„Am 27. Januar 2010 fand im Deutschen Bundestag eine Gedenkveranstaltung aus Anlass des 65. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz durch die Sowjetische Armee statt, an der ich teilgenommen habe. Selbstverständlich habe ich mich bei Beginn zum Gedenken an die Opfer des Holocaust von meinem Platz erhoben. Die Ausführungen zu den Verbrechen der Nazis und der deutschen Bevölkerung an jüdischen Frauen, Männern und Kindern und zu dem Leid und der Zerstörung, die Nazideutschland über unzählige Menschen gebracht hat, haben mich tief bewegt. Niemals darf dieses entsetzliche Verbrechen des deutschen Rassenwahns vergessen werden. Niemals darf sich dies wiederholen.
Doch konnte ich die von Shimon Peres vorgetragenen Teile seiner Rede mit Bezug zum Iran nicht mit stehendem Beifall gut heißen. Grund dafür ist, dass Shimon Peres seine Rede zur ideologischen Vorbereitung auf einen Krieg gegen den Iran genutzt hat. In seiner Rede hat Peres fälschlicherweise den Iran beschuldigt, im Besitz von Nuklearraketen zu sein. Dazu kam eine Gleichsetzung des Irans mit Nazideutschland, die ich für fatal halte. Angesichts der aktuellen politischen Lage sind diese Äußerungen äußerst gefährlich. Sie erinnern an Vorgänge und Kriegslegitimationsversuche, wie wir sie im Vorfeld des völkerrechtswidrigen Feldzugs gegen den Irak erlebt haben.
Dass die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie auch der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi, sich jetzt diese verbalen Kriegsvorbereitungen zu Eigen machen, steigert die Gefahr eines neuen Krieges im Nahen und Mittleren Osten, der katastrophale und unkalkulierbare Konsequenzen für die Gesamtregion hätte.“
Sevim Dagdelen, 05.02.2010
Freitag 05.02.10, 15:30 Uhr
Die Stellungnahme von Sevim Dagdelen ist tatsächlich die Erträglichste der linken „Sitzenbleiberinnen“. Ausdrücklich schreibt sie hier, dass auch sie von weiten Teilen der Peres-Rede bewegt war, und dass sie Peres in Bezug auf das „nie wieder“ uneingeschränkt zustimmt.
Die daran anschließende Einschränkung und Begründung fürs Sitzenbleiben verstehe ich aber nicht ganz. Ok, Peres hat gesagt, das der Iran Atomraketen besitzt, und nicht, dass er sie haben will. Kritik in diesem Punkt berechtgt. Aber sonst: Wo zur Hölle hat denn Peres in seiner Rede den Iran mit Nazideutschland gleichgesetzt???
Die Rede von Peres kann hier nachgelesen werden: http://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/geschichte/gastredner/peres/rede.html
Der Iran wird an einer einzigen Stelle erwähnt. Und da heißt es:
„Ebenso wie unsere Nachbarn identifizieren auch wir uns mit den Millionen Iranern, die gegen die Diktatur und Gewalt rebellieren. Genau wie sie lehnen wir ein fanatisches Regime ab, das die Charta der Vereinten Nationen missachtet. Ein Regime, das mit Zerstörung droht und Atomkraftwerke und Nuklearraketen besitzt, mit denen es sein eigenes Land wie auch andere Länder terrorisiert. Ein solches Regime ist eine Gefahr für die ganze Welt.“
Eine Gleichsetzung mit Nazideutschland? Wo? Habe ich in der Rede irgendwas überlesen, oder ist das eine falsche Behauptung, mit der sich Sevim Dagdelen zu rechtfertigen sucht? Hat sie da irgendwas falsch verstanden?
