Donnerstag 01.07.10, 16:00 Uhr
AKAFÖ-Geschäftsführer „Studiengebühren sind hinderlich"

Mehr Studierende müssen jobben


Das Akademischen Förderungswerks (AKAFÖ) schreibt:  Die soziale Lage der Bochumer Studierenden hat sich in den letzten Jahren weiter verschlechtert. Das ergab eine Spezial-Auswertung der 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW). Obwohl die Themen seit Jahren diskutiert werden, stellen besonders die Finanzierung des Studiums und der Hochschulzugang für bildungsferne Schichten weiter große Probleme dar. 63,1 Prozent der Bochumer Studierenden stimmen mittlerweile der Aussage zu: „Ich verdiene während des Studiums Geld, weil es zur Bestreitung meines Lebensunterhalts unbedingt notwendig ist. Das ergab die auf die Klientel des Akademischen Förderungswerks (AKAFÖ) bezogene Auswertung der aktuellen DSW-Zahlen. Da die Bochumer Zahlen zur letzten Sozialerhebung nicht erhoben wurden, werden hier die Ergebnisse für die gesamten Ruhrgebiets-Studentenwerke als Vergleichsgrundlage herangezogen: 2007 waren es da 61 Prozent der Studierenden, die für den Lebensunterhalt jobben mussten.
Der Aufwand für Studium und Job liegt bei den Bochumer Studierenden im Durchschnitt bei 44,1 Stunden und damit deutlich höher als die gesellschaftliche Durchschnitts-Arbeitszeit. 2007 lag der Wert noch bei 39 Stunden. Fast ein Drittel aller Studierenden (28,7 Prozent) glauben deshalb, dass sich ihre Studienzeit durch das Jobben verlängern wird. Die weitaus meisten Bochumer Studierenden arbeiten nebenbei als Aushilfen in Kneipen, Büros, Fabriken (41,1 Prozent) oder als studentische Hilfskräfte (22,8 Prozent). Auch der Beratungsbedarf zu den Themen Finanzierung und Erwerbstätigkeit ist noch einmal gestiegen und liegt bei den Beratungssuchenden bei 48,6 Prozent (2007: 42 Prozent).
AKAFÖ-Geschäftsführer Jörg Lüken findet deutliche Worte für die soziale Lage der Studierenden in Bochum: „29 Prozent der Bochumer Studierenden müssen für Studium und Nebenjob deutlich mehr als 50 Stunden in der Woche aufwenden. 21 Prozent befinden sich wegen ihrer schwierigen finanziellen Situation faktisch in einem Teilzeitstudium, obwohl es an den Hochschulen kaum formale Teilzeitstudiengänge gibt. In diesem Kontext sind Studiengebühren sicherlich hinderlich, um die soziale Selektion im Bildungssystem zu bekämpfen.“
Unter den finanziellen Problemen leidet auch die Neigung der Bochumer Studierenden zu Auslandsaufenthalten. Nur noch 14,5 Prozent gaben an, sich zum Studium im Ausland aufgehalten zu haben. 69,3 Prozent haben wegen finanzieller Mehrbelastung darauf verzichtet. 2007 waren im Gesamt-Ruhrgebiet immerhin noch 24 Prozent der Studierenden im Ausland, 63 Prozent gaben an, sich den Aufenthalt nicht leisten zu können.
Immerhin kommt den klammen Studierenden die Mietsituation in Bochum entgegen: Durchschnittlich 254,5 Euro geben sie hier für ihren Wohnraum aus, 2007 waren es noch 261. Damit liegt die Stadt weit unter dem NRW-Durchschnitt von 292,2 Euro (2007: 279 Euro). Dies hat auch damit zu tun, dass in Bochum 13,1 Prozent der Studierenden in den günstigen Studierenden-Wohnanlagen wohnen (NRW: 11,8 Prozent) und hohe 40,7 Prozent noch bei den Eltern leben (NRW: 28,3 Prozent). Nur 12,8 Prozent nehmen das „Hotel Mama“ jedoch auf persönlichen Wunsch in Anspruch.
Eine weitere Verschlechterung ist auch beim Thema Hochschulzugang zu verzeichnen: Nur noch 15 Prozent der Bochumer Studierenden bewerten ihre soziale Herkunftsgruppe als „niedrig“, der Rest als „mittel“, „gehoben“ oder „hoch“. Nur 19,9 geben als Berufsstatus des Vaters „Arbeiter“ an. 2007 war die niedrige soziale Herkunftsgruppe noch mit 18 Prozent vertreten, 25 Prozent der Väter waren Arbeiter.«