Am morgigen Mittwoch findet im Museum ein Verkehrssymposium „Radfahren in Bochum, aber sicher!“ statt. In der Einladung zu einem Pressegespräch zu dieser Tagung schreibt das Presseamt der Stadt: „Insbesondere auf kürzeren Strecken ersetzt das Rad bereits jetzt häufig Fahrten mit dem Auto. Die Stadt Bochum will diese Entwicklung fördern und den Radverkehr nicht nur in die Verkehrsplanung, sondern auch in den Wohn- und Lebensraum einbinden.“ Zum Thema Radverkehr hat Klaus Kuliga, der Vorsitzende des ADFC in Bochum kürzlich unter dem Titel „Radfahrer-Hölle Bochum“ geschrieben: „Manchmal könnte man ja auf den Gedanken kommen, irgendwo in den Schaltzentralen der Macht in unserer heißgeliebten Stadt gebe es Leute, die sich im Stillen sagen: ‚zur Hölle mit den Radfahrern‘. Sagt natürlich keiner.
Neulich gab es in der Bochumer WAZ eine kleine Glosse namens Tagebuch. Dort war zu lesen, am Tippelsberg, also an der Hiltroper Straße, gebe es – so wörtlich – „prima Radwege“. Das wäre ja wirklich mal was ganz Neues und deshalb bin ich sofort hingefahren und wollte dieses Erlebnis voll auskosten: „prima Radwege“ in Bochum. Gefunden habe ich sie leider nicht und deswegen einen Leserbrief an die WAZ geschrieben, mit der Empfehlung an den Autor „bb“, diese Radwege, die er nur aus dem Auto kennt, doch einmal selbst mit dem Fahrrad auszuprobieren. Dann würde er vielleicht verstehen, warum Radfahrer auf der Fahrbahn fahren, obwohl es an der Straße Radwege gibt: Sie fürchten zu Recht um Leib und Leben. An der Hiltroper Straße sind diese Radwege sogar zu einem großen Teil benutzungspflichtig. Deshalb habe ich unmittelbar nach der Inspektion dieser Radwege einen Antrag an die Stadt Bochum gestellt, die Benutzungspflicht dieser Radwege aus Gründen der Verkehrssicherheit sofort aufzuheben.
Manchmal wird mir der Vorwurf gemacht, ich würde immer nur alles negativ darstellen und der rührigen Stadt Bochum ständig vors Schienenbein treten – wo sie sich doch so viel Mühe gibt mit den Radfahrern. Die Perspektiven sind da ganz unterschiedlich. Es ist mir deshalb eine Freude, einmal eine gänzlich unverdächtige Quelle zu zitieren, die unvoreingenommen und völlig losgelöst vom ADFC Bochum etwas über die Freuden des Rad Fahrens in Bochum sagt: die WAZ. In dem Artikel „Radeln wie unter Strom“ schreibt Martin Tochtrop, der mir völlig unbekannt ist, folgende nette Sätze über das Pedelec-Fahren in Bochum: ‚Das Rad beschleunigt im Nu auf gute 20 Stundenkilometer und ist damit für die Radfahrer-Hölle Bochum schon fast zu schnell. Denn hier teilt man sich den Radweg mit Fußgängern oder fährt auf der Straße auf handtuchbreiten Radspuren. Vor allem in der City kann der Radweg auch plötzlich im Nichts verschwinden. Bereits nach 100 Metern im Bermudadreieck hängt mir um Haaresbreite ein torkelnder Fußgänger über der Lenkstange‘. ‚Radfahrer-Hölle Bochum‘, also das hätte ich nie gewagt! Gut dass die Zeitung das schreibt, dann muss es doch wahr sein.
Ich würde ja so gerne darüber schreiben, wie sehr sich die Stadt Bochum ins Zeug legt, um die fahrradfreundlichste Stadt der Welt, oder doch Europas, oder wenigstens in Deutschland, oder vielleicht nur in NRW oder im Ruhrgebiet oder doch zumindest im Umkreis von 10 km rund ums Rathaus zu werden. Geht aber nicht. Ein großes Zeichen der Hoffnung war die Radverkehrsschau im letzten Herbst. Das ist jetzt fast ein Jahr her und wir warten immer noch auf die konsequente Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen. Andererseits wurden auf der Hattinger Straße gerade die ersten Radfahrstreifen markiert: vorbildlich. Und drittens konnte sich der entscheidende Ratsausschuss nicht dazu durchringen, auch für die Wittener Straße die von der Verwaltung vorgeschlagenen Radfahrstreifen zu beschließen: bedenklich. Wir fahren trotzdem Rad und das ist gut so.“
Dienstag 28.09.10, 11:00 Uhr