Ich habe das Gefühl, sowohl Sevim Dagdelen als auch Christuskirchen-Pfarrer Thomas Wessel haben sich vergalloppiert. Die Linken-Abgeordnete sollte erkennen, dass Peres bis auf den Atomraketen-Fehler – zumindest dem Protokoll nach – nichts besonders kritikwürdiges gesagt hat. Insbesondere hat er nicht den Iran mit Nazideutschland gleichgesetzt. Sie sollte auch erkennen, dass es politisch falsch war, am Tag der Befreiung der Menschen in Auschwitz der NPD eine Vorlage für ihre antisemitische Propaganda zu geben. Pfarrer Wessel sollte sich für die unglaublichen Unterstellungen in seinem Brief entschuldigen und das Hausverbot zurücknehmen. Sonst kann man ihn politisch auch nicht mehr ernst nehmen.
Bekannt ist: Das Rad der Geschichte kann nicht mehr zurück gedreht werden. Gleichwohl ist die Gegenwart Grundlage, damit die fürchterlichen Verbrechen National-Sozialistischer Schreckensherrschaft niemals in Vergessenheit geraten. Die Zukunft dagegen ist historisch noch nicht erfasst und wir Alle sind aufgefordert zu handeln, daß diese Vergangenheit auf ewig transparent bleibt und so etwas nie wieder geschieht. Die Shoa ist ein unauslöschbarer Teil deutscher Geschichte.
Wenn Sevim Dagdelen für sich das Instrument des Nichtaufstehens als zivilen Ungehorsam, wozu scheinheilige deutsche PolitikerInnen gebetsmühlenhaft aufrufen, wählt, zeigt das keine Mißachtung vor der Vergangenheit, sondern orientiert sich an der Person Shimon Peres, der hinlänglich und seit langer Zeit als Kriegstreiber und Falke israelischer Regierungspolitik bekannt ist. Nicht nur aktuell in der Iran-Frage und die potentielle Bedrohung Israels durch Atomraketen, sondern auch im Palästina-Konflikt.
An dieser Stelle blendet Thomas Wessels und andere ev. Kirchenhäupter einen wohl bekannten Internationalismus-Aspekt aus, der dringend nach einer politischen Lösung statt Konformität ruft und er stellt sich inhaltlich an die Seite sog. Anti-Deutscher, die von einer Antisemitismus-Phobie geprägt zu sein scheinen und damit alle Widersprüche ad acta legen wollen.
Wir von der Compania Bataclan(Musik: Balkan-
Klezmer-ReggaeSka in politischem Gewand)haben befremdlicherweise bei einer Anfrage zwecks Gastierens in der Christus-Kirche durch Thomas Wessels erfahren müssen, wie er uns hinsichtlich ellenlangen Mailaustausches befragte: Warum, Weshalb, Wieso wir dort spielen wollen. Diese Befragung kam schon fast einer „Gesinnungsprüfung“ gleich.
Ausgeblendet werden darf keineswegs ein vorhandener Antisemitimus in der Linken,z.B. RZ-Flugzeugentführung nach Entebbe oder Horst Mahler/jetzt NPD, doch um dieses Übel zu überwinden, gilt es Offenheit und Diskussionsbereitschaft einzufordern.
Verbote und Ausschlüsse sind kontraproduktiv.
Sog. Gutmenschen – Wegtreten!
Compania Bataclan
An
Ein zentraler Aspekt, den auch Compania Bataclan meiner Ansicht nach fälschlicherweise erwähnt, ist Peres der Regierung zuzuordnen. Er ist aber nicht in der Regierung, sondern Staatspräsident, was laut wikipedia eine ähnliche Winke-Onkel-Bedeutung wie die des deutschen Bundespräsident Köhler hat.
In der Hinsicht ist er Repräsentant des Staates Israel. Als solcher war er zum Auschwitz-Tag eingeladen.
Ihn nicht durch Klatschen zu ehren, sehe ich daher nicht als Kritik an der Regierungspolitik sondern an Israel an sich. Daher der wenig verwunderliche Beifall von ganz rechts. Das hätte Sevim Dagdelen klar sein müssen. Eine Entschuldigung für die blöde Aktion wäre daher einfach sinnvoll.
