eine Entwicklung macht Pause


Was schreibt die Agentur für Arbeit, wenn selbst die geschönten Zahlen für den Dezember zeigen, dass die Massenarbeitslosigkeit gestiegen ist? In Bochum heißt das dann: „Zum Jahresende stagnierte die bisherige positive Entwicklung auf dem lokalen Arbeitsmarkt“. Noch schöner ist die Formulierung für Herne: „Zum Jahresende legte die zuletzt positive Entwicklung auf dem Herner Arbeitsmarkt eine Pause ein.“ Die Pressemitteilungen für Bochum und Herne haben je sieben Seiten. Die 7. Seite ist gleich. Hier wird erläutert, dass die zuvor genannten Zahlen nicht so ganz die Realität widerspiegeln. Menschen, „die Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik oder in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus“ sind, fallen aus der offiziellen Arbeitslosenstatistik raus. Arbeitslose, die einen Ein-Euro-Job haben oder zum fünften Mal an einen Bewerbungstraining teilnehmen müssen, zählen also nicht als arbeitslos. In Bochum und Herne trifft das auf knapp 9.000 Arbeitslose zu. Genaues weiß man nicht. Die Arbeitsagentur hat einfach die Zahlen vom November noch einmal veröffentlicht. Da hatte die Arbeitsmarktentwicklung schließlich noch keine Pause eingelegt. Bis Seite sieben lesen JournalistInnen in aller Regel ohnehin keine Pressemitteilung durch. Nur die geschönten Zahlen vom Anfang der Verlautbarung werden verarbeitet. Die WAZ berichtet morgen unter dem Titel: Sinkende Arbeitslosenzahlen in Bochum erwartet. Die Ruhr Nachrichten wählen gar die Überschrift: Aufwärtstrend am Arbeitsmarkt. Die Pressemitteilungen der Arbeitsagentur für Bochum und Herne.