Dienstag 13.10.09, 22:00 Uhr
Lehrstellenkatastrophe

DGB: Ausbildungsbilanz zeigt Ausbildungsdrama


Im vergangenen Ausbildungsjahr haben nach Berechnungen des DGB über 4.300 junge Menschen im Arbeitsagenturbezirk Bochum/Herne eine betriebliche Berufsausbildung angestrebt. Dem gegenüber wurden nur knapp 2.300 betriebliche Ausbildungsstellen angeboten. Michael Hermund, Vorsitzender des DGB Ruhr Mark, dazu: „Die Situation ist katastrophal. Obwohl die Kammern erhebliche Anstrengungen unternommen haben, ist die Zahl der Ausbildungsstellen weiter rückläufig. Allein in den letzten beiden Jahren sank die Zahl der Ausbildungsstellen um mehr als 500 Plätze. Fast 2.000 junge Menschen stehen auch in diesem Jahr ohne betriebliche Ausbildung da. Damit das Ausbildungsdrama nicht so groß erscheint, werden Hunderte in öffentlich finanzierte Maßnahmen gesteckt. Nur etwa 40 % werden tastsächlich mit einem Ausbildungsplatz versorgt.“

Im Agenturbezirk Bochum sind nach DGB Angaben rund 700 junge Menschen in Berufsvorbereitungsjahre (BVB), über 150 in eine einjährige Eingangsqualifizierung (EQJ), fast 1.000 in Berufsgrundschuljahr (BGJ) und Jungarbeiterklassen eingemündet. Einzig gut 200 junge Menschen in außerbetrieblicher Ausbildung bekommen eine vollwertige Berufsperspektive.
„Alles in allem kosten diese Warteschleifen den Beitragszahler mehrere Millionen Euro pro Jahr – Beiträge, die durch die Arbeitnehmer erwirtschaftet wurden und paritätisch in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt werden“, kritisiert Hermund.
Die Bereitschaft der Betriebe auszubilden, werde erst dann zunehmen, wenn die Kosten dafür gerecht verteilt werden. Darum bekräftigte Hermund die gewerkschaftliche Forderung nach einem Umlagesystem.
Auch die Bundesagentur für Arbeit rechnet erst frühestens 2012 mit einer Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt. Erst dann könnten evtl. die sinkenden Schülerzahlen dafür sorgen, dass ein auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsstellen vorhanden ist. Im Agenturbezirk Bochum ist die Situation allerdings verschärft. Hier ist durch die hohe Zahl von Altbewerbern erst später mit einer Entlastung zu rechnen.
„Jahr für Jahr bleiben Hunderte auf der Strecke, wenn es um einen Ausbildungsplatz geht. In den vergangenen Jahren wurde behauptet, die Jugendlichen sind nicht ausbildungsfähig, jetzt ist es die Wirtschaftskrise, die herhalten muss, um das Versagen der Wirtschaft zu kaschieren.
Fakt ist: Für fast die Hälfte der ausbildungswilligen Jugendlichen bleibt der Weg in eine gute berufliche Zukunft versperrt und das unabhängig vom Schulabschluss. Selbst Abiturienten bleiben auf der Strecke,“ so Michael Hermund vom DGB.
„Ein faires Umlagesystem bei allen Betrieben wäre ein Lösungsansatz für die Jugendlichen und die Wirtschaft.“