Sehr geehrte Frau von Bremen, Herr Schöps und Herr Wessel,
bzgl. der auf Initative des Bundespräsidenten Herzog zurückgehenden Gedenkens an die Befreiung der Opfer von Ausschwitz vom 27.01.1945 am 27.01.2010 im Deutschen Bundestag bleibt mir persönlich etwas anderes in Erinnerung als nur das respektlose Nichtaufstehen einiger Bundestagsabgeordneten, insbesondere der Bundestagsabgeordneten Dagdelen. Nur am Rande sei vorab zu ihrer Erinnerung erwähnt, dass es schließlich auch in der reformierten Kirchentradition ein kulturell-religös begründetes Nichtaufstehen in den evang. reformierten Kirchen gibt. Dies hat in der (fast nicht vorhandenen) Liturgie den simplen Hintergrund, dass man als Mensch einzig allein Gott als den Schöpfer alles Lebens Respekt schuldet, nicht aber irgendeinem Menschen. Der in ihrem Kuratorium sitzende ehrenwerte Dr. Norbert Lammert (CDU), seines Zeichens Bundestagspräsident des Dt. Bundestags, der an diesem Tag ebenfalls eine Rede hielt, hat aber sehr viel eher meine Aufmerksamkeit erregt als die sitzenbleibende Frau Dagdelen von den LINKEN. Seine Rede im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Staatspräsident! Herr Bundespräsident! Sehr geehrte Repräsentanten aller Verfassungsorgane! Exzellenzen! Herr Professor Tych! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Gäste! Anfang Mai wird hier in Berlin die „Topographie des Terrors“ eröffnet. Die neue Dokumentationsstätte steht auf den Fundamenten der ehemaligen Hauptquartiere von Gestapo und SS sowie des sogenannten Reichssicherheitshauptamts. Vermutlich gibt es keinen anderen Ort, von dem aus in so diabolischer Weise Mord und Terror geplant und organisiert wurden. Auch der Völkermord an den europäischen Juden wurde von dort aus geleitet – nur wenige Hundert Meter von hier entfernt und scheinbar Lichtjahre weit weg.
Als Auschwitz am 27. Januar 1945 befreit wurde, hatte das Lager fünf Jahre, fünf unendlich lange Jahre, bestanden. In dieser Zeit wurden allein dort mehr als eine Million Menschen ermordet.
Wir gedenken heute, am 65. Jahrestag der Befreiung, aller Opfer, die in die Verfolgungs- und Tötungsmaschinerie des nationalsozialistischen Regimes gerieten. Wir gedenken aller, die um ihre Würde, ihre Gesundheit, ihr Hab und Gut, am Ende um ihr Leben gebracht wurden: europäische Juden, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, Künstler, Wissenschaftler, alle, die als sogenannte Feinde des Nationalsozialismus herabgewürdigt wurden. Wir erinnern auch an diejenigen, die deshalb schikaniert, inhaftiert, gefoltert und ermordet wurden, weil sie Widerstand leisteten oder verfolgten Menschen Schutz und Hilfe gewährten.
Wir erneuern unser Versprechen, dass wir das, was in der Vergangenheit geschehen ist, nicht vergessen. Wir wissen um die Verpflichtung, jede Form von Hass, Intoleranz, Diskriminierung, Ausgrenzung und Antisemitismus entschieden zu bekämpfen.
Meine Damen und Herren, unter den Opfern von Auschwitz stellen die Juden Europas und Polen die zahlenmäßig größten Gruppen. Umso dankbarer sind wir, dass wir heute jeweils einen Gast aus Polen und Israel bei uns haben. Ich begrüße aus Israel den Staatspräsidenten, Herrn Schimon Peres, und ich begrüße aus Polen den Historiker Herrn Professor Feliks Tych.
