Dienstag 28.09.10, 08:30 Uhr
Einladung zum Austausch- und Vernetzungstreffen

Die Kulturhauptstadt geht – wir bleiben!


Die AG Kritische Kulturhauptstadt schreibt: »Wenn die Kulturhauptstadt 2010 vorbei ist, wird Bilanz gezogen. Eigentlich ist das Ergebnis jetzt schon klar: Die beteiligten Offiziellen werden das große Kulturfest bejubeln und die wichtigen kreativwirtschaftlichen Akzente, die angeblich gesetzt wurden, hervorheben. Die AktivistInnen der Sozio-, Off- und Subkultur werden jammern, weil sie nichts oder nur Krümel vom Kuchen bekommen haben. Wird nach dem Jammern und Jubeln über 2010 hinaus von der Kulturhauptstadt noch etwas übrig bleiben? Was jede Zeit und jedes Vergessen überdauern wird, sind die Toten und Verletzten der Loveparade. Die Kulturhauptstadt Ruhr 2010 wird immer mit dieser Katastrophe verbunden bleiben.
Jedoch haben wir, noch vor dem offiziellen Ende der Kulturhauptstadt, den Eindruck, dass in 2010 fehlende Partizipation und die Öffnung von Möglichkeitsräumen nicht nur beklagt, sondern auch ganz handgreiflich eingefordert wurde und wird: Die Besetzung von KünstlerInnen und anderen kreativen AktivistInnen im Juli in Essen (Freiraum2010) und im August in Dortmund (UZDO) zeigen, dass das Motto „Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel“ auch als Selbstermächtigung und direkte Aneignung verstanden werden kann. Diese Initiativen begrüßen und unterstützen wir sehr. Entsetzt sind wir über das ordnungspolitische Eingreifen und die damit verbundenen Schikanen, mit denen sich alternative und künstlerische Projekte konfrontiert sehen, selbst wenn sie explizit im legalistischen Rahmen bleiben.
Auch die aktuellen und in 2011 noch zu erwartenden Kürzungen im Kulturhaushalt vieler Städte, widersprechen dem vollmundigen Versprechen der Kulturhauptstadt Kultur nachhaltig zu fördern. Der Protest dagegen erscheint eher verhalten. Im Mittelpunkt steht die Forderung der betroffenen Projekte und Einrichtungen nach Geld. Das ist legitim aber irgendwie auch etwas leer. Oder haben wir da etwas nicht mitbekommen?
In einigen Ruhrgebietsstädten gibt es ganz strukturelle Veränderungen im Kulturbereich, die ebenfalls auf Protest und Widerspruch treffen, etwa die Schließung des Jugendzentrums Papestraße in Essen oder die ungewisse Zukunft des FZW in Dortmund.
Wir glauben, dass es sinnvoll ist, diese unterschiedlichen Interessen und Betroffenheiten auszutauschen und zu vernetzen. Auch wenn die jeweilige Situation und die Perspektiven der Projekte und AktivistInnen sehr verschieden sind, können gemeinsame Forderungen und positive Bezugspunkte untereinander entstehen, welche die öffentliche Wahrnehmung und die Spielräume konkreter Initiativen und Projekte vergrößern helfen. Die Hamburger Kampagne „Recht auf Stadt“, in der die erfolgreiche Besetzung des Gängeviertels nur der sichtbarste Ausdruck einer Vielzahl von Initiativen ist, kann trotz aller Unterschiedlichkeit zur Situation im Ruhrgebiet, ein Beispiel sein. Die Frage der UZDO-AktivistInnen „Was passiert, wenn nichts passiert?“ verstehen wir als konkrete Aufforderung initiativ zu werden.
Wir laden alle Interessierten zu einem Austausch- und Vernetzungstreffen ein: Am 13. Oktober 2010, um 19.30 Uhr, im Raum 6, im Kulturzentrum Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 44894 Bochum.
Die Leitfragen an diesem ersten Abend könnten sein: Was ist dein Projekt? Was ist dein Problem? Was ist das Gemeinsame? «