Mit Kreide umrissene „Bildungsleichen“ liegen vor dem Hauptbahnhof, „sitzengebliebene“ SchülerInnen blockieren den Südring und ein Demozug von 500 Leuten zieht ums Rathaus – auch in Bochum läuft der Bundesweite Bildungsstreik wieder auf vollen Touren. Nachdem bereits im Sommer rund 270.000 SchülerInnen, Studierende und Gewerkschaftsmitglieder gegen die Auswirkungen der Bildungspolitik auf die Straße gegangen waren, schlägt der Streik erneut Wellen. „Nicht nur in zahlreichen Städten Deutschlands, auch in Österreich werden derzeit Hochschulen besetzt“, so Tina Giesen vom Protestkomitee der Ruhr-Uni Bochum. „Trotz einiger Lippenbekenntnisse aus der Politik ist sich mit keiner unserer Forderungen bislang ernsthaft auseinandergesetzt worden.“
Die Zustände im Bildungssystem seien jedoch weiterhin nicht hinnehmbar. Statistiken würden schön geschminkt, während jedes Jahr etwa 65.000 Menschen die Schule ohne Abschluss verließen und 21.000 ohne Ausbildungsplatz seien. „Bildung muss kostenfrei sein“, so sieht es auch Marc Neumann von der DGB Jugend NRW: „Wir wollen einen kostenfreien Zugang zur Bildung, vom Kindergarten bis zur Hochschule“, fasste er auf einer Kundgebung des Bildungsstreiks am Bochumer Hauptbahnhof die zentralen Forderungen zusammen. Um seiner Rede Nachdruck zu verleihen, besetzten die BildungsaktivistInnen im Anschluss an die Kundgebung verschiedene Kreuzungen und veranstalteten sogenannte Flashmobs – kreative Aktionen, bei denen sich kurzfristig an einem Ort versammelt wird – in der Innenstadt. Zusammenstöße mit der Polizei gab es dabei nur vereinzelt.
Vollversammlung am Donnerstag
Die Fortsetzung des heutigen Tages, der von den TeilnehmerInnen als erfolgreich eingeschätzt wird, gibt es am kommenden Donnerstag, 19. November, um 14 Uhr mit einer Vollversammlung aller Studierenden im Hörsaal HZO 10 auf dem Campus der Ruhr-Uni. Dort soll sich mit der Situation des Bildungssystems europaweit auseinandergesetzt und der Bildungsstreik weiterhin koordiniert werden.