Bis 1942 – dies entnehme ich einer Veröffentlichung von Professor Tych – hat es nirgendwo sonst auf der Welt eine so große geschlossene jüdische Bevölkerung gegeben wie in Polen. Dort waren von der Gesamtbevölkerung 10 Prozent und von der Stadtbevölkerung sogar 40 Prozent Juden – beinahe 3,5 Millionen Menschen. Bis 1939 galt Warschau als eine Hochburg jüdischer Kultur in der Welt; allein hier lebten fast 400 000 Juden. Zum Vergleich: In ganz Deutschland lebten bis 1933 rund 500 000 Juden. Viele Juden, wo immer sie heute leben, haben polnische Wurzeln, und dies trifft auch auf Herrn Staatspräsident Peres zu, der in der ehemals polnischen – heute weißrussischen Stadt Wiszniew – geboren wurde und nach traumatischen Erlebnissen 1934 mit seiner Familie nach Tel Aviv auswanderte.
Es kommt nicht häufig vor, dass ein ausländisches Staatsoberhaupt eingeladen wird, vor dem Deutschen Bundestag zu sprechen. Wenn mit Schimon Peres nun bereits zum dritten Mal ein israelischer Staatspräsident vor dem Deutschen Bundestag spricht, zumal an einem so herausgehobenen Tag, unterstreicht das die besonderen Beziehungen zwischen unseren Staaten, für die es keine Parallele gibt. Es sind in der Tat keine „normalen“ Beziehungen, weil das Verhältnis zwischen Israel und Deutschland nie „normal“ war und deshalb auch nicht „normal“ werden muss oder soll. Unsere Beziehungen werden immer von den beispiellosen historischen Erfahrungen geprägt sein. Israel ist auf der Asche des Holocaust gegründet. Für die zweite Demokratie in Deutschland gehört die Auseinandersetzung mit dem Holocaust gewissermaßen zu den Grundlagen unserer Verfassung, nachdem ein totalitäres System die Würde der Menschen in beispielloser Weise angetastet und in einer diabolischen Verbindung von Menschenverachtung und Größenwahn am Ende das eigene Land politisch, ökonomisch und moralisch ruiniert und Millionen Opfer zurückgelassen hatte.
In den 65 Jahren nach der Befreiung der Konzentrationslager hat sich zwischen Israel und Deutschland eine Freundschaft entwickelt, die niemand ernsthaft erhoffen durfte.
„In unserem jungen Staat“, hat Schimon Peres einmal gesagt, „überwog die Auffassung, dass der Bruch mit Deutschland endgültig und für ewig sein müsse.“ Vor dem Hintergrund, dass unter den Staatsgründern Israels die Überlebenden der Todeslager und die Vertriebenen aus den zerstörten Gettos waren, ist das eine ebenso deprimierende wie nachvollziehbare Einstellung. Umso mehr müssen wir David Ben-Gurion und Konrad Adenauer, den ersten Regierungschefs beider Länder, dankbar sein, dass trotz der tiefen Gräben zwischen beiden Völkern wieder Vertrauen aufgebaut wurde und die Grundlagen dafür gelegt wurden, was man heute im Positiven die „besonderen Beziehungen“ zwischen Deutschland und Israel nennt: Wir Deutsche tragen eine Mitverantwortung für den Staat Israel. Wo sein Existenzrecht und die Sicherheit seiner Bevölkerung bedroht sind, wo das Recht, in sicheren Grenzen zu leben, gefährdet ist, gibt es für uns Deutsche keine Neutralität. Wir Deutsche haben für die Existenz und die Sicherheit Israels eine historisch begründete besondere Verantwortung. Manches ist verhandelbar, das Existenzrecht Israels nicht.
E i n a t o m a r b e w a f f n e t e r S t a a t i n s e i n e r N a c h b a r s c h a f t, g e f ü h r t v o n e i n e m o f f e n a n t i s e m i t i s c h o r i e n t i e r t e n R e g i m e, i s t n i c h t n u r f ü r I s r a e l u n e r t r ä g l i c h. D i e W e l t g e m e i n s c h a f t d a r f e i n e s o l c h e B e d r o h u n g n i c h t d u l d e n.
