Montag 03.10.11, 21:29 Uhr

Gedenken an die Reichspogromnacht


Der Bochumer Kinder- und Jugendring hat den Flyer mit der Einladung zur Gedenkveranstaltung am 9. November veröffentlicht. Im Mittelpunkt des Gedenkens steht dieses Mal eine Präsentation von SchülerInnen der Goethe-Schule. Sie erinnern an das jüdische Leben in der Goethestraße. Im Flyer heißt es dazu: „Die Bochumer Juden waren keine homogene Gruppe. Was sie einte, war ihr Selbstverständnis als Deutsche jüdischen Glaubens. Ansonsten fühlten sie sich der gesellschaftlichen Schicht zugehörig, die ihrem Beruf und Bildungsstand entsprach. Im vergangenen Jahr lag der Fokus bei der Gedenkveranstaltung auf der Schicht der jüdischen Arbeiter, die am Moltkemarkt (dem heutigen Springerplatz) ansässig waren. In diesem Jahr wollen wir der jüdischen Bewohner der Goethestraße gedenken. Was waren das für Leute, die dort wohnten? Dies waren vor allem Menschen, die der Bochumer Oberschicht (Kaufleute und Akademiker) zuzuordnen sind.
Zu dieser Oberschicht zählte auch die Familie Kaminski. Mathilde Kaminski und ihr Sohn Walter führten eine renommierte Maßschneiderei in der Viktoriastraße. In der Nacht des 9. November 1938 plünderten und verwüsteten Nationalsozialisten das Geschäft und die Wohnung von Walter Kaminski, welche sich in der Goethestraße 14 befand.
Walter floh noch in derselben Nacht aus Bochum und entging dadurch der Verhaftung und der Deportation ins Konzentrationslager Sachsenhausen. 1939 emigrierte er mit seiner Familie in die USA. Seine Mutter musste das Geschäft an die Stadt Bochum verkaufen. Ein ehemaliger Angestellter, Mitglied der NSDAP, übernahm daraufhin den Laden. Mathilde musste ihre Wohnung in der Viktoriastraße räumen und zog vorübergehend zu den Schwiegereltern ihres Sohnes, später in das Judenhaus in der Goethestraße 9. Obwohl inzwischen fast mittellos, gelang ihr im Januar 1941 mit Hilfe ihrer inzwischen in den USA lebenden Kinder noch die Ausreise.
An die jüdischen Mitbewohner, die das Bochumer Leben in der Öffentlichkeit prägten, soll in diesem Jahr erinnert werden.