Sosehr Israel und Deutschland durch die Erfahrung des Holocaust verbunden sind, es wäre zu kurz gegriffen, unsere Beziehungen ausschließlich auf die historische Dimension zu verkürzen. Wir arbeiten intensiv zusammen, um die Zukunft zu gestalten. Über 100 Städtepartnerschaften gibt es zwischen deutschen und israelischen Kommunen, Dutzende von Hochschul- und Wissenschaftskooperationen. Es gibt einen lebhaften, wechselseitig befruchtenden Kulturaustausch und intensive, weiter wachsende Handelsbeziehungen sowie inzwischen regelmäßige Regierungskonsultationen zwischen unseren beiden Ländern. An all das war vor 65 oder 60 Jahren nicht einmal zu denken gewesen.
Ganz besonders beeindruckend, geradezu wunderbar: Jüdisches Leben ist nach Deutschland zurückgekehrt. Nach der Schoah schien es unvorstellbar, dass es in Deutschland jemals wieder blühende jüdische Gemeinden geben könnte. Mittlerweile wachsen die jüdischen Gemeinden in Deutschland, und jede Synagoge, die neu oder wieder eröffnet wird, bringt uns ein Stück näher zu dem Ziel, das Paul Spiegel hoffnungsvoll die „Renaissance des Judentums“ genannt hat. Wir sind dankbar für jede junge Pflanze wiedererwachenden jüdischen Lebens und jüdischer Kultur.
Ihnen, Herr Staatspräsident, sind wir besonders dankbar, dass Sie an diesem Tag zu uns sprechen werden.
Meine Damen und Herren, Feliks Tych hat den Holocaust überlebt. Er überlebte dank falscher Papiere als angeblich verwaister Neffe einer polnischen Lehrerin. Seine Eltern und seine Geschwister wurden ermordet. In seiner Person treffen sich die Dimensionen von persönlichem Schicksal und akademisch-distanzierter Analyse, weil Herr Tych Opfer, Zeitzeuge und Historiker zugleich ist.
Professor Tych hat in Warschau das Jüdische Historische Institut geleitet und zu einem eindrucksvollen archivalischen und musealen Zentrum entwickelt, mit der Aufarbeitung der Bestände des Untergrundarchivs des Warschauer Gettos. Er hat das erste polnische Schulbuch über den Holocaust im besetzten Polen redigiert. Intensiv hat er sich mit der Frage befasst, welche Folgen der Holocaust für die Gesellschaften Polens und anderer mittel- und osteuropäischer Staaten hatte und bis heute hat. „Der lange Schatten des Holocaust“, so lautet der Titel eines seiner Bücher.
Vor allem ist Professor Tych auch der Frage nachgegangen, was es für das polnische Volk bedeutet, gezwungenermaßen zu unmittelbarer Zeugenschaft eines Völkermordes zu werden. Ich darf ihn zitieren:
Wem [in Deutschland] sehr daran lag, nicht zu wissen,zu welchem Zweck oder mit welchem Ziel die Juden aus Deutschland, Österreich, Holland, Belgien oder Frankreich nach Osten abtransportiert wurden, musste es nicht wissen oder konnte vorgeben, nichts zu wissen. Diese Tatsache war – wie wir alle sehr wohl wissen – von beträchtlichem Einfluss auf die Erinnerungen aus der Kriegszeit. Doch in Polen, im Baltikum, in der Ukraine oder in Weißrussland war es unmöglich, nichts zu wissen; selbst vortäuschen
konnte man sich nichts.
Dies hat die Bevölkerung in den besetzten Staaten – ich zitiere weiter Professor Tych –
ausgesetzt. In diesem Sinne gehören die Polen … unbewusst zu den moralischen Opfern des Holocaust,
während die Juden seine physischen Opfer waren.
am stärksten den moralischen Folgen des Holocaust
Ende eines bemerkenswerten Zitats.
Auch in den deutsch-polnischen Beziehungen sind der Holocaust, die Verbrechen des nationalsozialitischen Regimes auf immer Teil der Geschichte, vor der wir die Augen nicht verschließen. Für Ihre erhellenden, klugen Analysen danken wir Ihnen, sehr geehrter Herr Professor Tych, und besonders für Ihre Bereitschaft, heute zu uns zu sprechen.
Meine Damen und Herren, Holocaust und Massenmord waren keine Naturkatastrophe; auch keine höhere Macht ist dafür verantwortlich zu machen. Daran müssen wir uns stets erinnern und Wege finden, diese Verbrechen der nachwachsenden Generation zu erklären. Erfreulicherweise gibt es heute unter jungen Leuten ein großes Interesse daran. Junge Leute wollen wissen, was geschehen ist und warum es geschehen konnte. Auch in diesem Jahr hat der Deutsche Bundestag deshalb wieder rund 80 junge Leute zu einer Jugendbegegnung eingeladen. Sie alle begrüße ich herzlich und mit besonderem Respekt – stellvertretend für alle Ehrengäste dieser Veranstaltung – Maria Blitz, die mit ihren Söhnen Leo und Andrew sowie dem Enkel Brian mit jetzt beinahe 92 Jahren zum ersten Mal in ihrem Leben nach Berlin gekommen ist.
Maria Blitz überlebte das Krakauer Getto, die Konzentrationslager sowie das Arbeitslager. Schließlich konnte sie dem Todesmarsch von Königsberg zur Samländischen Ostseeküste und so dem Massaker von Palmnicken Anfang 1945 entfliehen. Seit 1949 lebt sie in den USA.
Je weiter der Holocaust in die Vergangenheit rückt, je weniger Zeitzeugen unter uns leben, je mehr Menschen in unserer Gesellschaft leben, die anderer Herkunft sind, andere kulturelle Wurzeln und eine andere Sozialisation haben, desto wichtiger wird es, das Bewusstsein für die besondere geschichtliche Verantwortung Deutschlands wachzuhalten. Dazu gehören der Erhalt und die Pflege authentischer Orte, Orte, an denen wir dem Leid der Opfer nachspüren können, genauso wie Orte, an denen sich die Verbrechen der Täter dokumentieren lassen. Ein solcher Ort wird die Dokumentationsstätte „Topographie des Terrors“ sein. Hier werden nationalsozialistischen Verbrechen konkrete Adressen und Personen zugeordnet, hier wird die europäische Dimension der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft sichtbar, hier wird erfahrbar, von wo aus und von wem die Befehle zu millionenfachem Mord ausgingen; darunter auch der Befehl, Auschwitz zu errichten, Anfang 1940, vor genau 70 Jahren.
Meine Damen und Herren, es ist erst 70 Jahre her, und daran wollen wir auch und gerade 20 Jahre nach Wiederherstellung der Einheit unseres Landes erinnern.“
Soweit die Rede vom derzeit amtierenden Bundestagspräsidenten. Sie ging in weiten Teilen nicht besonders weit über das hinweg, was aktuelle Staatsräson ist. Was ist aber an dem von mir gesperrt markierten Satz so Besonderes? Antwort: Die Aussage von Herrn Prof. Dr. Norbert Lammert ignoriert bewußt die politisch-militärische Tatsache, dass Israel selbst ein atomar bewaffneter Staat ist und mit diesem Waffenbesitz Ängste in die arabische Welt ausgebreitet werden. Selbst der Redner Staatspräsident Peres hat den Atomwaffenbesitz des Staates Israel bereits in einem Fernsehinterview zugegeben. Dies kann unter dem Link http://www.atomwaffena-z.info/atomwaffen-heute/atomwaffenstaaten/israel/index.html genauer analysiert werden. Und diese Tatsache allein ist in meinen Augen die entscheidende und eigentliche Bedrohung der Weltwertegemeinschaft. Der atomare Waffenbesitz darf um der Stabilität des Nahen Ostens und der Welt willen weder von den USA noch von der EU noch von irgend jemanden, der klaren Verstandes ist, länger geduldet werden. Täternationen dürfen letztlich nicht durch Verschweigen oder Verdecken von Tatsachen per se zu zeit- und raumlosen Opfernationen uminterpretiert werden, nur weil sich damit recht brauchbar historisch deutsch-israelische Schuldverhältnisse tilgen lassen.
Frau Dagdelen erinnerte m.E. durch ihr Sitzenbleiben im Dt. Bundestags an diese oben von mir erwähnte Tatsache. Das sie als kirchliches „Verdammungsurteil“ ein Kirchenhausverbot an Frau Dagdelen erteilen, befremdet mich allerdings zutiefst, sind die Worte des Johannesevangelium in Kapitel 8,7 in kirchlichen Kreisen auch schon aus ihrem Bewußtsein entschwunden? Wer einzelne Menschen, wie Frau Dagdelen ausschließt, um sie mittels eines offenen Briefes auf moderne Art und Weise zu steinigen und zugleich mit anderen Kuratoriumsmitgliedern wie dem Prof. Dr. Lammert die in seiner Rede zutage geförderte Weltanschauung zu eigen macht, der bewegt sich in meinen Augen mit Eilschritten auf dem Weg zu einer Sekte, wo nur das als christlich gilt, was der eigenen Gesinnung entspricht.
In diesem Sinne bringen sie als Unterzeichner des offenen Briefes an Frau Dagdelen genau die Respektlosigkeit entgegen, die sie zu bekämpfen scheinheilig vorgeben. Sie sind durch die eigenen scharf gewählten Worte wirklich Lichtjahre davon entfernt, was ihr pemanenter Auftrag sein dürfte: In Matthäus (Mt 5,43-45) steht an zentraler Stelle:
Liebet eure Feinde, segnet, die euch verfluchen, tut Gutes denen, die euch hassen, bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen: So werdet Ihr Kinder eures Vaters im Himmel sein.
In Matthäus 5,45-48 steht weiter geschrieben:
Denn Er [JHWH als Schöpfer der Welt] lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und die Guten und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr also nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr davon? Tun die Zöllner nicht dasselbe? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr damit Besonderes? Handeln die Andersgläubigen nicht genauso? Darum seid vollkommen, ebenso wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.
Insofern erweisen sie sich in ihrem Tun gegen Frau Dagdelen als Repräsentanten einer gesinnungsethisch geprägten und kulturell Fremdes ausgrenzenden Kirchentradition. Allein die Hoffnung auf Umkehr bleibt ihnen ja jederzeit möglich und erhalten. Vielleicht begeben sie sich ja in ihrem kirchlichen Handeln auf dem nach Versöhnung Ausschau haltendem Tun. Die Freiheit dazu haben sie.
Was ich in all diesen Foren immer wieder feststelle, ist das einige der Diskusionsteilnehmer tatsächlich den Darstellungen der Medien, glauben schenken.
Die Situation im Iran, wie wir sie tagtäglich in den Medien sehen, entspricht in keinsterweiße der Realität.
Arbeiterfotografie.de klärt auf
naja, arbeiterfotographie lügt da eher auf. als scheinbare freunde des islamistischen regime, dass wohlgemerkt die linke im iran brutal zerschlagen hat und es mit den aktuellen bewegungen weiter tut, verbreitet arbeiterfotographie seit jahren ahmadinedschad hätte israel nie bedroht. die npd sagt so ungefähr das gleiche zum thema.
ich hab grad gesehen, dass die rote hilfe am nächsten mittwoch eine veranstaltung zur todesstrafe im iran macht. da dürfte sicher verdammt viel traurige realität berichtet werden.